Als die Hamburgerin Shabnam Ruhin für die afghanische Nationalmannschaft berufen wird, geht für sie ein Traum in Erfüllung. Doch dann wird sie Zeugin von sexuellem Missbrauch. Mit uns sprach sie über ihre Erlebnisse, ihren Rücktritt und die Ermittlungen der FIFA.
Wie haben Sie die Urteile gegen zwei Assistenten Kerams Ende 2019 wahrgenommen?
Ich freue mich über jeden Schritt in die richtige Richtung, weil wir damit eine Stimme bekommen und uns Glauben geschenkt wird. Und deshalb freue ich mich grundsätzlich auch über die neuerlichen Urteile, auch wenn die FIFA dafür zu lange gebraucht hat. Ob ich mit der Härte dieser Strafen einverstanden bin, ist eine andere Frage.
Sind Sie es?
Nein. Die Strafen sind für mich lächerlich. Die Beiden wurden von der FIFA für fünf Jahre von fußballerischen Ämter ausgeschlossen. Und was passiert danach? Sie haben dieses System unterstützt, sie wussten unter welchen Bedingungen diese Frauen Fußball spielen, sie wussten von ihrem Leid und sie haben sich mit ihrem Schweigen mitschuldig gemacht.
Ihre Mannschaft von damals existiert nach den Rücktritten aller Spielerinnen nicht mehr. Wie sieht Ihr Kontakt heute zueinander aus?
An unserer Freundschaft hat sich seit unseren Rücktritten überhaupt nichts geändert. Wir sind nach wie vor sehr eng miteinander verbunden und halten uns gegenseitig auf dem Laufenden, wenn es neue Informationen zu den laufenden Verfahren gibt. Darüber hinaus arbeiten wir momentan auch daran, wieder gemeinsam auf dem Platz zu stehen.
Wie haben die Ereignisse der letzten Jahre Ihren Blick auf den Fußball verändert?
Natürlich wird einem bewusst, mit welcher Freiheit man in Deutschland Fußball spielen darf und um wieviel mehr es im Fußball gehen kann. Aber ich spiele heute auch anders Fußball. Wenn ich auf den Platz laufe denke ich an diese Mädchen – meine Teamkolleginnen – und spiele mir all den Frust von der Seele.