Alfred Schreuder wird Nachfolger von Julian Nagelsmann bei der TSG 1899 Hoffenheim. Ein ziemlicher No-Name. Dabei war sein Engagement bei der niederländischen Nationalmannschaft schon beschlossene Sache.
Wenige Jahre vor dieser Episode wäre Alfred Schreuder beinahe auf der Bank bei Oranje gelandet. Denn eigentlich hätte er im Sommer 2012 neben dem damaligen Bondscoach Bert van Marwijk Platz nehmen sollen. Doch weil die Niederländer als Vize-Weltmeister die Europameisterschaft an die Wand fuhren, musste mit van Marwijk auch sein designierter Assistent gehen. Er blieb in Enschede und entwickelte derart viel Gestaltungsdrang, dass er zusätzlich die Aufgaben eines Technischen Direktors übernahm.
Als Spieler war Schreuder eine solide Bank im Mittelfeld diverser Eredivisie – Klubs. Die richtig große Bühne blieb ihm allerdings verwehrt. Im ersten seiner drei Engagements bei Feyenoord Rotterdam gehörte er zwar zum Kader, als Meisterschaft und Pokal gewonnen wurden. Einsatzzeiten bekam er, der damals kaum 20 Jahre alt war, allerdings kaum. Stammspieler hingegen war er später in Waalwijk und Breda. Bei NAC gewann er auch seinen einzigen weiteren Titel: die Meisterschaft der zweiten Liga.
Ajax von Deutschland
Dass ein herausragender Trainer in ihm steckt, zeichnete sich damals schon ab. Mehr als andere beschäftigte er sich mit Aufstellungen und mit der Frage, wie er Teamkollegen auf ihren Positionen helfen könne. Auch auf der Bank zeichnete ihn dann die Nähe zu seinen Spielern aus. Bestes Beispiel: Hakim Ziyech, der unter Schreuder bei Twente aufblühte und in jungem Alter Kapitän wurde. Weil er gegen Schreuders Rausschmiss protestierte, verlor Ziyech sein Amt. Seit sich die Beiden bei Ajax wiedertrafen, haben sie ein weiteres Kapitel ihrer besonderen Zusammenarbeit geschrieben.
Dass Schreuder nun nach Hoffenheim geht, ist eigentlich nichts als ein logischer, nächster Schritt. Das vertrauete Umeld in Hoffenheim, ein Konzept, das trotz der finanziellen Möglichkeiten stark auf Entwicklung junger Spieler setzt – das alles passt ins Bild. Überraschend ist höchstens, dass er sich im Februar noch mit einem Verbleib in Amsterdam abgefunden hat.
Da nämlich probierte RB Leipzig im Auftrag des angehenden Cheftrainers, Schreuder abzuwerben. Vergeblich. „Mit Nagelsmann zu arbeiten war toll, aber mir gefällt es auch bei Ajax sehr gut“, kommentierte Schreuder. Nun wird er seinem Buddy von der TSG-Bank also in einigen Monaten gegenübertreten – als Trainer des „Ajax von Deutschland“, wie er das nennt.