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Die Ver­suchs­an­ord­nung war ein wenig kom­pli­ziert und relativ unüber­sicht­lich. Bruno Lab­badia, der Trainer von Hertha BSC, ließ seine Spieler auf einem kom­pakten Feld zwi­schen Mit­tel­linie und Straf­raum antreten, zehn gegen zehn und ohne Tore. Mattéo Guen­douzi war trotzdem recht leicht aus­zu­ma­chen, und das lag nicht nur an seiner mar­kanten Frisur. Der Fran­zose hielt sich vor­nehm­lich in der Mitte des Spie­ler­knäuels auf. Dort also, wo die Chance am größten ist, an den Ball zu kommen.

Vor zwei­ein­halb Wochen, am letzten Tag der Trans­fer­pe­riode, hat der Ber­liner Fuß­ball-Bun­des­li­gist den 21 Jahre alten Mit­tel­feld­spieler leih­weise bis zum Ende der Saison vom FC Arsenal ver­pflichtet. Am Dienstag stand er nun erst­mals gemeinsam mit seinen neuen Kol­legen auf dem Trai­nings­platz. Unmit­telbar nach seiner Ver­pflich­tung war Guen­douzi zur fran­zö­si­schen U‑21-Natio­nal­mann­schaft wei­ter­ge­reist, und weil er sich dort mit dem Coro­na­virus infi­ziert hatte, musste er nach seiner Rück­kehr nach Berlin erst einmal für zehn Tage in Qua­ran­täne. Mal schauen, wie schnell er rein­kommt“, sagte Lab­badia nach der Ein­heit.

Akku­ra­tesse und Beid­fü­ßig­keit

Der erste Ein­druck: Guen­douzi ist ein eher ruhiger Ver­treter, ein stiller Beob­achter, der nicht allzu viel spricht. Selbst mit den Kol­legen nicht, die wie Lucas Tousart, Dodi Luke­bakio oder Dedryck Boyata seiner Mut­ter­sprache mächtig sind. Guen­douzi spricht eher – um es mal poe­tisch aus­zu­drü­cken – mit seinen Pässen.

Wäh­rend der Qua­ran­täne hat Her­thas Trai­ner­team ständig Kon­takt mit ihm gehalten; er hat zu Hause, soweit das mög­lich war, an seiner Fit­ness gear­beitet, aber er hat eben auch, wie Lab­badia erklärte, zwei Wochen lang keinen Ball am Fuß gehabt. Dass der Entzug zu auf­fäl­ligen Man­gel­er­schei­nungen geführt hätte, lässt sich aller­dings nach den Beob­ach­tungen aus dem Trai­ning nicht behaupten. Guen­douzis Pass­spiel zeichnet sich durch eine hohe Akku­ra­tesse aus, ganz egal ob er den Ball mit dem rechten oder dem linken Fuß spielt. Er ist ein Spieler, der die Bälle for­dert und sie gerne ver­teilt“, sagt Lab­badia.

Was Hertha erwartet

Her­thas Manager Michael Preetz hat den U‑21-Natio­nal­spieler als eines der großen Talente des fran­zö­si­schen Fuß­balls“ bezeichnet. Bereits mit 17 fei­erte Guen­douzi für den FC Lorient sein Debüt in der Ligue 1. Zwei Jahre später wech­selte er für acht Mil­lionen Euro zum FC Arsenal, für den er 57 Spiele in der Pre­mier League bestritt und 17 wei­tere in der Europa League. Er bringt Aspekte ein, die unser Spiel weiter ver­bes­sern“, glaubt Manager Preetz.

Dass Guen­douzi das nun bei Hertha tut und nicht mehr für den FC Arsenal in London, liegt vor allem daran, dass er bei seinem bis­he­rigen Trainer Mikel Arteta in Ungnade gefallen ist. Bei so einem Spieler geht nur dann ein Fenster auf, wenn es irgendwo ein Pro­blem gab“, hat Bruno Lab­badia schon unmit­telbar nach seiner Ver­pflich­tung gesagt. Ende Juni ist der Fran­zose zuletzt für Arsenal zum Ein­satz gekommen, in dieser Saison stand er kein ein­ziges Mal im Kader der Lon­doner, und am Ende soll er nicht einmal mehr mit der Mann­schaft trai­niert haben dürfen. Im Grunde hat er fast ein halbes Jahr nicht gespielt“, sagt Lab­badia. Ihm fehlt der Spiel­rhythmus.“

Je nachdem, in wel­chem System Lab­badia seine Mann­schaft spielen lässt, kann Guen­douzi als zweiter Sechser, als einer von zwei Ach­tern oder sogar als Zehner auf­laufen. Er ist auf alle Fälle ein zen­traler Mit­tel­feld­spieler“, sagt Her­thas Trainer. Wann er das erst­mals auch in einem Pflicht­spiel für Hertha zeigen darf, ist noch offen.

Kon­kur­renz im Mit­tel­feld

Zum einen ist die Kon­kur­renz bei den Ber­li­nern gerade im Mit­tel­feld gewaltig: mit Lucas Tousart und Eduard Löwen, Vla­dimir Darida und Matheus Cunha. Hinzu kommen der klas­si­sche Sechser Sant­iago Asca­cibar, der am Dienstag erst­mals wieder indi­vi­duell auf dem Platz trai­niert hat, sowie Niklas Stark und Maxi­mi­lian Mit­tel­städt, die, obwohl eigent­lich in der Vie­rer­kette zu Hause, zuletzt eben­falls im defen­siven Mit­tel­feld zum Ein­satz gekommen sind. Macht acht Bewerber für maximal vier Posi­tionen.

Zum anderen weiß Her­thas Trainer nicht, wie schnell Guen­douzi es schafft, unser Spiel anzu­nehmen“. Viele Abläufe könne der Neue noch gar nicht kennen, sagt Lab­badia, aber er sei total ent­spannt, ihm die nötige Zeit zu geben“. Für eine Ein­schät­zung seiner Ein­satz­chancen am Sonntag im Heim­spiel gegen den VfL Wolfs­burg sei es zu früh, das könne man nach nur einer Trai­nings­ein­heit noch nicht beur­teilen, findet Lab­badia.

Start früher als geplant?

Bei Omar Ald­e­rete, einer wei­teren späten Ver­pflich­tung dieses Trans­fer­som­mers, klang Bruno Lab­badia vor einer Woche ähn­lich zurück­hal­tend. Am Samstag in Leipzig stand der Innen­ver­tei­diger aus Para­guay dann gleich in der Startelf.

Der Artikel erscheint im Rahmen einer Koope­ra­tion mit dem Tages­spiegel.