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Am kom­menden Samstag, wenn Cairo Santos wieder seiner Arbeit nach­geht, werden ihm Mil­lionen Men­schen in aller Welt dabei zusehen. Santos wird sich dann sein Trikot mit der Nummer fünf anziehen, die Stol­len­schuhe schnüren und raus­laufen auf den grünen Platz, umgeben von 72.000 Sitz­schalen, keine davon unbe­setzt. Santos wird sich auf­wärmen, eine paar Pro­be­schüsse machen und schließ­lich auf der Bank Platz nehmen. Wenn der Ball in einer güns­tigen Posi­tion liegt, wird sein Trainer ihn, Cairo Santos, den schmäch­tigen Bra­si­lianer, aufs Feld beor­dern. Dann zählt es: Santos muss alles aus­blenden – den Lärm der Zuschauer, die Irri­ta­tionen der Ver­tei­di­gung, den eigenen Puls­schlag. Er wird sich voll auf den Ball fokus­sieren, ver­su­chen, ihn per­fekt zu treffen, zwi­schen den Pfosten zu plat­zieren – und so seine Mann­schaft zum Sieg zu schießen.

Als Kind hat Cairo Santos davon geträumt, einmal für Chelsea zu treffen und für die Seleção auf­zu­laufen. Mara­canã. Wem­bley. Ber­nabéu. Cairo Santos wollte nichts sehn­li­cher werden als Fuß­ball­star – wie gefühlt jeder Junge vom Zuckerhut.

Heute lebt Cairo Santos den Traum Mil­lionen Kinder – der nicht sein eigener ist. Santos ist Kicker bei den Kansas City Chiefs, einem Foot­ball­team der NFL. Am Wochen­ende steht für den Bra­si­lianer das Playoff-Spiel bei den Houston Texans an. Dann muss er wieder Field Goals statt Tore schießen, mit Helm statt Stutzen, vor Cheer­lea­dern statt Ultras. Wie konnte es dazu kommen?

Kar­rie­re­pla­nung in der Pubertät

Santos Weg beginnt in der Haupt­stadt Bra­sília. Der Junge ent­springt der geho­benen Mit­tel­schicht, der Vater arbei­tete als Pilot, zunächst Linie, später als Stunt­flieger. Kam der Senior nach Hause, kickte der Junior meist noch auf dem Bolz­platz, jon­glierte die Pille, ver­fei­nerte seine Finten. Ich war besessen von Fuß­ball“, erin­nerte sich Santos im Herbst gegen­über der BBC. Mein Traum war es, einmal für mein Land zu spielen.“ Wie Ronald­inho, sein Held.

Santos hatte Talent – wie unzäh­lige andere auch im fuß­ball­ver­rückten Bra­si­lien. Also ent­schloss sich der Nach­wuchs­ki­cker 2007, mit 15 Jahren, für ein Aus­tausch­jahr im beschau­li­chen St. Augus­tine, Flo­rida. Nicht ohne Hin­ter­ge­danken. Sein Plan: Neben der High­school wollte Santos aus­testen, ob er nicht als Soccer Player in den Estados Unidos auf­steigen könnte. In Flo­rida schloss sich der Junge einem Travel Soccer“-Team an – einem Angebot für Schüler, die neben der Schule auf Wett­kampf­ni­veau spielen wollen. Und auch wäh­rend Gast­bruder Tyler Bur­nett mit seinen Kum­pels auf den Bas­ket­ball­courts einen aus­warf, übte der junge Cairo nebenan per­ma­nent seinen Über­steiger.