Die Fifa plant, in Zukunft auf Lizenzen für Spielerberater zu verzichten. Warum das ein Fehler ist, erklärt Kon Schramm, langjähriger Berater von Lukas Podolski.
Kon Schramm, wenn ich mich morgen entscheiden würde, Spielerberater zu werden – was würden Sie mir raten?
Tun Sie es nicht. Der Markt ist überhitzt und der Kuchen verteilt. Es gibt keine Nischen mehr und wenn sie sich überlegen, die Sache ganz speziell anzugehen, ist ziemlich sicher schon einer ihrer Vorgänger mit dieser Idee gescheitert.
Sie desillusionieren mich. Ich dachte, als Spielerberater schließt man ab und an einen Vertrag ab, fragt seine Klienten nach dem rechten und verbringt den Rest der Zeit damit, das viele Geld auszugeben.
Wenn Sie sehr erfolgreich sind, ist ein gutes Einkommen nicht unrealistisch. Aber wie gesagt: Wer jetzt in die Szene einsteigen möchte, hat sehr schlechte Chancen. Dazu kommt, dass man in diesem Job keine Feier- oder Urlaubstage und auch keine Wochenenden hat. Außerdem müssen sie sich darauf einstellen, pro Jahr mehr als 100.000 Kilometer mit dem Auto durch die Lande zu fahren. Es ist ein sehr intensiver Beruf und auch gilt wie in jedem anderen Job: Ohne Fleiß kein Preis.
Sollte ich mich trotzdem für eine berufliche Zukunft als Spielerberater entscheiden – was müsste ich da gegenwärtig tun?
Sich für die halbjährlich stattfindende Spielerberater-Prüfung vom DFB anmelden und bestehen, um eine Spielerberater-Lizenz zu erlangen. Aber sie sollten sich gründlich darauf vorbereiten, die Durchfallquote liegt bei 80 Prozent. Danach können sie theoretisch durchstarten. Allerdings brauchen sie Spieler als Klienten, klar. Dazu gute Kontakte in die Fußballszene, insbesondere zu den Vereinen. Ein gewisses Maß an Erfahrung im Umgang mit Fußballern, Vereinen und Verträgen ist ebenso entscheidend wie Geschäftssinn und Feingefühl im Umgang mit jungen Sportlern und den Medien. Selbst wenn sie morgen als Quereinsteiger die Prüfung mit Bestnote bestehen würden: Ihre Chancen stünden mehr als schlecht.
Macht diese Prüfung denn überhaupt einen Sinn?
Ich finde schon. Bislang selektiert sie schon sehr ordentlich aus.
Gibt es denn keine Chance, auch ohne Lizenz Spielerberater zu sein?
Sie müssten beispielsweise mit einem Rechtsanwalt kooperieren. Anwälte sind ebenso wie lizensierte Berater berechtigt, mit den Vereinen Verträge abzuschließen. Oder sie sind ein nahes Familienmitglied eines Spielers. Vater, Bruder, Tochter, Mutter, Schwester – dann dürften sie auch ohne Anwalt die Verträge machen.
Die Fifa hat angekündigt, die Lizenz für Spieler-Agenten bis spätestens April 2015 abzuschaffen. Damit würde dann auch die angesprochene Prüfung entfallen. Ihre Meinung?
Ich habe wirklich keine Ahnung, welche Intention die Fifa dabei hat die Lizenz abzuschaffen. Es gibt für mich keinen erklärbaren Grund dafür.
Gregor Reiter, Geschäftsführer der Vereinigung der Spielerberater in Deutschland, hat gegenüber den „Sport Bild“ deutliche Worte gefunden: „Ich kann es doch, mit Verlaub, keinem Busfahrer oder Pizzabäcker überlassen, dass er Karrieren von Fußballspielern managt.“
Die Meinung teile ich auch. Diese Lizenz macht durchaus Sinn. Sie abzuschaffen, wird für unnötige Probleme in der Szene sorgen.
Woran erkennt man ein „schwarzes Schaf“ unter Spielerberatern?
Ein „schwarzes Schaf“ handelt nicht im Sinne seiner Klienten und sucht nur seinen wirtschaftlichen Vorteil. Die sportliche Entwicklung der Spieler ist bei solchen Beratern nur zweitrangig. Außerdem finde ich es völlig unseriös, wenn man permanent gegen die Interessen der Vereine arbeitet. In erster Linie ist man immer für seinen Spieler verantwortlich, aber man sollte auch immer die Vereine als Vertragspartner respektieren, um nicht dauerhaft zu Ungunsten des Spielers zu handeln.
Wie häufig saßen Sie schon einem Ihrer Berufskollegen gegenüber und dachten: Was ist denn das für ein Idiot?
(lacht) Oh, das ist mir in all den Jahren nicht nur einmal passiert. Aber wie hat mein Kollege Michael Becker das mal treffend beschrieben: „Jeder Spieler hat den Berater, den er verdient.“ Es gibt aber auch in meiner Branche einige richtig gute Kollegen, die einen hervorragenden Job machen.
Herr Schramm, ein Versuch noch: Sollte ich nicht trotz allem versuchen, ab morgen Spielerberater zu werden?
Bloß nicht. Bleiben Sie lieber Journalist.