Mit Steven Gerrard verlässt am Ende der Saison einer der ganz Großen den englischen Fußball. Ergänzend zu unserer Titelgeschichte „Die Passion Stevies“ in Ausgabe #160 werfen wir hier einen Blick auf Gerrards Karriere.
Als Rafael Benitez ihn nach seinem Lieblingswort fragte, antwortete Steven Gerrard: »Passion.« Der Mittelfeldspieler ist mit seiner Leidenschaft Jahr 17 Jahre lang das schlagende Herz des FC Liverpool gewesen. Mit 35 Jahren wird er nach Saisonende zu LA Galaxy wechseln.
Steven Gerrards erster Startelf-Einsatz in der Premier-League im November 1998 war der Fehlstart einer großen Karriere. David Ginola kochte ihn abgebrüht ab. »Ginola war heiß«, schreibt Gerrard in seiner Autobiographie. »Er hat mich verarscht. Geh weg, kleiner Junge, schien er zu sagen. Du bist nicht gut genug. Komm wieder, wenn du dich mit mir messen kannst. Ich stolperte durch einen Albtraum. Ich war ein Nervenbündel.«
Der 16. Mai 2001: Steven Gerrard feierte seinen ersten internationalen Titel. Der aufstrebende Star schoss im Finale gegen Deportivo Alaves das zwischenzeitliche 2:0. Michael Owen, Robbie Fowler, Jamie Carragher und Steven Gerrard ließen sich nach dem 5:4‑Sieg gegen Deportivo Alaves zugleich mit dem UEFA-Cup ablichten.
Mit Gerrards Ära geht eine ähnlich große Zeit wie die der Liverpool-Legende Graeme Souness zu Ende. Beide eint, dass sie große Erfolge mit dem Verein gefeiert haben. Der Unterschied: Gerrard ist ein zurückhaltender, fast schüchterner Charakter. Mit 17 Jahren schnauzte Souness den Trainer an: »Warum spiele ich nicht, verdammt? Wir wissen beide, dass es keinen Besseren gibt!«
Seine größte Zeit hatte Gerrard unter ihm: Als Rafael Benitez zu Liverpool kam, sagte er zu Gerrard: »Dein Problem ist, dass du zu viel durch die Gegend rennst. Dein Barometer steht immer auf Sturm.« Gerrard lief zukünftig auf der rechten Seite anstatt im Zentrum auf und entwickelte sich zu einem attacking midfielder.
Der Karrierehöhepunkt: 2005 holt Gerrard in einem der denkwürdigsten Finals der Champions League den Pott nach Liverpool.
Nur zwei Jahre später gibt es die Neuauflage des Finals gegen den AC Mailand. Diesmal muss sich Gerrard allerdings geschlagen geben.
Der tragische Held: Ausgerechnet Gerrard rutscht im entscheidenden Duell um die Meisterschaft gegen den FC Chelsea aus. So haftet Gerrards Karriere der Makel des Unvollendeten an, er hat nie eine Meisterschaft gewonnen.
Immerhin aber konnte Gerrard zweimal den FA Cup gewinnen, 2001 und 2006. Außerdem…
.…kommt Gerrard auf 114 Länderspiele für die Three Lions. Er nahm an drei Weltmeisterschaften und zwei Europameisterschaften teil, allerdings mit überschaubarem Erfolg.
In seiner Karriere wurde er überdies dreimal Englands Fußballer des Jahres und für seine sportlichen Verdienste von der Queen zum »Member of the Order of the British Empire« ernannt.
Doch ein Steven Gerrard macht weiter. Seine Grundtugend: Bedingungsloser Kampf. Ab Saisonende spielt er in Los Angeles und beendet dort seine glorreiche Karriere.