Was die Spieler des FC Barcelona am Wochenende im 17. deutschen Bundesland zu suchen hatten, warum Michael Oenning den falschen schwedischen Angreifer im Team hat und wer der neue Eric Cantona ist: Hier kommt alles, was ihr am Wochenende verpasst habt.
Estadio Alfredo di Stéfano, so lautet der Name der neuen Heimstätte von Real Madrid – zumindest bis das Santiago Bernabéu vollständig umgebaut worden ist. Gerade einmal vier Minuten benötigte der spanische Rekordmeister Real Madrid im Spiel gegen Eibar, um nach dem Restart der Primera Division das Spielgerät auf dem ungewohnten Terrain ins gegnerische Gehäuse zu bugsieren: Toni Kroos, u.a. bekannt aus dem nach ihm benannten Film von 2019, setzte das Leder gekonnt oben in den Winkel. Was aber vor allem in Erinnerung bleiben wird: Marcelos Kniefall samt seiner in die Höhe gereckten Faust im Anschluss an sein Tor zum 3:0 als Ausdruck der Solidarität mit den Opfern rassistischer Übergriffe. Ob seine Geste Konsequenzen seitens des Verbands nach sich ziehen wird, ist noch unklar.
Dass Piräus ein heißes Pflaster ist, musste Michael Oenning am Wochenende mit seinem Verein Aris Saloniki feststellen. Durch einen Doppelschlag in der 27. und 28. Spielminute gingen die Hausherren von Olympiakos mit 2:0 in Führung und erzielten noch vor dem Halbzeitpfiff das vorentscheidende 3:0. Dass sich das Oenning’sche Fußballprinzip in diesem Spiel ausnahmsweise mal nicht durchsetzen konnte, lag vermutlich daran, dass Oennings schwedischer Stürmer Daniel Larsson nicht annähernd an die Leistungen seines Namensvetters Henrik Larsson herankam, der einst für den großen FC Barcelona auf Torejagd ging. Zwar gelang Aris noch ein Treffer durch Brown Ideye, weil aber der vom Bolzplatz bekannte Letztes-Tor-entscheidet-Ruf im Profifußball keine Beachtung findet, blieben die drei Punkte in Piräus.
Auch in der Türkei rollte der Ball wieder: Fenerbahce empfing am Wochenende die abstiegsbedrohten Kicker von Kayserispor. Trotz Unterzahl drehte Fener das Spiel in einer packenden Schlussphase und errang ein 2:1. Erst traf Muriqi in der 87. Minute per Strafstoß, dann – nur eine Minute später – führte Luiz Gustavo (Sky-Zuschauern besser bekannt als: Luiz Gustaffo) den Istanbuler Stadtteilverein auf die Siegerspur. Neben Gustavo gaben sich mit Mehmet Ekici, Simon Falette, Tolga Cigerci und Mevlüt Erdinc noch weitere ehemalige Bundesliga-Akteure die Ehre. Der ehemalige HSVer Tolgay Arslan musste hingegen 90 Minuten auf der Bank Platz nehmen. Bei den Gästen konnte Cenk Sahin, der ob seiner getätigten Aussagen zur türkischen Militäroffensive in Nordsyrien beim FC St. Pauli rausgeworfen wurde, noch ein paar Sekunden Wettkampfluft schnuppern.
Was vielen Deutschen in den letzten Monaten verwehrt blieb, war den Spielern des FC Barcelona am Samstag möglich: Malle! Zwar gab’s für die Katalanen weniger Sangria, Bier und Mia Julia, dafür aber eine Menge Tore beim Spiel gegen den ortsansässigen RCD. Neben Arturo Vidal, Jordi Alba und Lionel Messi reihte sich auch der Däne Martin Braithwaite mit seinem ersten LaLiga-Treffer für Barca in die Torschützenliste ein. Auf Seiten von Mallorca stürmte übrigens Ante Budimir, der wie Cenk Sahin ebenfalls auf St. Pauli aktiv war. Anscheinend empfindet Budimir den Bierkönig dann doch etwas einladender als den Elbschlosskeller. Frei nach dem Motto: Du bist der geilste Ort der Welt!
