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Seite 2: Wie sich die Medien dem Problem entgegenstellen

Da war der Schaden aber schon ent­standen“, schränkt Neten ein. Gerade die schwächste aller Min­der­heiten gelte es zu schützen, die lange Untä­tig­keit der Ver­bände habe viele Bun­des­li­ga­mil­li­ar­däre ver­blüfft und sei auch auf der ein oder anderen Fuchs­jagd bereits Thema gewesen. Wir haben uns gewun­dert. Vor allem, nachdem die Zusam­men­ar­beit ansonsten immer so rei­bungslos ver­laufen war. Bei der Lizen­zie­rung eines Phan­ta­sie­klubs. Bei der Umge­hung der 50+1‑Regel. Oder auch im All­täg­li­chen, wenn einer von uns mal geg­ne­ri­sche Fans mit Schall­ka­nonen drang­sa­liert hat. Das hat immer super geklappt.“

Aber es klappt eben nicht mehr allzu viel im tief gespal­tenen deut­schen Fuß­ball. Das weiß auch P. Nunzen (Name von der Redak­tion geän­dert). Bun­des­li­ga­mil­li­ardär Nunzen – Typ juve­niler Leder­ja­cken-Greis – ist aus dem edelsten aller Gründe im Fuß­ball invol­viert, der Hab­gier. Auch des­halb schmerzt ihn das har­sche Klima im oft anar­chi­schen Volks­sport so sehr. Es trifft genau die­je­nigen, die sich am wenigsten ver­tei­digen können“, so Nunzen. Er lässt seinen Blick über den Hub­schrau­ber­lan­de­platz schweifen, wegen schlechten Wet­ters kann er heute nicht zum Golfen fliegen, noch so ein Nacken­schlag. 

Mitt­ler­weile reicht es ja, wenn du erst ras­sis­tisch einen ganzen Kon­ti­nent ver­un­glimpfst und dann inmitten einer glo­balen Pan­demie deine ost­eu­ro­päi­schen Skla­ven­ar­beiter, die du sowieso schon in men­schen­un­wür­digen Bara­cken hältst, einem poten­tiell töd­li­chen Virus aus­setzt“

P. Nunzen

Was haben wir denn?“, fragt Nunzen seinen Caddy, der ertappt guckt, bevor er erleich­tert fest­stellt, dass es sich um eine rhe­to­ri­sche Frage han­delt, die Nunzen sogleich selbst beant­wortet. Gut, die Sta­dien gehören uns, wir können die Leute ein­fach raus­schmeißen. Und wir haben die besten Anwälte, mit denen wir diese kleinen Schmeiß­fliegen in Grund und Boden klagen. Und klar, der Draht in die DFL-Zen­trale ist dicker als meine Patek Phil­ippe Grandes Com­pli­ca­tions, hier, sehen Sie, das Arm­band ist aus Alli­ga­tor­leder. Da pochen wir dann auf Kol­lek­tiv­strafen. Und natür­lich, auch an jeder sons­tigen Ecke unseres Lebens treffen wir aus­schließ­lich auf Arschle­cker und Ja-Sager. Aber sonst? Was haben wir denn?“

Es sind Worte der Ver­zweif­lung, die man der­zeit aller­orten ver­nehmen kann, wenn man sich auf den gän­gigen Eyes-Wide-Shut-Sex­partys für Super­reiche oder in den General Avia­tion Ter­mi­nals umhört, wo sich die Mil­li­ar­däre zum tra­di­tio­nellen Pri­vatjet-Ver­gleich treffen. Eine regel­rechte Hetz­jagd habe zuletzt statt­ge­funden, so Nunzen. Mitt­ler­weile reicht es ja, wenn du erst ras­sis­tisch einen ganzen Kon­ti­nent ver­un­glimpfst und dann inmitten einer glo­balen Pan­demie deine ost­eu­ro­päi­schen Skla­ven­ar­beiter, die du sowieso schon in men­schen­un­wür­digen Bara­cken hältst, einem poten­tiell töd­li­chen Virus aus­setzt. Ich meine, wo kommen wir denn da hin, wenn Macher wie wir nicht mehr machen können, was sie wollen, und wegen derlei Lap­pa­lien ihre Posten auf­geben müssen?“

Zarte Knospen des Auf­bruchs

Eine wei­tere rhe­to­ri­sche Frage, denn wer könnte schon wollen, dass die Super­rei­chen den Fuß­ball an die Men­schen zurück­geben? Dass es im von Nunzen genannten Fall kein Ermitt­lungs­ver­fahren der Ver­bände gab, ist in dieser Hin­sicht als posi­tives Zei­chen zu werten, dass bald auch Bun­des­li­ga­mil­li­ar­däre end­lich auf eine faire Behand­lung hoffen können. Aber ein echter Wandel kann frei­lich nur pas­sieren, wenn er sich auf breiter gesell­schaft­li­cher Basis voll­zieht. Doch auch dort beob­achtet der Otto-Normal-Bun­des­li­ga­mil­li­ardär hier und da zarte Knospen des Auf­bruchs. In den Neun­zi­gern hast du oft noch Scheiß Mil­lio­näre‘ von den Rängen gehört, das war ganz normal. Das kann sich nie­mand vor­stellen, wie das schmerzt. Ich meine, eine Mil­li­arde sind ja auch nur tau­send Mil­lionen“, sagt Neten. Das hat wei­test­ge­hend auf­ge­hört, und das ist gut so“.

Auch die Medien haben langsam aber sicher den Ernst der Lage ver­standen und setzten rich­tige und wich­tige sozi­al­po­li­ti­sche Akzente. Mir gefällt der Ein­falls­reichtum, mit dem sich einige Medien neue Preise aus­denken, damit sie uns Honig um den Bart schmieren können. Dieser Wille zum Spei­chel­le­cken nötigt mir Respekt ab, der ist gar nicht hoch genug zu bewerten“, sagt Neten und seine Miene hellt sich auf. Auch dass man mitt­ler­weile Video­bot­schaften im Sport­fern­sehen als Inter­views ver­kaufen könne, um läs­tige Nach­fragen zu ver­meiden, sei hilf­reich, um der ver­folgten Min­der­heit end­lich Gehör zu ver­schaffen. End­lich mal Sicht­bar­keit für unsere Sache.“

Und den­noch, das weiß auch Mo Neten, ist noch viel zu tun. In anderen Län­dern kann man sich als Mil­li­ardär in einen Klub ein­kaufen, wie man will, und den dann vor die Wand fahren, wenn einem danach ist. Es gibt sogar schon Staats­fonds, die ihre Klubs für Stell­ver­tre­ter­kriege nutzen, das ist doch toll. Aber mal ehr­lich: Bis es bei uns in Deutsch­land eine Mil­li­ar­därs­ak­zep­tanz gibt, wie sie in Eng­land oder Russ­land bereits gang und gäbe ist, wird es noch dauern“, sagt er. Und seufzt, wäh­rend er sich von seinem Butler die Sil­ber­stutzen-Flinte zur Fasa­nen­jagd bringen lässt, ein weh­mü­tiges leider“ hin­terher.