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Chris­toph Met­zelder, als Cris­tiano Ronaldo in der Nach­spiel­zeit des Vier­tel­final-Rück­spiels gegen Juve zum Elf­meter anlief, waren Sie sich sicher, dass er ver­wan­delt?
Ehr­lich gesagt habe ich das Spiel gar nicht live gesehen. Ich hatte mit meiner U19-Mann­schaft Trai­ning. Aber Cris­tiano ist für solche spiel­ent­schie­denden Momente geboren, gerade dann über­nimmt er Ver­ant­wor­tung. Er pustet ein paar Mal durch und macht ihn rein.

Und wie – sein Straf­stoß war per­fekt geschossen…
Es ist ja nicht nur seine Ner­ven­stärke, Cris­tiano ver­fügt auch über eine über­ra­gende Schuss­technik – und das ist beim Elf­me­ter­schießen mehr als die halbe Miete. Selbst wenn ein Tor­hüter die Ecke ahnt, hat er keine Chance, wenn der Ball scharf und plat­ziert geschossen ist.

Nach seinem Tor riss sich Ronaldo das Trikot vom per­fekten Leib und posierte vor den Zuschauern – das sind die Gesten, mit denen Ronaldo den Zorn und Spott vieler Fuß­ball­fans auf sich zieht.
Es war das Foto des Tages – und das weiß er auch. Das gehört zur Marke CR7. Das ist aber auch Aus­druck eines über­bor­denden Ehr­geizes. Die Szene später in der Mixed-Zone, als er Buffon umarmt und tröstet, zeigt auf der anderen Seite den Sports­mann und Men­schen Cris­tiano Ronaldo. Ihm wird in der Außen­dar­stel­lung oft Unrecht getan. Ich kenne keinen Spieler, der etwas Nega­tives über Ronaldo gesagt hat. Unter seinen Kol­legen genießt er einen rie­sigen Respekt.

Können Sie sich noch Ihr erstes Treffen mit Ronaldo bei Real Madrid erin­nern?
(Über­legt) Nicht wirk­lich. Ich weiß nur noch, dass mir im Trai­ning sofort seine unfass­bare Sprung­kraft auf­ge­fallen ist. Ansonsten hat sich Cris­tiano in der Kabine sehr umgäng­lich gezeigt. Da war übri­gens jeder Mal Ziel­scheibe des Spotts seiner Mit­spieler – auch Cris­tiano. Und er hatte kein Pro­blem damit. In der Kabine zu Späßen auf­ge­legt und auf dem Trai­nings­platz der mit Abstand pro­fes­sio­nellste Spieler, den ich je erlebt habe. Cris­tiano war der Erste, der kam und der Letzte, der ging. Ansonsten hat er sehr zurück­ge­zogen gelebt. Bei Mann­schafts­essen oder ‑feiern war Cris­tiano oft nicht dabei oder hat sich als einer der ersten wieder ver­ab­schiedet.

Es gibt keinen Fuß­ball­star, der so pola­ri­siert wie Cris­tiano Ronaldo. Die einen ver­ehren ihn, die anderen hassen ihn wegen seiner Selbst­in­sze­nie­rung auf und abseits des Platzes. Kränkt ihn diese Abnei­gung oder lässt ihn das kalt?
Ich bin mir nicht sicher, ob es ihm völlig egal ist oder ob er nicht ver­stehen kann, warum er nicht unein­ge­schränkt geliebt wird. Gerade in Deutsch­land sieht man Cris­tiano beson­ders kri­tisch. Bei uns spielt das Team eine grö­ßere Rolle und die Fähig­keit, sich in den Dienst der Mann­schaft zu stellen. Und von Cris­tiano Ronaldo kennt man Szenen, in denen ein Mit­spieler ein Tor schießt und alle jubeln mit ihm, nur Cris­tiano eben nicht – nach dem Motto: ›Ich will 4:0 gewinnen und dabei auch noch alle Tore selbst schießen‹. Dieses Nie­mals-Zufrieden-Zu-Sein ist ande­rer­seits eine Fähig­keit, die Cris­tiano so stark macht und die ich noch bei keinem anderen Spieler in dieser Form erlebt habe. Bis auf den WM-Titel hat er alles gewonnen. Und trotzdem hat er kein biss­chen nach­ge­lassen. Das ist fast unmensch­lich.

Der­zeit ist Ronaldo wieder in Top­form. In der Hin­runde hatte er noch geschwä­chelt – auch des­halb liegt Real in der Liga mit 15 Punkte Rück­stand auf Tabel­len­führer FC Bar­ce­lona nur auf Platz drei.
Auch Cris­tiano wird älter. Er weiß, dass die phy­si­sche Kom­po­nente für sein Spiel enorm wichtig ist. Des­halb trai­niert er ja so hart. Er hat inzwi­schen aber auch seine Spiel­weise etwas ange­passt. Sie ist öko­no­mi­scher geworden. Er bezieht aus einer zen­tra­leren Posi­tion seine Mit­spieler viel mehr ein als in frü­heren Jahren.

