Der Hamburger SV hat einen neuen Trainer. Mal wieder. Der macht alles anders als seine Vorgänger. Mal wieder. Fünf Dinge, die uns aufgefallen sind.
Der Hamburger SV hat in den vergangenen Jahren derart oft den Trainer gewechselt, dass die meisten Journalisten bereits eine passende Textvorlage erstellt haben. Die Einleitung dreht sich irgendwie um Chaos, im Hauptteil wird die neue Taktik analysiert und zum Schluss wagt man einen Ausblicken, warum jetzt alles besser wird. HSV-neuer-Trainer-Vorlage.doc, sozusagend.
Doch dieses Mal, dieses Mal soll es wirklich anders werden. Und lange Zeit sah es beim Debüt von Christian Titz so aus, als würde sich beim HSV wirklich etwas Grundlegendes ändern. Die Aufstellung? Jung und dynamisch. Die Taktik? Offensiv und auf Spielkultur ausgerichtet. Das Ergebnis? Zur Halbzeit eine 1:0‑Führung.
Halten konnte der HSV diese Versprechen nicht. Nach der Pause kam der Einbruch und damit die 1:2‑Niederlage. Dennoch: Das Debüt von Titz stimmt milde-hoffnungsfroh. Fünf Beobachtungen über den wieder einmal neuen HSV.
1. Flach spielen, hoch gewinnen
Keinen Fehler machen, unter Druck den Ball lange nach vorne bolzen – das war seit Jahren die Hamburger Devise. Markus Gisdol und Bernd Hollerbach legten den Fokus stets auf die Defensive, wollten aus dem HSV ein Abwehr-Bollwerk machen. Der eigene Spielaufbau spielte in ihrer Planung allenfalls eine Nebenrolle.
Ganz anders Titz: Er verlangte schon in Hamburgs U23 von seinen Spielern, möglichst viele Angriffe flach zu eröffnen. Positionsspiel, die Einbeziehung des Torwarts ins Aufbauspiel, Dreiecksbildung: Das sind taktische Details, auf die Titz Wert legt. Dies sah man bereits bei seinem ersten Auftritt als HSV-Trainer. Die Hamburger wollten jeden Angriff flach einleiten, sammelten in der ersten Halbzeit fast 60 Prozent Ballbesitz.
2. Der HSV entdeckt die eigene Jugend
Um diesen neuen Spielstil umzusetzen, kappte Titz einige alte Zöpfe. Titz stellte seine technisch begabtesten Spieler auf, nicht jene mit der meisten Erfahrung. So bekam im Tor Julian Pollersbeck seine Chance. Er rückte weit nach vorne im Spielaufbau, postierte sich fast an der Mittellinie. Der spielstarke Torhüter gab den Quasi-Libero, damit andere Spieler aufrücken können. Diese Facette fehlt dem Spiel des bisherigen Stamm-Torhüters Christian Mathenia.
Kyriakos Papadopoulos musste ebenfalls weichen. Ihm fehlt die Spielstärke, um in einem solch Flachpass-lastigen System zu bestehen. Vor der Abwehr kam Matti Steinmann zum Einsatz, ein klassischer Sechser. Er hatte mehr Ballkontakte als jeder andere HSV-Spieler, lenkte das eigene Aufbauspiel auf die Außen. Jung, dynamisch, spielstark: So soll der neue HSV unter Titz aussehen.