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Kon Schramm, wenn ich mich morgen ent­scheiden würde, Spie­ler­be­rater zu werden – was würden Sie mir raten?
Tun Sie es nicht. Der Markt ist über­hitzt und der Kuchen ver­teilt. Es gibt keine Nischen mehr und wenn sie sich über­legen, die Sache ganz spe­ziell anzu­gehen, ist ziem­lich sicher schon einer ihrer Vor­gänger mit dieser Idee geschei­tert.

Sie des­il­lu­sio­nieren mich. Ich dachte, als Spie­ler­be­rater schließt man ab und an einen Ver­trag ab, fragt seine Kli­enten nach dem rechten und ver­bringt den Rest der Zeit damit, das viele Geld aus­zu­geben.
Wenn Sie sehr erfolg­reich sind, ist ein gutes Ein­kommen nicht unrea­lis­tisch. Aber wie gesagt: Wer jetzt in die Szene ein­steigen möchte, hat sehr schlechte Chancen. Dazu kommt, dass man in diesem Job keine Feier- oder Urlaubs­tage und auch keine Wochen­enden hat. Außerdem müssen sie sich darauf ein­stellen, pro Jahr mehr als 100.000 Kilo­meter mit dem Auto durch die Lande zu fahren. Es ist ein sehr inten­siver Beruf und auch gilt wie in jedem anderen Job: Ohne Fleiß kein Preis.

Sollte ich mich trotzdem für eine beruf­liche Zukunft als Spie­ler­be­rater ent­scheiden – was müsste ich da gegen­wärtig tun?
Sich für die halb­jähr­lich statt­fin­dende Spie­ler­be­rater-Prü­fung vom DFB anmelden und bestehen, um eine Spie­ler­be­rater-Lizenz zu erlangen. Aber sie sollten sich gründ­lich darauf vor­be­reiten, die Durch­fall­quote liegt bei 80 Pro­zent. Danach können sie theo­re­tisch durch­starten. Aller­dings brau­chen sie Spieler als Kli­enten, klar. Dazu gute Kon­takte in die Fuß­ball­szene, ins­be­son­dere zu den Ver­einen. Ein gewisses Maß an Erfah­rung im Umgang mit Fuß­bal­lern, Ver­einen und Ver­trägen ist ebenso ent­schei­dend wie Geschäfts­sinn und Fein­ge­fühl im Umgang mit jungen Sport­lern und den Medien. Selbst wenn sie morgen als Quer­ein­steiger die Prü­fung mit Best­note bestehen würden: Ihre Chancen stünden mehr als schlecht.

Macht diese Prü­fung denn über­haupt einen Sinn?
Ich finde schon. Bis­lang selek­tiert sie schon sehr ordent­lich aus.

Gibt es denn keine Chance, auch ohne Lizenz Spie­ler­be­rater zu sein?
Sie müssten bei­spiels­weise mit einem Rechts­an­walt koope­rieren. Anwälte sind ebenso wie lizen­sierte Berater berech­tigt, mit den Ver­einen Ver­träge abzu­schließen. Oder sie sind ein nahes Fami­li­en­mit­glied eines Spie­lers. Vater, Bruder, Tochter, Mutter, Schwester – dann dürften sie auch ohne Anwalt die Ver­träge machen.

Die Fifa hat ange­kün­digt, die Lizenz für Spieler-Agenten bis spä­tes­tens April 2015 abzu­schaffen. Damit würde dann auch die ange­spro­chene Prü­fung ent­fallen. Ihre Mei­nung?
Ich habe wirk­lich keine Ahnung, welche Inten­tion die Fifa dabei hat die Lizenz abzu­schaffen. Es gibt für mich keinen erklär­baren Grund dafür.

Gregor Reiter, Geschäfts­führer der Ver­ei­ni­gung der Spie­ler­be­rater in Deutsch­land, hat gegen­über den Sport Bild“ deut­liche Worte gefunden: Ich kann es doch, mit Ver­laub, keinem Bus­fahrer oder Piz­za­bä­cker über­lassen, dass er Kar­rieren von Fuß­ball­spie­lern managt.“
Die Mei­nung teile ich auch. Diese Lizenz macht durchaus Sinn. Sie abzu­schaffen, wird für unnö­tige Pro­bleme in der Szene sorgen.

Woran erkennt man ein schwarzes Schaf“ unter Spie­ler­be­ra­tern?
Ein schwarzes Schaf“ han­delt nicht im Sinne seiner Kli­enten und sucht nur seinen wirt­schaft­li­chen Vor­teil. Die sport­liche Ent­wick­lung der Spieler ist bei sol­chen Bera­tern nur zweit­rangig. Außerdem finde ich es völlig unse­riös, wenn man per­ma­nent gegen die Inter­essen der Ver­eine arbeitet. In erster Linie ist man immer für seinen Spieler ver­ant­wort­lich, aber man sollte auch immer die Ver­eine als Ver­trags­partner respek­tieren, um nicht dau­er­haft zu Ungunsten des Spie­lers zu han­deln. 

Wie häufig saßen Sie schon einem Ihrer Berufs­kol­legen gegen­über und dachten: Was ist denn das für ein Idiot?
(lacht) Oh, das ist mir in all den Jahren nicht nur einmal pas­siert. Aber wie hat mein Kol­lege Michael Becker das mal tref­fend beschrieben: Jeder Spieler hat den Berater, den er ver­dient.“ Es gibt aber auch in meiner Branche einige richtig gute Kol­legen, die einen her­vor­ra­genden Job machen.

Herr Schramm, ein Ver­such noch: Sollte ich nicht trotz allem ver­su­chen, ab morgen Spie­ler­be­rater zu werden?
Bloß nicht. Bleiben Sie lieber Jour­na­list.