Am Wochenende sorgte Inter Mailand mit einem Sieg über SPAL Ferrara wieder für Spannung in der italienischen Meisterschaft. Lautaro Martinez erzielte dabei die beiden entscheidenden Tore und entwickelt sich in einer neu formierten Mannschaft zum großen Hoffnungsträger.
Als Luis Suarez vor wenigen Tagen auf die neue Generation der Mittelstürmer angesprochen wird, nennt er neben Tammy Abraham und Maxi Gomez auch Lautaro Martinez: „Lautaro ist ein unglaublicher Spieler, der diese Saison auf einem sehr hohen Level spielt“. Und während sich die Gerüchte um einen vorzeitigen Abschied aus Mailand durch die Gazetten Italiens ziehen, hat Inter im Argentinier das gefunden, was vor einem Jahr kaum einer für möglich gehalten hatte: den Nachfolger eines lange Unantastbaren.
Denn als Inter im Sommer 2018 einen 20-jährigen Jungen von Racing Club verpflichtete, waren die Vorzeichen noch ganz andere. Inter, schon längst nicht mehr mit dem Glanz der alten Tage, hatte mit Mauro Icardi immerhin einen internationalen Top-Torjäger in seinen Reihen, der in einer glanzlosen Mannschaft unantastbar wirkte. Die Chancen von Martinez, über den zum Zeitpunkt seines Wechsels in Europa wohl kaum jemand zwei Attribute zusammenkratzen konnte, sich bei Inter in naher Zukunft durchzusetzen, galten als gering.
Das Heimweh nach den Straßen von Bahia Blanca
Der junge Argentinier aber entschloss sich dennoch zu einem Wechsel in die italienische Modestadt und nahm damit vermutlich all seinen Mut zusammen. Denn bereits drei Jahre zuvor stand der damals 17-Jährige vor einem Wechsel nach Europa. Doch während sich die beiden Klubs, Racing und Real Madrid weitgehend einig über den Transfer des Jugendspieler waren, machte dieser in letzter Sekunde einen Rückzieher. Der Junge, der in den Straßen der Bahia Blancas das Kicken gelernt hatte, schien noch nicht bereit für den großen Wechsel. Bereits bei seinem Wechsel von seinem Heimatverein Liniers zu Racing nach Buenos Aires im Jahr 2014, litt der damals 16-Jährigen Teenager unter schwerem Heimweh. Martinez wollte zurück zu seiner Familie und seinem Heimatklub – was sich schließlich nur dank der Überredungskünste eines seiner Mitspieler nicht realisierte. Ausgerechnet dieser heimatverbundene Jüngling schien im Sommer 2018 also direkt auf die Bank Inter Mailands zu wechseln, deren Sturmzentrum mit Icardi für die nächsten Jahre bestens aufgestellt schien.
Doch während Martinez zunächst gemeinsam mit Icardi auf dem Platz stand, sorgte sein Sturmpartner mit fortschreitender Dauer der Serie-A-Saison für zunehmende Unruhe im San Siro. In einem schier endlosen Vertragspoker schienen letztlich alle Beteiligten ihre Geduld zu verlieren. Und so wurde Icardi in den Mailänder Wintermonaten suspendiert, ehe er im Sommer am letzten Tag des Transferfensters nach Paris verliehen wurde. Für den jungen Argentinier Lautaro Martinez ergab sich damit die Chance, sich in den Fokus der Vereinsbosse, vor allem aber auch in die Herzen der Inter-Fans zu spielen.
Drei Monate später wird man das Gefühl nicht los, in den Mailänder Straßen könnte es schwer werden, jemanden zu finden, der Mauro Icardi, dem ehemaligen König Inters, eine Träne nachweint. Das liegt natürlich auch an dessen unrühmlichen Abschied, vor allem aber auch an seinem kleinen Landsmann, der der nicht länger im Schatten seines Vorgängers steht. Und so lassen Martinez und Lukaku die Hoffnungen der Nerazzurri nach einem spannenden Meisterschaftskampf ins schier Unermessliche steigen. Der König ist tot, lang lebe der König!