Am Sonntag traf der vom ehemaligen Wolfsburger Dietmar Kühbauer trainierte Sportklub Rapid in der österreichischen Meisterrunde im Wiener Allianz-Stadion auf den Wolfsberger AC. Dabei schlug sich der Deutsche Meister von 1941 wesentlich besser als die Gladbacher, die im vergangenen Jahr in der Europa-League-Gruppenphase gegen Wolfsberg mit 0:4 untergingen. Bis wenige Minuten vor dem Ende stand es 1:1, dann jedoch war weder Lukas Schmitz noch einer seiner Wolfsberger Mitspieler in der Lage, das entscheidende Tor durch Rapids Maxi Ullmann zu verhindern. Bittere Niederlage für den AC.
Vor leeren Rängen fand auch das Meisterschaftsspiel zwischen Kalev Tallinn und Nõmme Kalju statt. Gnadenlos fertigte Kalju Kalev mit 0:4 ab. Nicht besonders beeindruckend, mag man meinen. Relevanz gewinnt das Ergebnis für deutsche Fußballliebhaber wohl erst, wenn ein Blick auf den Vereinspräsidenten von Tallinn geworfen wird, denn dieser heißt seit 2016 Ragnar Klavan. Ob der ehemalige Augsburger den Club nach dieser herben Niederlage umkrempelt oder sich gar selbst wieder als Fels in der Brandung ins Gefecht wirft? Wir werden sehen.
Was beim serbischen Hauptstadtderby zwischen Partizan und Roter Stern am letzten Donnerstag auf dem Platz geschah, ist schnell erzählt: Partizan bezwang den ungeliebten Stadtnachbarn beim Pokalduell mit 1:0. Abseits des Platzes hingegen ging es rund: Dichtgedrängt standen über 20.000 frenetische Fans auf den Rängen. Körper an Körper. Mindestabstand? Nie gehört! Mundschutz? Wurde maximal von denen getragen, die gerade die nächste Runde Pyrotechnik entzündeten. Das Stadion stand in Flammen. Früher wurde sowas Hexenkessel genannt, heute wird das Wort Hotspot bevorzugt.
Bereits am Donnerstagabend stand das Derbi Sevillano zwischen dem FC Sevilla und dem Lokalrivalen Real Betis auf dem Programm. Im Auftaktspiel nach der durch die Pandemie bedingten Zwangspause schlug die Heimmannschaft die Gäste trotz weniger Ballbesitz souverän mit 2:0. Bei den Toren von Lucas Ocampos und Fernando sowie nach dem Schlusspfiff wurde ordentlich geschmust, so als hätte es Corona nie gegeben. Der FC Sevilla ist auf Champions-League-Kurs, Betis krebst weiterhin im Mittelfeld herum.
Während viele andere Staaten und deren Verbände den Fußballspielbetrieb einstellten, ließ sich Weißrussland von der Pandemie nicht beeindrucken und startete im März in die neue Saison. Am vergangenen Samstag traf der Tabellenzehnte Rukh Brest am 13. Spieltag auf den Tabellenelften vom FK Vitebsk. Das goldene Tor des Tages für Vitebsk schoss Ion Nicolaescu, hinten sicherte Abwehrchef Julio Cesar ab. 11FREUNDE hat recherchiert: Es handelt sich leider nicht um denjenigen Julio Cesar, der 1997 das CL-Finale mit dem BVB gewann.
Coppa Italia. Rückspiel zwischen Juve gegen Milan. Das im Normalfall wohl gut gefüllte Allianz Stadium in Turin war menschenleer. Passend zur Kulisse endete das Duell zwischen der Alten Dame und dem Champions-League-Sieger von 2007 torlos. Bemerkenswert: Paulo Dybala und Blaise Matuidi, die beide an Corona erkrankt waren, standen in der Startformation. Für die Gäste lief Ante Rebic, allerdings nur 16 Minuten lang: Nach einem verschossenen Handelfmeter von Cristiano Ronaldo trat besagter Rebic dem Turiner Danilo mit einem Kung-Fu-Tritt der Marke Cantona vor die Brust. Fazit: Rote Karte für Rebic, Danilo blieb zum Glück unverletzt, Juve zog aufgrund der Auswärtstorregel (Hinspiel 1:1) ins Pokalfinale ein und Cristiano Ronaldos neuer Zopf sieht echt spitzenmäßig aus!