Udo Scholz, der ehemalige Stadionsprecher des 1.FC Kaiserslautern hat den berühmtesten deutschen Fangesang erfunden. Und den ganzen Berufszweig revolutioniert. Nun ist er verstorben.
Bundesweit bekannt wurde Scholz im Mai 1991, als Kaiserslautern einen wichtigen Sieg auf dem Weg zur Meisterschaft errang. Gegen Schäfers KSC holte die Elf einen 0:2‑Rückstand auf und drängte auf das dritte Tor, als FCK-Trainer Karl-Heinz Feldkamp in der 90. Minute einen frischen Mann brachte. Scholz ergriff sein Mikro und sagte: „Spielerwechsel in der … 85. Minute.“ Der wütende Schäfer behauptete nach dem Spiel, wegen dieses Tricks hätte es die siebenminütige Nachspielzeit gegeben, in der das 3:2 fiel. Scholz versicherte, es habe sich um ein Versehen gehandelt. Das war natürlich eine Notlüge. „Ich habe so etwas bei vier oder fünf Spielen gemacht“, gestand er und schob zur Entschuldigung nach: „Wir mussten doch gewinnen!“
Doch so sehr sich gegnerische Fans oft über Scholz ärgerten, sie alle (mit Ausnahme eines Vereins) sind ihm zu Dank verpflichtet, und zwar wegen der Geschichte mit den Lederhosen. Sie trug sich in einer Gaststätte in Murnau zu. Scholz war dort bei einer kleinen Feier, als ein paar angetrunkene Männer in die Wirtschaft kamen, von denen einer sich das Beinkleid zerrissen hatte. Jemand sagte „Zieht’s dem Buam die Lederhos’n aus“, und Scholz hatte diese Zeile noch immer im Kopf, als er auf der Rückfahrt das Radio einschaltete, aus dem „Yellow Submarine“ von den Beatles kam.
Kein normaler Sprecher
„Zieht den Bayern die Lederhosen aus“, sang er mit – und wusste sogleich, dass das ein Ohrwurm werden konnte. Keiner seiner Kollegen, damals wie heute, hätte es gewagt, einen solchen Schmähgesang laut übers Stadionmikro zu schmettern, doch inzwischen dürfte deutlich geworden sein, dass Udo Scholz kein normaler Sprecher war. Beim nächsten Besuch der Bayern am Betzenberg stimmte er über die Lautsprecher den Song an, der zum größten Tribünenhit der Bundesliga werden sollte.
Bleibt nur noch zu klären, wann das war. In seinem Buch datiert Scholz den historischen Moment auf das Jahr 1984. „Aber das ist falsch“, sagte er selbst. „Ich habe es nicht so mit Daten, deswegen habe ich neulich den Wirt der Gaststätte angerufen und ihn gefragt, wann die Feier stattfand. Der sagt, es war viel früher: 1978, wahrscheinlich sogar 1977.“ Über vierzig Jahre später ist das Lied so frisch wie eh und je. Das galt lange auch für Scholz, der 1994 im Ärger vom FCK schied und im Anschluss die Eishockeyfans der Mannheim Adler anheizte und scharf machte.
Am Dienstag verstarb Scholz an den Folgen eines Herzstillstands.