Köln verliert das Hinspiel der Relegation und Jonas Hector ist sauer, doch die Frage lautet: Gibt es noch Hoffnung? Fünf Beobachtungen zur 0:1‑Niederlage gegen Holstein Kiel.
Jonas Hector war sauer. Neunzig Minuten lang hatte der Kölner Kapitän seine Mannschaft nach vorne getrieben. Es hatte nicht geholfen. Der 1. FC Köln verlor das Hinspiel der Relegation gegen Holstein Kiel 0:1. Und Jonas Hector verlor nach dem Spiel die Fassung. Als ein Reporter Hector nach dem Spiel fragte, wie dieser sich fühle, eskalierte die Lage. Hector beschwerte sich über die „Scheißfrage“ und antwortete: „Das ist ja ihr Job, dumme Fragen zu stellen. Und das machen sie gut.“ Rumms. Das hatte gesessen.
Das Problem: Hector zeigte sich während der neunzig Minuten wesentlich weniger treffsicher als im Interview nach dem Spiel. Diese und vier weitere Beobachtungen zum Hinspiel der Relegation.
Hector hat im Verlaufe seiner Karriere schon viele Positionen gespielt. Als Linksverteidiger hat er es zum Nationalspieler gebracht, als Sechser, Achter und Zehner hat er das Mittelfeld der Kölner strukturiert. In der Relegation lief er auf einer gänzlich neuen Position auf: als Stürmer. Als echter Stürmer, wohlgemerkt, nicht als falsche Neun oder schwimmende Neuneinhalb oder welche Zahlenkombinationen es sonst noch gibt. Das hatte er zuvor unter Funkel nur zeitweise gespielt, gegen Leipzig und Schalke.
Hector sollte im 4 – 2‑3 – 1‑System der Kölner das Pressing einleiten: Als vorderster Spieler lief er den Gegner an. Er sorgte dafür, dass die Kölner fast durchgehend ein hohes Pressing eingingen. Hector schob durch und attackierte sogar regelmäßig den gegnerischen Keeper. Der Kapitän ging im wahrsten Sinne des Wortes voran – und war vor allem im Spiel gegen den Ball ein gewichtiger Faktor.
Im Spiel mit dem Ball setzte Köln auf ein bewegliches Mittelfeld. Ellyes Skhiri und Salih Özcan bewegten sich aus dem Zentrum häufig nach vorne, gemeinsam mit Hector attackierten sie Kiels letzte Linie. Die Außenspieler hielten sich eher zurück und hatten die Aufgabe, Kölns vorrückende Mittelfeldspieler mit Pässen hinter die Kette zu füttern.
Dass Kölns Mittelfeldspieler sich beweglich zeigten, hing auch mit der Spielweise der Kieler zusammen. Diese agieren im Mittelfeld äußerst mannorientiert. Sie verfolgen ihre Gegenspieler weit, selbst wenn sich dabei Lücken in der Formation eröffnen. Sechser Aleksandar Ignjovski etwa stockte gegen Köln häufig die eigene Vierer- zu einer Fünferkette auf.
Kölns Sechser lockten das Kieler Mittelfeld immer wieder aus dem Zentrum. Die Spielidee ging auf: Köln kam häufig ins letzte Drittel und ließ die Kieler Abwehr unsortierter wirken, als diese eigentlich war.