Abschiedstour der alten Säcke: Eine Reihe von Spielern, die uns viele Jahre begleitet haben, erleben bei diesem Turnier wahrscheinlich ihren letzten großen Auftritt bei einer WM.
Mit seiner Passsicherheit hat Sergio Busquets Legionen von Gegenspielern in den Wahnsinn getrieben, weil die sich die Lunge aus dem Leib pressten, ohne Chance, an den Ball zu kommen. Nun ist er, zusammen mit Jordi Alba, der letzte Verbliebene einer großen spanischen Ära, fährt aber bestimmt nicht zur WM, um mit dem Jungvolk um sich herum bloß ein Schaulaufen der Meister zu zelebrieren.
Angel Di Maria, brillanter Flügelstürmer mit melancholischem Blick, stand oft im Schatten des verehrten Herrn Messi. Dabei war er für zwei magische Momente des Nationalteams verantwortlich: Den 1:0‑Siegtreffer kurz vor Schluss der Verlängerung des Achtelfinalspiels 2014 gegen die Schweiz wie den Siegtreffer im Endspiel der Copa América 2021. Man stelle sich vor, er könnte noch einen draufsetzen.
Kommt nicht oft vor, dass einer mit 34 zu Europas Fußballer des Jahres gewählt wird. Schon gar nicht jemand, bei dem es vor Jahren so aussah, als würde er im Skandalsumpf versinken. Der vollreife Karim Benzema macht nur noch durch Tore von sich reden, und er hat bei seiner letzten WM eine Mission: Wegen seiner fünfjährigen Sperre im Nationalteam war er beim Weltmeistertitel 2018 nicht dabei.
Diese Biografie ist ja im Grunde längst verfasst. Mit seinen Vereinen hat Lionel Messi alles erreicht, doch mit der Nationalelf passte es irgendwie nicht. Ein Eindruck, der selbst durch den Gewinn der Copa América 2021 nur unwesentlich abgemildert wurde. Was wäre es also für ein Ding, wenn der alte Messi im letzten Versuch Weltmeister wird. Die Fußballgeschichte müsste neu geschrieben werden.
Was ist nur mit Luis Suarez los? Der uruguayische Torjäger, der sich einst beißend, hauend, handspielend, schwalbend und lamentierend durch die Fußballwelt rüpelte, ist seit seinem Biss zuungunsten Giorgio Chiellinis bei der WM 2014 nicht mehr auffällig geworden. Was wohl tatsächlich für eine gewisse Altersmilde spricht. Aber vielleicht schenkt uns der 35-Jährige nun eine zünftige Abschiedsvorstellung.
Den deutschen Nationalkeeper in diese Liste aufzunehmen, ist etwas unvorsichtig. Manuel Neuer wird womöglich noch Länderspiele bestreiten, wenn der sechs Jahre jüngere Marc-André ter Stegen längst verbittert seine Karriere beendet hat. Die WM betrachtet er wahrscheinlich als Aufwärmprogramm für die EM im eigenen Land – und Ter Stegen gründet mit Alexander Nübel eine Selbsthilfegruppe.
Jemand, dessen Spitzname „Pony“ lautet, sorgt nicht für Angst und Schrecken, und tatsächlich verleitet die äußere Erscheinung von Luka Modric dazu, ihn zu unterschätzen. Dabei ist er (zusätzlich zur spielerischen Brillanz) einer der schlauesten Spieler des Planeten, und wird im Alter immer schlauer. Nach dem Vize-Weltmeistertitel 2018 will er mit Kroatien jetzt Weltmeister werden. Warum auch nicht.
Das würde Cristiano Ronaldo gut passen: Bei seiner letzten WM mit Portugal Weltmeister werden. So erfolgreich die Karriere des eitlen Gockels verlaufen ist, eines war ihm bis jetzt nicht vergönnt: den Triumph mit der Nationalelf bei einem großen Turnier auf dem Platz zu erleben. Als die Portugiesen 2016 Europameister wurden, humpelte der arme Ronaldo mit maladem Bein an der Ersatzbank herum.
Viele in Brasilien sagen heute noch, dass dieses grausame 1:7 im WM-Halbfinale 2014 nicht passiert wäre, wenn Thiago Silva mitgespielt hätte. Der jedoch war nach zwei Gelben Karten gesperrt, und so nahm das Unglück seinen Lauf. Mittlerweile ist Thiago Silva zwar nicht mehr unangefochtener Stammspieler, aber würde es zu einem Halbfinale gegen Deutschland kommen, sollten sie ihn besser aufstellen.
So ganz steht es noch nicht fest, dass der offensivste Rechtsverteidiger aller Zeiten wirklich mit zur WM darf, aber wenn es so ist, kann Dani Alves den letzten weißen Fleck in seiner Vita tilgen. Mit sage und schreibe 46 Titeln, zuletzt die Goldmedaille bei den Olympischen Spielen, ist er der erfolgreichste Fußballer der Geschichte, aber was ihm noch fehlt, ist der Weltmeistertitel. Notfalls auch auf der Ersatzbank.
Der unverwüstliche Pepe, der in Porto nach wie vor seinen Mann steht, wird auch mit 39 Jahren keine Gefangenen machen. Lionel Messi sollte also besser seine Hand und Thomas Müller das Ohr in Sicherheit bringen. Doch dieser Grobian von einem Innenverteidiger kann natürlich viel mehr, auch dann, wenn’s drauf ankommt: Beim siegreichen EM-Finale 2016 wurde er zum „Man of the Match“ gewählt.