Stürmer Eduardo Vargas schoss in 19 Einsätzen für den SSC Neapel kein einziges Tor. Im Finale der Copa America ruhen trotzdem die Hoffnungen einer ganzen Nation auf ihm.
„Dieser Typ hat alle Qualitäten: Tempo, Abschluss, Beweglichkeit, Technik. Alles“, schwärmte Neapel-Trainer Walter Mazzarri, als Eduardo Vargas im Jahr 2012 bei den Italienern unterschrieb.
Vargas, damals 22, hatte in den zwei Saisons zuvor bei Universidad de Chile an der Seite von Marcelo Díaz und Charles Aránguiz den Durchbruch geschafft. Trainer von „La U“ war damals Jorge Sampaoli.
Dass die Chemie zwischen Vargas und seinen früheren Vereinskollegen stimmt, ist bis heute unübersehbar. Wenn er sich das Trikot des chilenischen Nationalteams überstreift, wird er zum gefürchteten Angreifer.
Vargas hat eine eigene Straße
Er wuchs unweit des Estadio Nacional im Nordosten von Santiago de Chile auf. Im Armenbezirk Renca ist sogar eine Straße nach Vargas benannt. Der Rasen des Nationalstadions wurde in den letzten Jahren zu seiner Spielwiese.
Hier traf er im Dezember 2011 zweifach, als Universidad de Chile das Finale der Copa Sudamericana gegen LDU Quito gewann. Hier schoss er Anfang der Woche sein Nationalteam mit zwei Treffern gegen Peru ins Finale der Copa América. „Er war der Garant für den Sieg gegen einen starken Gegner“, schwärmte Nationaltrainer Sampaoli im Anschluss.
Kein Startelfeinsatz für Napoli
So gefürchtet Vargas in Diensten von Chile ist, so enttäuschend waren die letzten dreieinhalb Jahre beim SSC Neapel. Bis heute hat er in der Serie A keinen einzigen Startelfeinsatz für Napoli verbuchen können. Vargas wechselte einst für die vergleichsweise hohe Summe von 13,5 Millionen Euro aus Chile nach Italien. Den großen Erwartungen wurde er nie gerecht. Weder konnte er Mazzarri noch später Rafa Benítez überzeugen.
Bis auf einen Hattrick gegen AIK Solna in der Europa League 2012 blieb Vargas nahezu unsichtbar. Napoli verlieh ihn deshalb mehrfach. Erst an Grêmio Porto Alegre, dann an Valencia und im letzten Jahr an die Queens Park Rangers. Für die Londoner erzielte er lediglich drei Tore in 21 Spielen und stieg mit ihnen aus der Premier League ab.
30-Meter-Tor gegen Peru
Vargas traf in den letzten dreieinhalb Jahren häufiger für Chile als für die vier genannten Klubs zusammen. Nicht nur die Statistiken sprechen eine klare Sprache. Während der aktuell laufenden Copa scheint es ein komplett anderer Vargas zu sein, der in vorderster Front für Tempo sorgt, der aggressives Pressing spielt, der überragende Tore wie den 30-Meter-Schuss gegen Peru erzielt.
Vielleicht liegt sein Formhoch auch im Formtief seines Sturmpartners Alexis Sánchez begründet. Der kam angeschlagen zum Turnier und konnte zuletzt nicht immer überzeugen. Vargas, mit seiner intensiven Spielweise, versucht dies zu kompensieren.
Hier wird die Crux deutlich. Sánchez spielt in der Premier League beim FC Arsenal, mit denen er in der abgelaufenen Saison den dritten Platz errang, und er ist dort die größte Waffe im Angriff. Vargas hingegen kam beim Tabellenletzten QPR nur auf acht Einsätze über die volle Spielzeit.