Robert Lewandowski ist der beste Spieler der Bundesliga. Warum eigentlich fliegen ihm nicht die Herzen der Fans zu?
In Dortmund war immer klar, dass er zu einem größeren Klub wechseln wollte. Als er 2014 wirklich ging, bewegte sein Abgang die BVB-Fans emotional weit weniger als die Wechsel von Hummels oder Götze, obwohl Lewandowski der sportlich weitaus schwerste Verlust war. Zuletzt engagierte Lewandowski einen der härtesten Agenten im Fußballgeschäft. Pini Zahavi sollte einen Wechsel zu Real Madrid durchdrücken. Doch diese Wechselbemühungen lösten weder spontane Protestumzüge von Bayern-Fans noch Mahnwachen oder Lichterketten aus, obwohl sein Abgang sportlich eine Katastrophe gewesen wäre. Allerdings gab Reals Präsident Florentino Perez dieser Tage auch zu: „Es gibt Spieler, die werden nicht verkauft.“ Real hätte es über Jahre immer wieder beim FC Bayern versucht, es hätte aber keine Klauseln gegeben und Bayern hätte alle Angebote abgelehnt.
Einzelsportler im Mannschaftssport
Robert Lewandowski ist ein perfekter Athlet (ab und zu zeigt er bei Instagram seinen makellosen Körper vor). Sein Trainingsfleiß und seine Selbstdisziplin sind so groß wie sein fanatischer Siegeswillen. Wenn es nicht läuft, kann er bemerkenswert schlechte Laune bekommen. Bei der Weltmeisterschaft im letzten Jahr in Russland sprach er nach dem polnischen Aus in der Vorrunde unverhohlen darüber, dass seine Mitspieler zu schlecht seien. In diesem Sommer beschwerte er sich öffentlich über die Transferpolitik der Bayern, erst nach der Verpflichtung von Coutinho und Ivan Perisic gab er sich zufrieden.
Nun ist es nicht ungewöhnlich, dass gerade Stürmer die Einzelsportler im Mannschaftssport sind, Egoismus gehört da zur Grundausstattung. Besonders ist aber, dass Lewandowski sich über alle Jahre jeglicher sentimentaler Gesten gegenüber den Klubs enthalten hat, für die er spielt oder spielte. Zwar gab es die üblichen, pflichtschuldigen Erklärungen, aber letztlich macht es den Eindruck, als sei es ihm egal, welches Trikot er trägt, so lange er darin Titel gewinnen kann.
Kalte Erfolgsgeschichte
Das kann man mit gutem Recht für konsequent halten, aber letztlich schreibt Lewandowski eine relativ kalte Erfolgsgeschichte. Vielleicht ändert sich das auf der Zielgerade seiner Karriere noch. Sein Vertrag wurde gerade bis 2023 verlängert, bleibt er wirklich bis zum Ende, wird er neun Jahre das Trikot des FC Bayern getragen haben. Und nicht zuletzt beim Abschied von Arjen Robben und Franck Ribery scheint sich ihm die Frage gestellt zu haben, wie er eines Tages geht. „Ich muss ehrlich sagen, dass ich bei der Verabschiedung von den beiden fast Tränen in den Augen hatte“, sagte er Sport1. „In diesem Verein so verabschiedet zu werden, ist definitiv ein Traum von mir.“
Dazu muss er aber noch verstehen, dass solch emotionale Verabschiedungen nicht die automatische Folge von Toren und Titeln sind. Robben und besonders Ribery wollten ihre Titel irgendwann nicht nur für sich, sondern auch für die Bayern und deren Fans gewinnen. Aber vielleicht kommt das bei Lewandowski auf die alten Tage ja noch.