Die „Aschenkippe“ des SV Sodingen war ein romantischer Ort des Ruhrgebietsfußballs. Der Triumphzug des Klubs endete erst in der Endrunde um die Deutsche Meisterschaft.
Alfred Schmidt lächelt verschmitzt: „Früher haben die Leute uns immer gefragt: ›Wo kommt ihr her? Solingen?‹ – ›Nein, aus Sodingen! Einem Stadtteil von Herne im Kohlenpott‹, musste man denen immer erklären. Aber später, nach den Spielen um die Deutsche Meisterschaft, da fragte uns keiner mehr, wo wir herkamen.“
Der SV Sodingen – das war Fußball im Schatten der Fördertürme, umgeben von den Bergarbeiterkolonien mit ihren unverputzten, rußgeschwärzten Ziegelbauten, und das war die Zeche Mont Cenis, mit der die Anhänger und Spieler untrennbar verbunden waren. Man wohnte in der Zechensiedlung, buckelte in der Waschkaue und traf sich in der Kneipe und bei den Spielen der Grün-Weißen.
Das Fußballwunder begann nach dem Zweiten Weltkrieg mit einer goldenen Generation von Fußballern. Die jungen Spieler zogen von Haus zu Haus, um eine freiwillige Kohlenspende für die Mannschaft einzusammeln. Als man genug hatte, stapelte man die Kohlensäcke auf einen Lastwagen, fuhr in die Textilstadt Wuppertal und tauschte das begehrte „schwarze Gold“ gegen einen Satz neuer Trikots.
Zur heiligen Stätte des Aufstiegs avancierte der mitten im Stadtteil gelegene Sportplatz, im Volksmund „Aschenkippe“ genannt. 1923 hatte die Zeche Mont Cenis dem Sportverein die Brachfläche kostenlos zur Verfügung gestellt und die Einplanierung mit roter Asche übernommen. Im Sommer 1950 wurde der Platz generalüberholt und bekam nun sogar einen Namen: Glück-Auf-Kampfbahn. Benannt nach dem alten Bergmannsgruß, der im Ruhrgebiet bis heute voller Wehmut und Nostalgie gepflegt wird.
Mit dem Aufstieg in die Oberliga West wurde der Abschied von der Aschenkippe zwangsläufig. Wieder half die Zeche aus und stellte dem notorisch klammen Klub den werkseigenen Rasenplatz zur Verfügung. Im November 1952 wurde das neue Glück-Auf-Stadion eingeweiht, doch vieles blieb provisorisch: Wellenbrecher und eine Tribüne gab es nicht, dafür eine kostenlose Fußbodenheizung. Man hatte eine alte Kohlenhalde zur Stehgeraden aufgeschüttet, und als sich später der Haldenkörper wegen des hohen Innendrucks entzündete, freuten sich die Zuschauer im Winter über warme Füße. Und nirgendwo sonst standen die Fördertürme mir ihren großen Rädern aus Stahl so pittoresk am Spielfeldrand.