Hoffenheims gefährlichste Waffe im Viertelfinalspiel gegen Borussia Dortmund heißt Roberto Firmino. So einen bräuchten sie auch beim BVB.
„Taktisch unglaublich weit!“ „Schlauer erster Balldieb im Pressingsystem.“ „Stets 90 Minuten konzentriert.“ „Meister darin, sich unbemerkt in die Räume zu schleichen, Tore vorzulegen, Tore selbst zu erzielen.“
Schlagzeilen, die bis vor knapp einem Jahr zu Borussia Dortmund gepasst hätten, wie die gute alte Faust aufs Auge. Doch die Rede ist von Roberto Firmino, dem 23-jährigen Brasilianer der TSG Hoffenheim. Der befindet sich in bestechender Form. Und bietet derzeit all das, was die Dortmunder einst waren und gerne wieder wären: Er ist jung, unglaublich dynamisch, technisch hervorragend ausgebildet, mit einem Instinkt gesegnet, den kein Trainer der Welt einstudieren kann. Schießt Tore (in dieser Bundesliga-Saison bereits sechs), bereitet Tore vor (acht) und hat Ausdauer (2374 von 2430 möglichen Spielminuten). Im Viertelfinale gegen die Borussia ist dieser so unscheinbar wirkende Mann Hoffenheims größter Trumpf.
Aus der gefährlichsten Stadt Brasiliens
Geboren und aufgewachsen ist „RF“, wie ihn seine Landsleute rufen, in Maceió, an der Ostküste Brasiliens. Pepe, Real Madrids Abwehrkante, wurde hier geboren. Ebenso wie Mario Zagallo, Weltmeister als Spieler und Trainer. Früher ein beliebtes Touristenziel dank der weißen Sandstrände, gilt die Eine-Million-Einwohner-Stadt inzwischen als gefährlichste Metropole Brasiliens. Alle zwei Stunden wird hier angeblich ein Mensch umgebracht. Firminos Vater knüppelte als Straßenverkäufer, versorgte die Autofahrer mit Wasserflaschen, um die Familie zu ernähren. Beim ansässigen CR Brasil lernte sein Sohn die Ballstreichelei, 2008 zog es den 16-Jährigen zu Figueirense FC nach Florianópolis, 3000 Kilometer weiter südlich. „Es war keine einfache Zeit“, erinnert sich Firmino, „ich war ganz allein.“ Die harte Schule für alle brasilianischen Fußball-Globetrotter.
Im März 2010 wechselte der Mittelfeldmann zu Tombense FC, nur um anschließend umgehend als Leihspieler weiterhin für Figueirense aufzulaufen. Hier reifte er zum Profi, ehe 2010 die TSG Hoffenheim auf ihn aufmerksam wurde. Der damalige Sportdirektor Ernst Tanner flog nach Brasilien und beobachte den Jüngling im Training. „Bei einigen Übungen wurde er grundlos zusammengefaltet“, erinnert sich Tanner, „aber statt sich darüber zu beschweren, hörte er aufmerksam zu und lernte. Das hat mir imponiert.“ Vier Millionen Euro Ablöse überwies der Bundesligist Anfang Januar 2011 für den 1,81 Meter-Mann.