Schwedens WM-Spieler Gustav Svensson musste vor Putins Truppen fliehen, als diese die ukrainische Krim besetzten. Nun findet er deutliche Worte.
Dass Gustav Svensson und das schwedische Team während der WM ausgerechnet im südwestrussischen Gelendschik logieren, weckt viele Erinnerungen in dem 31-Jährigen. Nur eine Autostunde von Gelendschik entfernt weihte Russlands Staatspräsident im Mai feierlich die neue, 19 Kilometer lange Brücke vom russischen Festland auf die Krim ein. Wladimir Putin schafft lieber Tatsachen, als sich um das Völkerrecht zu scheren. Und was sagt Gustav Svensson? „Dass ich hier so nah an meiner früheren Station Simferopol bin, bringt viele Erinnerungen zurück“, erklärt er mit fester Stimme. Er hege keinen generellen Groll gegen Russland, betont er. „Aber ich denke gern an meine damalige Zeit in Simferopol zurück und daran, wie es damals dort war.“
Kooperation mit Menschenrechtlern
An Russlands politischer Führung lässt Svensson, der auch schon in der Türkei und in China unter Vertrag stand, jedoch kein gutes Haar. Er bemängelt nicht zuletzt die mangelnde Freiheit im Land: „Bestimmte Webseiten werden hier gesperrt. Und nach allem, was man hört, überwachen sie sogar, was jemand liest und googelt – auch wenn ich selbst davon bislang nichts gemerkt habe.“ Auf die Frage zu den Unterschieden zwischen seiner derzeitigen Wahlheimat USA und Putins Russland antwortet er einem amerikanischen Reporter: „Hier gibt es eine ganz andere Armut, die Mittelklasse ist bei weitem nicht so groß wie in den Vereinigten Staaten. In Amerika gibt es zudem viel mehr Privatunternehmen. Und die Medien in Russland werden natürlich viel stärker beeinflusst.“
Ob sich Fußballspieler wie er überhaupt in politische Angelegenheiten einmischen sollten? Gustav Svensson nickt eifrig. „Ja, und ich denke, das tun wir.“ Svensson verweist auf die vor der Weltmeisterschaft geschlossene Kooperation zwischen dem Nationalteam und der in Stockholm ansässigen Menschenrechts-Organisation „Civil Rights Defenders“. Die setzt sich u.a. für die Rechte von Homosexuellen in Russland ein. „Wir haben Stellung bezogen gegen das, was wir für falsch halten“, sagt Svensson. „Wir tun in diesem Bereich schon eine Menge.“
Nicht nur Fußball
Bei alldem sieht Gustav Svensson sich allerdings nicht als Weltverbesserer in kurzen Hosen, sondern eher als WM-Spieler mit Weitblick. Natürlich, räumt er ein, könne man immer noch mehr Engagement zeigen für die gute Sache. „In diesem Fall allerdings hätten wir das schon früher tun müssen, um mehr Zeit darauf verwenden zu können. Aktuell können wir unseren Fokus nicht auf solche Dinge legen, schließlich sind wir bei einer Weltmeisterschaft. Da hat man vor allem Fußball im Kopf.“ Aber eben nicht nur. Und das ist wohl okay so.