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Der Text stammt usprüng­lich aus der aktu­ellen 11Freunde #209. Das Heft gibt es überall im Handel und direkt bei uns im Shop.

Wenn er über seine Arbeit spricht, klingt Ralf Feller wie der Leiter eines Son­der­ein­satz­kom­mandos. Er sagt: Den haben wir aus dem Taunus raus­ge­holt“ oder Das Wich­tigste ist, dass es geräuschlos abläuft.“ Ein per­fekter Job für ihn ist, wenn nie­mand etwas mit­be­kommt. Ein schneller Zugriff, keine Fotos, kein Gerede, mis­sion accom­plished. Feller ist ein Pro­blem­löser. Einer, der nach Mög­lich­keit nie­mals Nein zu etwas sagt. Und rund um die Uhr erreichbar ist. Ralf Feller ist Spe­di­ti­ons­leiter beim Mainzer Umzugs­ser­vice Höhne-Grass.

Einmal bekam er mor­gens von Marcel Risse eine alar­mis­ti­sche Whatsapp. Ob er ihn am Nach­mittag von Mainz-Hechts­heim in einen anderen Stadt­teil umziehen“ könne. Warum es so rasant gehen musste? Keine Ahnung. Er hat’s nicht erzählt“, sagt der 49-Jäh­rige, und ich hab auch nicht gefragt.“ Dis­kre­tion ist in seinem Gewerbe höchstes Gebot. Andern­falls wäre es Feller und seinem Team wohl nicht gelungen, in den ver­gan­genen elf Jahren rund 200 Umzüge für Prot­ago­nisten aus dem deut­schen Pro­fi­fuß­ball durch­zu­führen.

Ist einmal die neue Woh­nung gefunden, muss es ganz schnell gehen

Ein Orts­wechsel ist für einen Kicker, abge­sehen von der sport­li­chen und wirt­schaft­li­chen Ver­än­de­rung, vor allem eins: lästig. Ein Spieler will mög­lichst wenig Gehirn­schmalz darauf ver­wenden, wie sein Gerödel von A nach B kommt. Feller hatte das erkannt, als er 2008 eine infor­melle Anfrage an die Mar­ke­ting­ab­tei­lung des FSV Mainz 05 stellte, wer beim Verein eigent­lich für Umzüge ver­ant­wort­lich sei. Über­rascht stellte er fest, dass dort trotz stän­diger Trans­fers keine feste Spe­di­tion zuständig war. Der gebür­tige Her­forder, seit Kin­des­beinen BVB-Fan, warf also seinen Hut in den Ring. Und der Klub war froh, fortan nicht mehr in den Gelben Seiten blät­tern zu müssen, um seine Zu- und Abgänge häus­lich ein­zu­richten.

Die meisten Profis machen sich übers Umziehen keine Gedanken“, erklärt er, die warten, bis der neue Arbeit­geber eine Woh­nung gefunden hat und sie die Adresse haben. Und dann kann’s gar nicht schnell genug gehen.“ Als Heinz Müller 2009 vom FC Barn­sley nach Mainz wech­selte, hatte der Spe­di­teur exakt vier Tage, um die Woh­nungs­be­ge­hung in Mit­tel­eng­land zu machen und den Kram mit seinen Leuten in der Kar­ne­vals­hoch­burg zu ver­täuen.

Was ist typisch für eine Fuß­bal­ler­woh­nung? Feller muss nicht über­legen: die Rie­sen­glotze, die Spie­le­kon­sole und eine adäquate Couch­land­schaft. Ohne die kommt fast keiner aus, egal, ob er ein Zwei-Zimmer-Apart­ment oder eine rie­sige Villa bewohnt.

Einige haben auch dieses Sneaker-Pro­blem“, scherzt er, so dass ihn schon bei der Bege­hung manche Gattin begrüßte: Wun­dern Sie sich nicht, aber mein Mann hat mehr Schuhe als ich.“ Auch Base­ball­caps schleppen seine Männer oft kar­ton­weise aus den Woh­nungen.

