Walter Samuel wird wegen seines kompromisslosen Spielstils „Die Wand“ genannt. Im Champions-League-Achtelfinale zwischen Porto und Basel spielt er mit 36 Jahren noch einmal in der Königsklasse.
Es gibt Fußballer, die ihre Karriere beenden, wenn im Spätherbst ihr Vertrag nicht mehr verlängert wird. Es gibt andere Profis, die dann in Katar, in den USA oder Indien die letzten Millionen abgreifen. Und dann gibt es Walter Samuel. Mit 36 Jahren wechselte er, nachdem sein Vertrag bei Inter Mailand ausgelaufen war, zum Champions-League-Teilnehmer FC Basel. Der Innenverteidiger wollte es noch einmal wissen. Noch einmal gegen die Besten spielen. Es ist ihm gelungen.
Nachdem er bereits bei der 1:5‑Niederlage im ersten Gruppenspiel gegen Real Madrid von Beginn an spielen durfte, wird Samuel beim heutigen Achtelfinale zwischen dem FC Basel und dem FC Porto anstatt des gelbgesperrten Fabian Schär auflaufen. Es ist vielleicht der letzte große Tackling-Tanz eines geborenen Brechers. Walter Samuel gilt als gnadenloser Spieler. Sein Spitzname: „Il Muro“, die Wand.
Man könnte meinen, ein so rauer Fußballer geht aus einem hölzernen Charakter hervor. Doch Walter Samuels größte Stärke und zugleich Schwäche ist es, Erwartungen zu erfüllen. Er sieht mit seiner vernarbten Stoppelfrisur, seinen hervorstechenden Wolfsaugen furchteinflößend aus. Wie ein Radaubruder, dessen beste Zeit die Nächte zwischen Bartresen und unbeleuchtetem Hinterhof sind. Doch der Argentinier nennt seinen Trainer Mister und spricht bei Interviews so schüchtern, dass seine Stimme wohl nur überpegelte Mikrofone aufnehmen können.
„Samuel ist der härteste Spieler der Welt.“
Auf dem Platz jedoch macht der ledrige Kraftprotz seinem Aussehen alle Ehre. „Il Muro“ hat sie schon alle abgekocht. Denn Walter Samuel hat gegen alle großen Offensivspieler der vergangenen 18 Jahre verteidigt. Als legendär gilt das Duell mit David Beckham im Freundschaftsspiel zwischen England und Argentinien. Nachdem Samuel zuerst mit einer Sprunggrätsche in den Pressball flog, raffte er sich reflexartig zum Tackling auf und checkte den englischen Feintechniker ins Seitenaus. Javier Zanetti, Samuels langjähriger Weggefährte bei Inter Mailand, ehemaliger Nationalmannschaftskollege und seines Zeichens selbst ein leidenschaftlicher Zweikämpfer, bezeichnete Samuel als den “härtesten Spieler der Welt.„ Dennoch: Samuel spielt selten unfair. Er lotet die Grenze zwischen hartem Tackling und Foul bis zur Perfektion aus. Deshalb wurde er in 18 Jahren Profifußball auch kaum für zu hartes Spiel bestraft. Einzig zwei Rote und zwei Gelb-Rote Karten hat Samuel in seiner bisherigen Karriere gesehen. Im besagten Duell gegen Beckham pfiff der Schiedsrichter nicht. Samuel hatte den Ball regelkonform erobert.