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Seite 2: „Er ist unersetzlich für diese Mannschaft“

Dass Ita­lien seit mitt­ler­weile 33 Par­tien unge­schlagen ist und nur drei Jahre nach der ver­passten WM eine über­ra­gende Euro­pa­meis­ter­schaft spielt, hat viel mit Jor­g­inho zu tun. Mit 72,3 Kilo­me­tern ist er am zweit­meisten gelaufen bei dieser EM, nur zwei Spieler haben mehr Bälle erobert, und unter den Mit­tel­feld­spie­lern mit ähn­lich vielen Bal­lak­tionen hat nur Spa­niens Pedri eine bes­sere Pass­quote. Er lässt alles sehr leicht aus­sehen. Er ist uner­setz­lich für diese Mann­schaft“, sagt sein Mit­spieler Marco Ver­ratti.

Der Weg zum nun gefei­erten Regis­seur der Natio­nal­mann­schaft, den die ita­lie­ni­schen Medien schon als Kan­di­daten für die Wahl zum Welt­fuß­baller ins Gespräch bringen, war lang. Erst nachdem Roberto Man­cini 2018 mit dem Neu­aufbau betraut worden war, hat Jor­g­inho in der Squadra Azzurra einen festen Platz – und ist schnell zu ihrem Schlüs­sel­spieler geworden.

Dass Jor­g­inho aus­ge­rechnet unter Man­cini seinen Durch­bruch geschafft hat, ent­behrt nicht einer gewissen Komik. 2015 sagte Man­cini, damals noch als Trainer von Inter Mai­land: Ein ita­lie­ni­scher Spieler ver­dient es, in der Natio­nal­mann­schaft zu spielen, wäh­rend die­je­nigen, die nicht in Ita­lien geboren wurden – auch wenn sie ita­lie­ni­sche Vor­fahren haben –, es nicht ver­dienen.“

Die Kri­tiker sind vor­erst ver­stummt

Mitt­ler­weile debat­tiert dar­über in Ita­lien aber nie­mand mehr. Zu mär­chen­haft ist die Geschichte von dem jungen Bra­si­lianer mit dem ita­lie­ni­schen Ur-Ur-Groß­vater, der auf der Suche nach dem großen Fuß­ball­glück schon mit 15 Jahren nach Verona zieht und anfangs zusammen mit fünf anderen Jungs in einem Kloster wohnt. Nur 20 Euro Taschen­geld soll Jor­g­inho bekommen haben, lange sah es nicht nach der großen Pro­fi­kar­riere aus. Zu schwach sei er, zu langsam, zu wenig tor­ge­fähr­lich.

Noch vor zwei Jahren kri­ti­sierte ihn der ehe­ma­lige eng­li­sche Natio­nal­spieler Rio Fer­di­nand. Wie viele Assists hat er diese Saison? Rund 2000 Pässe, aber keine Vor­lage“, sagte der TV-Experte. An son­der­lich vielen Toren ist Jor­g­inho auch heute nicht betei­ligt, die meisten Kri­tiker sind den­noch ver­stummt.

Der Artikel erscheint im Rahmen unserer Koope­ra­tion mit dem Ber­liner Tages­spiegel.