Slomka, Zinnbauer, Knäbel? Entlassen! Tuchel? Nun ja. Man kann als HSV-Fan dieser Tage weinen, man kann lachen – oder den Zirkus einfach ertragen.
Man kann nun wieder herrlich lachen über den HSV. Es über die Maßen amüsant finden, dass ein Klub die ewig gleichen alten Geister reaktiviert, die irgendwann mal ganz in Ordnung waren und dem Klub bessere Zeiten bescherten. Es war immer schon so. Jörg Albertz holte der Verein mal aus Glasgow zurück. Thomas Doll aus Bari. Rafael van der Vaart aus London. Ivica Olic aus Wolfsburg. Good ol’ days, aber leider bad ol’ players, die sich über den Rasen schleppten wie 100-jährige Wasserbüffel. Aber mit Felix Magath, Martin Jol oder Huub Stevens wäre bestimmt alles gut geworden. So wie mit Dietmar Beiersdorfer. Was macht eigentlich Jan Furtok?
Vor lauter Müdigkeit greift man zu schlechten Filmen und schlauen Büchern. Da ist zum Beispiel Jean Baudrillard, ein schlauer Philosoph, der die ewige Rückwärtsgewandtheit in „Le Système des objets“ Ende der Sechziger als die Vorliebe des Menschen nach dem Alten und Authentischen beschrieben hat. Als ewiges Streben nach dem „Mythos des Ursprungs“, nach dem Guten und dem Schönen. Als hätte er vom HSV geschrieben. Der Klub, der seit Jahren U‑Turn um U‑Turn macht, um irgendwo auf der Landstraße verlorene Söhne einzusammeln, die irgendwann mal ganz gut spielten im Volkspark. Blöd nur, dass all die anderen Teams seit Jahren mit Vollgas auf der Autobahn-Überholspur vorbeifahren.
Aber auch das: Egal. Ermüdend. Aus. Vorbei.
Zumindest bis in ein paar Stunden. Bis um 15.30 Uhr. Nordderby. Ich werde meine Hände in ein Sofa krallen – und vor dem Anpfiff eine Nachricht an eine WhatsApp-Gruppe schicken: „Bruno wird uns retten! Bier?“