Einst lockte Klaus Allofs Kevin de Bruyne in die Bundesliga, mit Wolfsburg holten sie gemeinsam den Pokal. Kein Wunder, das Allofs genau weiß, was unseren Spieler des Jahres so gut macht.
Wenn man Kevin so sieht, glaubt man gar nicht, wie zäh er ist. Doch die Zahlen sprechen eine eindeutige Sprache: 34 Erstligaspiele hat Kevin De Bruyne in der zurückliegenden Saison absolviert. Mehr als jeder andere im Kader des VfL Wolfsburg. Dazu etliche DFB-Pokal- und Europa-League-Spiele, in denen er eine zentrale Rolle spielte. Und auch sonst ist seine Bilanz beeindruckend: Zehn Tore und 21 Assists in der Liga beweisen, dass er mit 24 Jahren zu einem Leader gereift ist, der in der Lage ist, jedem Match seinen Stempel aufzudrücken.
Dass er die Anlagen dazu hat, ist mir schon lange bewusst. Bereits zu meiner Zeit als Manager des SV Werder hatten wir die Fühler nach ihm ausgestreckt. Bei einem Spiel in der belgischen Liga 2011 sahen Thomas Schaaf und ich einen jungen Mann, der trotz seines Alters große Wagnisse einging und zweifellos zu besonderen Dingen auf dem Rasen in der Lage war. Seine Schussstärke, seine Ballbehandlung waren schon damals bemerkenswert. Keine Frage: Ihn wollten wir haben.
Auch ohne markige Sprüche hat er eine Schlüsselposition
Doch bei den Gesprächen mit den Beratern stellte sich schnell heraus, dass auch der FC Chelsea Interesse an ihm angemeldet hatte. Damit waren wir aus dem Rennen. Doch wir ließen den Kontakt nicht abreißen. Bald stellte sich heraus, dass er in London vorerst keine Chance haben würde, Stammspieler in der ersten Mannschaft zu werden. Und das Reservistendasein ist nun mal nichts für Kevin. Ich kenne nur wenige Profis, die so intensiv auf den Fußball fixiert sind wie er. Er sucht überall nach Möglichkeiten, sich zu verbessern. Und Spielpraxis in einer Top-Liga ist die beste Garantie, damit sich ein junger Profi entwickelt. Also bekamen wir mit Werder eine zweite Chance, wir konnten ihn ausleihen und in der Saison 2012/13 erlebte die Bundesliga erstmals die herausragenden Eigenschaften von Kevin De Bruyne.
Er ist kein Lautsprecher. Seine fußballerische Qualität sorgt dafür, dass er auch ohne markige Sprüche in jeder Mannschaft eine Schlüsselposition einnimmt. Für mich symbolisiert er den Prototypen des modernen globalisierten Fußballers. Seine Mutter ist in England aufgewachsen. Sein Vater ist Flame. Kevin verkörpert eine gewisse Lässigkeit. Er weiß genau, was er will, ist sehr klar in seinen Gedanken, analysiert stets nüchtern und erfolgsorientiert.
Was auch dazu führen kann, dass er mitunter seinen Unmut äußert und im Zweifelsfall mit Ecken und Kanten Interessen durchsetzt. Für mich beweist er so, dass er den absoluten Siegeswillen besitzt. Privat zeichnet Kevin aus, dass er sich sehr bewusst Freiräume erhält. Er gibt nur ungern Dinge in der Öffentlichkeit von sich preis. Deswegen sehen Sie es mir nach, dass ich an dieser Stelle nicht allzu viel aus dem Nähkästchen plaudere.