Heute Abend trifft der FC Bayern im Halbfinale der Klub-WM auf Guangzhou Evergrande. Darío Conca ist der Star des Teams und verdient so viel, wie nur wenige andere Spieler auf der Welt. In Europa kennt ihn trotzdem kaum einer. Dabei wäre Conca damals um ein Haar in der Bundesliga gelandet.
Mit 10,5 Millionen Euro kann man so einiges anstellen. Zum Beispiel 20.000 Mal nach New York fliegen, drei Millionen Big Macs verdrücken oder den gesamten Kader von Arminia Bielefeld verpflichten. Der chinesisiche Klub Guangzhou Evergrande hat sich für eine andere Variante entschieden, um das Geld auf den Kopf zu hauen: Darío Conca. Ein 30-jähriger Argentinier, der kein einziges Länderspiel bestritten und nie in Europa gespielt hat, gehört klammheimlich zu den bestbezahltesten Spielern in der Geschichte des Fußballs.
Odyssee durch Südamerika
Concas Karriere schlug zunächst allerdings nicht den für einen späteren Großverdiener typischen Weg ein. Schon im Alter von 15 Jahren gab der nur 1,67 Meter große, quirlige Mittelfeldspieler sein Debüt für den argentinischen Zweitligisten Tigre. Als verheißungsvolles Talent gehandelt und mit einer Menge Vorschusslorbeeren im Gepäck nahm ihn kurz darauf River Plate unter Vertrag. Über die zweite Mannschaft, gelang Conca der Sprung zu den Profis. Als sein Förderer Manuel Pellegrini dem Verein den Rücken kehrte, war für den jungen Spieler auf einmal kein Platz mehr. Es folgte eine Odyssee quer durch den südamerikanischen Kontinent. In fünf Jahren wurde Conca an vier verschiedene Klubs verliehen, probierte unter anderem in Chile sein Glück. Erst mit dem letzten Gastspiel bei Fluminense in Brasilien gelang ihm der Durchbruch.
Nach einer starken ersten Saison, in der das Team überraschend das Finale der Copa Libertadores erreichte, wurde Hertha BSC auf Conca aufmerksam. Weil sich der Hamburger SV aber zur selben Zeit die Dienste des Teamkameraden Thiago Neves sicherte, entschied sich der Verein im letzten Moment gegen den Abgang eines weiteren Schlüsselspielers und er blieb – vorerst.
2010 wurde Conca nicht nur Brasilianischer Meister, seine starken Leistungen als Spielgestalter verschafften „El Mago“, „dem Magier“, zusätzlich den ersten Platz bei der Wahl zum Spieler des Jahres.
Ein Jahr später folgte Conca schließlich dem verlockenden Ruf des Geldes. Knapp 8,5 Millionen Euro waren dem neureichen Werksteam des Immobiliengiganten Evergrande im fernen Guangzhou die Dienste des Mittelfeldspielers wert. Der Zweieinhalbjahres-Vertrag brachte ihm unglaubliche 10,5 Millionen Euro jährlich ein. Damit gab es zum Zeitpunkt der Unterschrift lediglich vier Spieler auf dem Planeten, die noch mehr verdienten – darunter Cristiano Ronaldo und Concas Landsmann Lionel Messi. Conca selbst konnte sein Glück kaum fassen: „Ich bin einfach total überwältigt von diesem Angebot.“
Dass er trotz eines Monatsgehalts von fast 900.000 Euro keine Sonderbehandlung beim Spitzenteam der Super League genießen würde, bekam der neue Hoffnungsträger schnell zu spüren. Als er Anfang 2012 den Trainer Lee nach seiner Auswechslung via Sina Weibo, dem chinesischen Twitter-Pendant beschimpfte, suspendierte ihn sein neuer Arbeitgeber kurzerhand für neun Spiele und verdonnerte ihn zusätzlich zu einer saftigen Geldstrafe.
Der Erfolgsgarant
Auf dem Platz wird Conca hingegen allen Ansprüchen gerecht. Zweimal in Folge führte er die Mannschaft 2012 und 2013 zum Gewinn der Meisterschaft. Mit acht Toren und 4 Vorlagen hatte der Offensivmann maßgeblichen Anteil daran, dass Guangzhou in der vergangenen Spielzeit die AFC Champions League gewann und sich dadurch für die Klub-WM qualifizierte.
Im Viertelfinale am vergangenen Samstag gegen Al-Ahly sorgte Conca mit dem spielentscheidenden 2:0 bereits für das Weiterkommen. Und auch im Hinblick auf das Aufeinandertreffen mit den Bayern nimmt sich der 30-Jährige einiges vor und diktierte den Journalisten in den letzten Tagen fleißig in die Notizblöcke, dass man unbedingt Weltpokalsieger werden wolle. Es könnte seine letzte Partie für Guangzhou Evergrande sein, denn der zum Ende des Jahres auslaufende Vertrag wurde nicht verlängert. Conca wird an seine alte Wirkungsstätte zu Fluminense nach Rio de Janeiro zurückkehren. Vermutlich war dem chinesischen Meister das exorbitante Gehalt dann doch ein paar Nummern zu groß. Concas neues Gehalt: 2,5 Millionen Euro pro Jahr. Wer möchte sich darüber schon beschweren?