Daniel Stendel hat in der Corona-Krise auf sein komplettes Gehalt verzichtet. Der Trainer des Traditionsvereins Hearts of Midlothian erklärt seinen Schritt und die Lage in Schottland.
Verzichten die Spieler auch auf ihr Gehalt?
Steven Naismith ist der Erste, der vorangegangen ist. Die anderen warten noch auf die Erklärung der Spielergewerkschaft. In einem ersten Statement hat sie den Spielern geraten, sich erst einmal nicht zu äußern. Die Klubs haben wohl eine Klausel in den Verträgen, die ihnen eine Kündigung der Spieler erlauben würde, wenn der Spielbetrieb eingestellt ist. Bei den Hearts haben aber einige Leute im Vorstand auf Gehalt verzichtet.
Ehemalige Klubfunktionäre kritisieren die Vorsitzende, schlecht gewirtschaftet zu haben. Sie sagen zum einen, dass die Fans in den letzten Jahren rund zehn Millionen für den Klub gesammelt haben. Zum anderen seien die Hearts der einzige Klub mit diesen drastischen Sparmaßnahmen.
Ein Großteil der gespendeten Gelder ist in den Bau der neuen Tribüne geflossen. Und man muss eines festhalten: Unsere Vorsitzende will den Klub an die Fans übergeben – und das in einem wirtschaftlich gesunden Zustand. Deswegen agiert sie jetzt mit Vorsicht. Sie will keinen Mitarbeiter entlassen und geht auf Nummer sicher. Bis auf die Rangers und Celtic werden auch andere schottische Vereine ihre Probleme bekommen.
Wenn die Saison beim derzeitigen Stand abgebrochen wird, steigen die Hearts ab.
Dagegen würden wir uns rechtlich wehren, das ist ja klar. Es sind theoretisch noch 24 Punkte zu vergeben, da kann man uns nicht einfach in die zweite Liga schicken. Unter den möglichen Szenarien kursiert auch die Möglichkeit einer Aufstockung der Liga. Bei zwölf Teams wäre es kein großes Problem, zwei weitere dazu zu nehmen. Ich persönlich will die Sprüche nicht ertragen wie „Eigentlich wärt ihr abgestiegen“. Am liebsten würde ich sportlich den Klassenerhalt schaffen, auch wenn das in der jetzigen Situation schwer vorstellbar erscheint.
Ihnen entgeht wohl auch ein Highlight: Sie hätten im schottischen Pokalhalbfinale im Hampden Park das „Edinburgh Derby“ gegen die Hibs ausgetragen.
Ja, fernab von den Mehreinnahmen für den Klub schmerzt das ungemein. Wir haben das Derby vor einigen Wochen gewonnen – und die Atmosphäre war großartig. Keine Gewalt im Stadion, sondern nur pures Adrenalin und Freude. Mit diesem Derbysieg und dem Erfolg gegen die Rangers hatten wir eine Top-Woche, bevor eine Niederlage gegen St. Mirren und die Absage kamen. Eigentlich waren wir auf einem guten Weg.
Wie verbringen Sie jetzt Ihre Tage?
Wir telefonieren mit den Spielern, geben Ihnen weiter wöchentliche Trainingspläne mit. Gleichzeitig betreiben wir unglaublich viel Videoscouting. Wir bereiten uns weiter vor – auf dass es irgendwann weiter geht. Was bleibt uns anderes übrig?!