Von Levante nach Seattle in drei Tagen

Bei seiner Bege­hung checkt Feller nicht nur die Dimen­sion des Haus­rats, er notiert auch Objekte, die eine beson­dere Hand­ha­bung benö­tigen. Der Profi von heute legt Wert auf hoch­wer­tige Aus­stat­tung. Und mit Schleif­lack“, so der Experte, muss man pfleg­lich umgehen.“

Weil Fellers Team auf jed­wede Even­tua­lität ein­ge­stellt ist, sind über die Jahre enge Bin­dungen zu Fuß­bal­lern ent­standen. Nikolai Müller hat er bereits sechs Mal umge­zogen – Rekord. Den größten Radius hatte Andreas Ivan­s­chitz mit bis­lang vier Umzügen um die halbe Welt. In der Regel dauert ein Ein­satz von Fellers Män­nern ein bis drei Tage: Ein­pa­cken, Trans­por­tieren, Aus­pa­cken – fertig! Als Ivan­s­chitz 2015 aus dem spa­ni­schen Levante in die MLS zu den Seattle Sounders wech­selte, war der Con­tainer mit dem Hausrat sechs Wochen auf dem Seeweg unter­wegs. Und als er an der US-West­küste anlegte, nahmen Fellers Leute die Sachen sicher in Emp­fang.

Auch der Spe­di­teur stellt fest, dass sich der Fuß­bal­ler­typus wan­delt. War es für seine Leute lange eine beson­dere Moti­va­tion, vor Ort auch mal Bekannt­schaft mit einem Pro­mi­ki­cker zu machen, pas­siert es neu­er­dings öfter, dass die Möbel­pa­cker nur irgendwo einen Schlüssel abholen, dann in die leere Woh­nung fahren und dort den Kram in Abwe­sen­heit der Bewohner abtrans­por­tieren. Schade,“ sagt er, denn manchmal wäre es schön zu wissen, wo wir die Sachen in der neuen Woh­nung abstellen sollen.“

Thomas Tuchel und seine But­ter­bre­zeln

Dass es anders geht, bewies Danny Latza. Der damals 25-Jäh­rige konnte offenbar nicht mit ansehen, wie bei seinem Auszug in Bochum um ihn herum alles wuselte. Er packte selbst mit an. Schleppte Kar­tons, Blu­men­töpfe und Schrank­teile. Und griff irgend­wann über­mo­ti­viert nach dem Heim­trainer. Mit dem Ergebnis, dass ihm das sper­rige Gerät auf der Treppe abrutschte und kra­chend auf die Fliesen schep­perte.

Stamm­kunde Thomas Tuchel ließ es sich bei seinem Auszug gen Dort­mund nicht nehmen, für die Arbeiter höchst­selbst die Bre­zeln mit Butter zu schmieren. Offenbar impo­nierte dem detail­ver­ses­senen Coach das Tempo, denn bei der Abnahme drückte er den Män­nern nicht nur ein saf­tiges Trink­geld in die Hand, son­dern lobte auch: Männer, die Lauf­leis­tung heute war Spit­zen­klasse.“

Und wie ist es um die Hygiene der kickenden Kunden bestellt? Völlig ver­müllte Messi-Woh­nungen sind dem Spe­di­teur noch nie unter­ge­kommen. Die haben genug Kohle,“ erklärt Feller, die bezahlen Leute dafür, dass die Woh­nung sauber bleibt.“ Einmal jedoch öff­nete beim Ein­treffen des Umzugs­ser­vice eine Spiel­ergattin – sicht­lich beschämt: Bitte nicht wun­dern, dass es hier so stinkt.“ In der Tat nahmen Fellers Männer, natür­lich ohne sich etwas anmerken zu lassen, wahr, dass es in der Luxus­woh­nung übelst muffte. Doch mit bloßem Auge war die Ursache nicht aus­zu­ma­chen. Die Woh­nung war blitz­sauber, die Kisten akkurat gepackt. Sorry,“ erklärt die Haus­herrin, aber der Hund hat irgendwo hin­ge­kackt. Ich weiß nur noch nicht, wohin.“ Am Ende wurde auch dieses Pro­blem erkannt, gebannt und die Mis­sion erfüllt.