Die Fans mögen ihn und sind dabei, ihn ins Herz zu schließen. Und bestätigt das Talent den Eindruck aus den ersten Vorbereitungsspielen, werden vor allem Trainer Doll und die Dortmund-Anhänger noch sehr viel Freude an ihm haben.
Von Jakub „Kuba“ Blaszczykowski, dem nach Ebi Smolarek zweiten Polen in Reihen der Borussia, erwarten sich die meisten viel. Denn sowohl mit seiner Torgefahr als auch mit seiner Schnelligkeit und seinen Ballfertigkeiten bewies er bereits nach wenigen Tagen, wieso die polnische Fußballlegende Zbigniew Boniek ihn schon zu seiner Zeit bei Wisla Krakau als „kleinen Figo“ titulierte. „Jeder Tag,“ so der Ex-Nationalspieler damals, „an dem er in Polen spielt, ist bei seinem Potential ein verlorener Tag.“ Auch Michael Zorc, der schwarzgelbe Sportdirektor, schwärmte schon kurz nach der Verpflichtung des 21-Jährigen. Er sei stolz, solch ein Talent nach Dortmund gelockt zu haben, ließ „Susi“ verkünden. „Er hat das Potential, einer der besten Mittelfeldspieler der Liga zu werden.“
Und dass er das kann, hat er gerade beim Saisoneröffnungsspiel gegen – zugegebenermaßen müde – Römer oder auch gegen Anderlecht gezeigt. Seine Spielfreude, sein Mut zum Dribbling und sein gutes Zusammenspiel mit Rechtsverteidiger Phillip Degen sprechen für ihn und einen Stammplatz in der Mannschaft. Doch sind das alles nicht viel zu viele Vorschusslorbeeren für einen, der noch nicht einmal sein erstes Bundesligaspiel absolviert hat? Wird so nicht das nächste junge Talent zu früh hoch in den Himmel gelobt, sowie es schon beim mittlerweile nach Rotterdam ausgeliehenen Sahin der Fall war?
Doll will der Euphorie entgegen steuern
Vorrangig gilt es für den jungen Polen sicherlich darum, sich langsam an die anspruchsvollere deutsche Liga und an die neue Kultur mit fremder Sprache zu gewöhnen. Mit Thomas Doll hat er da wohl den richtigen Trainer, denn auch der Chefcoach ist von dem Auswahlspieler überzeugt, weiß aber auch, dass Kuba erst einmal „weiterhin gut trainieren soll und versuchen muss, die Sprache schnell zu erlernen.“ Um der öffentlichen Euphorie etwas entgegenzusteuern, sind die vielen Medien-Anfragen vom Trainer auf später verschoben worden. Erst stehe die Phase der Eingewöhnung im Vordergrund. Sei diese vollzogen, könne Blaszczykowski für Dortmund ein sehr wichtiger Spieler werden.
Sollte er allerdings zu Anfang noch Probleme besitzen, sich an das Bundesliga-Geschäft zu gewöhnen und eine Zahl schwacher Spiele absolvieren, hat er einen Vorteil gegenüber den Neuzugängen der letzten Saison. Mit Federico, Kruska oder auch Kringe stehen potentielle Ersatzkandidaten bereit, um bei Formkrise oder Verletzungen einzuspringen. So ist Thomas Doll nicht gezwungen, ihn auf Biegen und Brechen immer von Anfang an zu bringen und ihn damit zu verheizen. Genau dieses Problem hatte Ex-Coach Bert van Marwijk nämlich noch letztes Jahr beispielsweise mit dem zu Everton gewechselten Steven Pienaar, da kein gleichwertiger Ersatz auf der angedachten Position des Südafrikaners bereitstand.
In seiner noch jungen Karriere spielte der bis 2011 an die Borussia gebundene Kuba bisher neun Mal für sein Land und wurde gerade durch diese Auftritte auch für viele internationale, ambitionierte Mannschaften interessant. Der BVB gewann schließlich das Rennen gegen Mannschaften wie Lazio Rom. Der 1,75 Meter große Flügelflitzer entschied sich schließlich für den deutschen Verein und wechselte demnach für die stolze Summe von 2,8 Millionen Euro in den Pott. Zahlungen an Wisla Krakau von 250.000 Euro bei einem Einzug in den Uefa-Cup oder von einer halben Millionen Euro bei der Qualifikation für die Champions-League müssten im Erfolgsfall später sogar noch nachgeholt werden.
Der erfolgreiche Weg beim BVB für Kuba scheint also vorgezeichnet zu sein. Ein Wechsel zu einem internationalen Topclub allerdings soll für Blaszczykowski nur verschoben sein. Denn die Borussia sieht der „kleine Figo“ – und das gab er schon bevor er in Dortmund angekommen war freimütig zu – auch als Sprungbrett zu einem anderen Spitzenteam in Europa. Doch das ist erst einmal mehr als nebensächlich. Wichtig ist, dass der Flügelflitzer zunächst beim BVB einschlägt. Gelingt dem Polen die Eingewöhnung, kann er tatsächlich für Furore sorgen und Michael Zorc hätte mit dem Transfer eine Menge geleistet. Die Chancen dafür jedenfalls stehen gut.
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Daniel Regnery ist Autor der BVB-Fanpage schwatzgelb.de www.schwatzgelb.de .