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Seite 2: Vor Gericht entblättert sich das Elend

Kart­nigs Geschichte ist nicht nur die eines Steu­er­hin­ter­zie­hers und Betrü­gers. Sie erzählt auch von Fuß­ball-Romantik. Aus einer Zeit, als die Bosse noch ein biss­chen halb­sei­dener waren und ein Hauch von Zir­kus­mief durch die Sta­dien waberte. Als es noch Typen wie Dra­go­slav Ste­pa­novic, Charly Neu­mann oder Reiner Cal­mund gab. Oder wenigs­tens Peter Neururer.

Auch Hannes Kartnig war kein Schwer­ver­bre­cher. Der gebür­tige Steirer betrieb haupt­be­ruf­lich eine Werbe-Agentur. Äußer­lich kam er daher wie eine Mischung aus Karl-Heinz Wild­moser, Väter­chen Frost und Luciano Pava­rotti – nicht immer top­se­riös, aber mit viel Lei­den­schaft, unbän­digem Macher­geist und großem Pathos. Jah­re­lang insze­nierte er sich so als Manager und Magier — wohl­wis­send, dass seine gewagten Gau­ne­reien eines Tages auf­fliegen könnten. Auch wenn Kartnig vor Gericht offen­herzig zu Pro­to­koll gab: Ich war mir sicher, dass nichts pas­siert, dass keiner prüfen kommt.“ 

Keiner, der jam­mert

Bis heute beteuert Hannes Kartnig, all das nur zum Wohle des Ver­eins getan zu haben — auch die Betrü­ge­reien beim Ticket­ver­kauf. Die Rech­nung muss er am Ende selbst beglei­chen, zum Teil jeden­falls: Kartnig bleibt nach seiner Haft nur noch der Gang in die Privat-Insol­venz. Schul­den­re­gu­lie­rungs­ver­fahren, nennt sich das in Öster­reich.

Der Alpen­län­di­sche Kre­di­to­ren­ver­band (AKV) bezif­ferte Kart­nigs Ver­bind­lich­keiten vor einigen Tagen mit rund 8,8 Mil­lionen Euro. Dem gegen­über stehe ein Ver­mögen von gut zwei Mil­lionen. Die Kre­dit­schützer führen die pre­käre Situa­tion des Patrons nahezu aus­schließ­lich auf Ver­bind­lich­keiten im Zusam­men­hang mit der sei­ner­zei­tigen Tätig­keit als Prä­si­dent des Fuß­ball­klubs SK Sturm Graz zurück“. Kartnig haftet für Steu­er­schulden des Ver­eins per­sön­lich — weil er die Mau­sche­leien selbst ver­ant­wortet hatte. 

Fuß­ball zum Ver­gessen“

Hannes Kartnig ist keiner, der öffent­lich rum­jam­mert. Ihm selbst, sagt er heute, gehe es gut. Ich kann mit dem Geld, das ich habe, und mit ein bis­serl Hilfe von meinem Sohn leben. Ich habe ja alles gehabt, alles schon erlebt, ich brauche keinen Flieger, kein Schiff, keine Opern­re­doute mehr, ich bin da gesät­tigt.“

Eines aber würde sich der Patron schon noch wün­schen: dass sein Her­zens­klub Sturm Graz noch einmal so eine große Zeit erlebt wie unter seiner Regie. Doch die Aus­sichten beur­teilt Kartnig eher nüch­tern: Sturm ist heute ein Spar­verein, der viel­leicht zwei Mil­lionen auf der Seite hat, aber der Fuß­ball, der da gespielt wird, ist zum Ver­gessen.“ Es sind halt andere Zeiten, möchte man sagen.