Sie sind einer von drei Geschäfts­füh­rern der Agentur Jung von Matt Sports und haben sich dabei unter anderem mit der Mar­ken­bil­dung von Fuß­ball­stars beschäf­tigt. Beschreiben Sie die Marke Cris­tiano Ronaldo? Welche Emo­tionen und Asso­zia­tionen werden mit ihm ver­bunden?
Beim Soccer Star Check, einer Umfrage unter deut­schen Fuss­ball­fans, die stark mit Ver­glei­chen oder Bil­dern arbeitet, wird er zum Bei­spiel mit dem Pfau als Syn­onym für Eitel­keit asso­zi­iert. Die Erfolgs­kom­po­nente steht bei der Marke CR7 klar im Vor­der­grund. Cris­tiano besitzt Hotels und meh­rere Eigen­marken wie bei­spiels­weise ein Parfüm und ein Mode­label. Er kennt die ganze Kla­viatur der Medien, des Life­styles und weiß sie per­fekt zu spielen. Ganz anders als ein Lionel Messi, der eine deut­lich zurück­hal­ten­dere und lei­sere Per­sön­lich­keits­marke ist.

Wo wir bei den Marken sind: was unter­scheidet die Marken Real Madrid und FC Bayern Mün­chen von­ein­ander?
Real ist schon sehr lange eine glo­bale Marke. Das weiße Trikot, das Wappen – das kennt man auf allen Fle­cken dieser Erde. Der FC Bayern Mün­chen ist erst auf dem Weg dahin und besetzt seit einigen Jahren inter­na­tio­nale Märkte. Und Bayern hat einen starken regio­nalen, lokalen Ein­schlag. Diese Folk­lore“ ist wich­tiger Bestand­teil und Erfolgs­faktor des FC Bayern Mün­chen.

Real Madrid ging in der Ver­gan­gen­heit den Weg, viel Geld in Stars zu inves­tieren, um im Gegenzug die Mar­ke­ting­e­innahmen zu erhöhen – Cris­tiano Ronaldo und Gareth Bale sind die bekann­testen Bei­spiele dafür. Eine Rech­nung, die auf­geht?
Die 100 Mil­lionen für Ronaldo haben sich auf jeden Fall ren­tiert, wenn man die Ein­nahmen aus den Tri­kot­ver­käufen und die inter­na­tio­nalen Erfolge in dieser Ära nimmt. Für Spieler wie Gareth Bale oder sei­ner­zeit James Rodri­guez gilt es auch, weil sie neue Märkte geöffnet haben. Real hat mit dieser Mann­schaft dreimal in vier Jahren die Cham­pions League gewonnen, was sich auch in den Bilanzen positiv nie­der­schlägt. Wenn man sich die Umsätze und Gewinnen ansieht, dann reden wir über einen glo­balen Fuß­ball­gi­ganten. Ich denke, dass der Verein im Sommer wieder kräftig inves­tieren wird. Spieler wie Cris­tiano Ronaldo und Sergio Ramos sind nicht mehr die Jüngsten und Gareth Bale ist ver­let­zungs­an­fällig. 

Beim FC Bayern Mün­chen sträubt man sich bis­lang dagegen, eine drei­stel­lige Mil­lio­nen­summen für einen Spieler aus­zu­geben – wie lange noch?
Spä­tes­tens wenn Lewan­dowski den Verein ver­lässt, wird es soweit sein.

Selbst dann, wenn der Schwabe Uli Hoeneß im Verein noch was zu sagen hat?
Ja, da bin ich mir sicher. Für einen Stürmer vom Format eines Robert Lewan­dowski muss der FC Bayern Mün­chen eine drei­stel­lige Mil­lio­nen­summe zahlen. Und so einen Stürmer braucht man, um inter­na­tional ganz oben mit­mi­schen zu können.

Wel­ches Ansehen genießt der FC Bayern Mün­chen in Spa­nien?
Obwohl Real 2014 und 2017 Bayern aus der Cham­pions League geworfen hat, ist der Respekt vor dem FC Bayern Mün­chen extrem groß. Das liegt auch an Jupp Heyn­ckes, der als ehe­ma­liger Trainer von Real hohes Ansehen genießt. Heyn­ckes ist in Madrid ein Idol. Und auch ich kann nur den Hut vor ihm ziehen. Trotz großer Domi­nanz in der Bun­des­liga schafft er es, die Schärfe und die Span­nung im Team hoch­zu­halten. Offen­sicht­lich gelingt es ihm, jeden Spieler genau so zu behan­deln, wie er es braucht. Das ist in meinen Augen sein Erfolgs­ge­heimnis. Men­schen hinter sich zu ver­sam­meln und sie zu begeis­tern, ist eine der Kern­kom­pe­tenzen eines Trai­ners.

Schafft Heyn­ckes mit dem FC Bayern gegen Real Madrid den Einzug ins Cham­pions League-Finale?
Das wird ein hauch­dünnes Duell. Viel­leicht ist es ein kleiner Vor­teil für Real, dass das Rück­spiel in Madrid ist. Es gibt nicht umsonst den Spruch, 90 Minuten im Ber­nabéu sind sehr lang“. Das haben wir jüngst wieder im Vier­tel­fi­nale gegen Juventus gesehen.