Als Hansi Flick Cheftrainer des FC Bayern wurde, begann der eindrucksvolle Marsch zum achten Titel. Fünf Dinge, die er an den Bayern verbessert hat.
Es war einmal vor langer Zeit in einer weit entfernten Galaxie. So entfernt scheint einem dieser Tage jene Zeit, in der die Bayern nicht Deutscher Meister wurden. Mit dem 1:0‑Erfolg gegen Werder Bremen feierten die Münchener ihren achten Titel in Folge.
Tatsächlich ist es gar nicht so lange her, da schien es durchaus möglich, dass sich die Bayern nicht bereits drei Spieltage vor Schluss zum Meister krönen würden. Zum jetzigen Zeitpunkt der Hinrunde lagen die Bayern nur auf Rang fünf, sechs Punkte hinter Tabellenführer RB Leipzig. Doch seit Hansi Flick im Herbst den Trainerposten von Niko Kovac übernommen hat, schmolz der Vorsprung der Konkurrenz kontinuierlich. In der Rückrunde haben die Bayern 14 ihrer 15 Bundesliga-Spiele gewonnen.
Wie ist es Flick also gelungen, die Mannschaft aus der Krise zu führen? Was hat er verändert? Fünf Dinge, die der ehemalige Co-Nationaltrainer bei den Bayern verbessert hat.
Ein Jahrzehnt ist es mittlerweile her, dass Louis van Gaal den Bayern Ballbesitz als Spielphilosophie eingeimpft hat. Keiner der fünf Trainer, die seitdem auf van Gaal folgten, hat an dieser Grundphilosophie gerüttelt. Die Bayern lassen Ball und Gegner laufen, spielen sich den Ball zu, dominieren jedes Spiel.
Unter Kovac, aber auch schon seinem Vor-Vorgänger Carlo Ancelotti verkam der Ballbesitz oft zum Selbstzweck. Die Bayern spielten den Ball von Flügel zu Flügel, ohne aber eine konkrete Strategie zu haben, wie sie den Ball vor das Tor bekommen.
Flick hat genau an diesem Punkt angesetzt. Seine Bayern sind weniger flügellastig, sie kombinieren sich öfter über das Zentrum vor das Tor. Garant dafür sind neben Thomas Müller, der in seiner Paraderolle als flexibler Zehner brilliert, die Außenverteidiger. Sie agieren wesentlich offensiver als unter Kovac. Damit erlauben sie es den Außenstürmern, sich ins Zentrum zu orientieren – und hier Situationen in Überzahl zu kreieren.
Die Dominanz der Bayern einzig auf ihr Ballbesitzspiel zurückzuführen, greift zu kurz. Hierzu genügt ein Vergleich zur Kovac-Zeit: Die Bayern haben ihre Ballbesitzwerte seither nicht wesentlich erhöht. Dennoch wirken sie heute weniger angreifbar.
Flicks größte Innovation kam entsprechend nicht im Spiel mit, sondern gegen den Ball. Unter Flick stören sie den Gegner früher. Die Bayern spielen praktisch permanent ein Angriffspressing weit in der gegnerischen Hälfte. Flick hat dieses Angriffspressing systematisiert: Die Stürmer laufen choreographiert an, die Bayern wechseln routiniert zwischen 4−2−3−1− und 4 – 3‑3-Varianten.
Auch in diesem Punkt sind die Außenverteidiger entscheidend. Sie wagen im Spiel gegen den Ball viel Risiko – und belohnen sich selbst mit Ballgewinnen. So hat sich die Zahl der Tore der Bayern zwar verbessert, sie war vorher aber bereits hoch (3 Tore pro Spiel unter Flick, 2,5 unter Kovac). Merklich zurückgegangen ist die Zahl der Gegentore, seit die Bayern Bälle weit in der gegnerischen Hälfte erobern (0,8 Gegentore zu 1,6). Frühe Balleroberungen sowie viel Ballbesitz sorgen dafür, dass sich jedes Bayern-Spiel fast ausschließlich in der gegnerischen Hälfte abspielt.