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Im Spät­herbst seiner Kar­riere zeigt der alte Mann noch einmal, was er kann. Juan Roman Riquelme legt sich den Ball zu Frei­stoß hin, knapp zwanzig Meter vom Tor ent­fernt, halb links zwi­schen Straf­raum und Sei­tenaus. Riquelme diri­giert ein wenig, seine Mit­spieler lauern auf die Flanke, die aus dieser Posi­tion kommen muss. Riquelme hat mit seinem neuen Klub Argen­tinos Juniors erst sechs Minuten gegen Racing Club absol­viert, aber er scheint schon ein wenig außer Atem. Er ist mitt­ler­weile 36 Jahre alt, atmet schwer, hebt noch einmal den Blick und zir­kelt den Ball dann über alle hinweg in den Winkel.

Früher wäre er mit weit vom Körper gestreckten Armen zu den Fans gesprintet oder seinem Trainer um den Hals gefallen, so er nicht gerade mit ihm über Kreuz gelegen hätte, aber der alte Riquelme belässt es dabei, den Arm zu heben und die Glück­wün­sche seiner Mit­spieler ent­ge­gen­zu­nehmen. Er wirkt ein biss­chen weh­mütig dabei. Wie ein Groß­vater, dessen Enkel ihm zum 70 Geburtstag gra­tu­lieren.

Ein klas­si­scher Zehner, ein wenig lauf­faul, nicht der schnellste, ein wenig dick­lich gar

Fuß­baller wie Juan Roman Riquelme gibt es eigent­lich gar nicht mehr. Ein klas­si­scher Zehner, ein wenig lauf­faul, nicht der schnellste, ein wenig dick­lich gar. Und den­noch besser als der Rest. In man­chen Spielen trabte Riquelme derart auf­rei­zend und scheinbar gelang­weilt durch die Partie, dass es einem als Zuschauer die Galle in den Mund treiben konnte. Nur um dann, als man sich gerade fragte, warum dieser Schnösel noch auf dem Platz steht, einen genia­li­schen Moment auf den Rasen zu zau­bern – einen Pass in die Gasse, eine Kör­per­täu­schung, ein Frei­stoßtor – zu dem so nur eine Hand­voll Spieler auf der Welt fähig sind.

Legendär sind seine Finten, mit denen er schlag­artig die Rich­tung wech­selte, den Ball unter der Sohle, und in einem Augen­schlag eine neue Spiel­si­tua­tion ent­stehen ließ. Genial könnte man das nennen, Riquelme selber umschrieb es einst prag­ma­ti­scher: Fuß­ball ist wie Auto­fahren. Wenn eine Straße voll ist, biegt man in eine andere ab.“ Bei You­tube gibt es ganze Com­pi­la­tions dieser Momente, in denen Riquelme abbiegt, und sieht man sie sich an, will man, dass sie ewig wei­ter­gehen.