Während Niko Kovac kriselt, markiert ein anderer Ex-Bayern-Profi einen historischen Rekord und begeistert. An der Seitenlinie des PSV Eindhoven tobt seit Saisonbeginn Mark van Bommel und zeigt, dass er auf dem Weg ist, ein großer Trainer zu werden.
In kürzester Zeit hat er es geschafft, die Mannschaft, die in den fünf Jahren unter Vorgänger Philipp Cocu (der schon Ende Oktober als Trainer von Fenerbahce Istanbul wieder entlassen wurde) dreimal Meister wurde, noch besser und hungriger zu machen. Das belegen auch die Zahlen: Zwölf Spiele, 36 Punkte, 43:5 Tore. Eindhoven trifft häufiger, nutzt mehr Großchancen, kassiert weniger Gegentore, spielt mehr Pässe, hat mehr Ballbesitz – auch in der gegnerischen Hälfte – und lässt weniger Chancen zu.
„Wir wollen offensiv und dominant spielen“, gab van Bommel vor der Saison als Marschroute aus. „Wenn es so läuft, wie wir uns das vorstellen, kann unser Spiel spektakulär aussehen und die Zuschauer können genießen. Klappt das nicht, so müssen wir dennoch gewinnen. Auf dem Feld will ich, dass wir das Spiel bestimmen! Und das soll nicht oberlehrerhaft klingen.“
Einen Schritt nach vorn
Während Cocu bei Führungen oft mit defensiven Einwechslungen auf Absicherung setzte, fällt auf, dass Nachfolger von Bommel das Team immer weiter unermüdlich nach vorne peitscht und antreibt. Eindhoven überrollt seine Gegner mit Wucht und Bravour und hört nach Torerfolgen nicht auf, den Spielstand auszubauen. Niemals satt sein, fordert van Bommel ein. „Wir können einfach nicht anders“.
Vor allem in puncto Gegenpressing machte Eindhoven in dieser Saison einen Schritt nach vorn. Auch wenn van Bommel den Begriff für ein deutsches Modewort hält: „Gegenpressing oder ›unter Druck setzen‹, um den Ball so schnell wie möglich wieder zurück zu erobern, ist dasselbe. Nur klingt es etwas schicker.“
Der holländische Jürgen Klopp?
Van Bommel versteht es zudem, die Spieler individuell besser zu machen. Erfahrene Kräfte wie den Ex-Gladbacher Luuk de Jong ebenso wie Denzel Dumfries, ein Abwehr-Talent, das inzwischen sogar um einen Stammplatz in der niederländischen Nationalmannschaft kämpft. Die PSV-Profis hängen an den Lippen des Ex-Kapitäns der „Elftal“, berichten die Trainingsreporter der niederländischen Zeitungen.
Und auch in Interviews liefert van Bommel weiterhin den Klartext, den man von ihm kennt. Weshalb er längst schon als eine Art holländischer Jürgen Klopp betrachtet wird. Die PSV-Fans lieben ihn für seinen fußballerischen Heavy Metal, feiern die Vollgasveranstaltungen auf dem Rasen und besingen in jedem Heimspiel minutenlang seinen Namen.
Keine Ausrede, nur Ansporn
Obwohl die Zwischenbilanz auf internationalem Parkett in dieser Saison mit nur einem Punkt aus vier Spielen auf den ersten Blick eher ernüchternd ausfällt, verkaufte sich Eindhoven in den bisherigen Begegnungen der „Todesgruppe B“ der Champions League mit Barca, Inter Mailand und Tottenham mehr als passabel – vor allem wenn man die eklatanten Etatunterschiede in Europa mit in die Bewertung nimmt. Als Ausrede will „MvB“ die jedoch nicht gelten lassen. Im Gegenteil: Er sieht dies als Ansporn, weiter hart zu arbeiten.
Und wer weiß, vielleicht suchen sie beim FC Bayern München ja irgendwann mal wieder einen neuen Trainer. An der Säbener Straße ist das mit dem Etat ja ein vergleichsweise nachgeordnetes Problem.
Francois Duchateau ist Redakteur bei Funke Sport und berichtet seit vielen Jahren über den niederländischen Fußball