Ein thailändischer Popstar besitzt die weltweit spektakulärste und teuerste Privatsammlung von Matchworn-Fußballschuhen. Warum gibt Sattawat Sethakorn Millionen von Euro für getragene Schuhe aus?
Sattawat Sethakorn besitzt das nötige Kleingeld für ein derartig teures Hobby. Der 38-Jährige ist nebenbei gefeierter Popstar (Künstlername: „Tae“), anerkannter Martial-Arts-Virtuose und erfolgreicher Schauspieler. Bis ins mächtige China reicht Sattawats Ruhm, und seine Gagen lassen selbst manchen Hollywood-Star vor Neid erblassen. Doch obwohl der vielseitige Performer seit über 20 Jahren ein Leben in der Öffentlichkeit führt, hielt er seine Sammel-Leidenschaft lange unter der Decke. „Es war wie mit einer neuen Freundin“, erzählte der Thailänder kürzlich einem Reporter von ESPN. „Anfangs will man sie vor dem Rest der Welt beschützen und hält sie deshalb geheim. Doch nach einer Weile will man seine Freundin den Leuten vorstellen – nicht um mit ihr anzugeben, aber um zu zeigen, dass man happy ist.“
Wobei: Dass mit den Frauen und der Fußball-Leidenschaft ist mitunter so eine Sache. Im März 2016 postete Sattawat ein Selfie auf Instagram. Im Hintergrund: eine feingliedrige Damenhand, die ein selbstgeschriebenes Pappschildchen mit der Aufschrift „No More Boots“ (nicht noch mehr Schuhe) ins Bild hält. Wenige Monate später waren Sattawat und seine Frau – die Dame mit dem Pappschildchen – geschiedene Leute. Was soll’s?, dachte er sich. Die Liebe zu den „Boots“ war nun mal größer: „Als ich klein war, wollte ich immer ein Fußballstar sein und solche Schuhe haben wie Beckham & Co.“, verrät der Jäger und Sammler. „Damals hatte ich kein Geld, um mir überhaupt Schuhe leisten zu können. Heute besitze ich Schuhe, die berühmte Fußballer getragen haben – also Dinge, die so exklusiv sind, dass nur ich sie habe, als einziger auf der Welt. Das macht mich froh.“
„Das erste, was ich tat, war daran zu riechen“
Den Gipfel der Glücksgefühle erreichte Sattawat vor einigen Jahren, als ein Paar von Beckham getragene Predator aus Manchester Uniteds Triple-Saison 1998/99 bei ihm eintrafen. Wie und über wen er die Schuhe ergattern konnte, verrät der Matchworn-Mogul wohlweislich nicht. Nur keine schlafenden Hunde wecken. „Ich glaube, sie kamen aus England“, sagt Sattawat, dem enge Kontakte zu ehemaligen United-Profis nachgesagt werden. Als er das Paket mit den ledernen Schätzen öffnete, wurde er schwach: „Das erste, was ich tat, war daran zu riechen. Normalerweise versuche ich meine Matchworn-Schuhe nicht anzufassen und auch sonst nichts mit ihnen zu veranstalten. Aber dieses Paar probierte ich an – nur im Haus. Ich wollte einfach wissen, wie sich die Glorie von 1999 anfühlt.“
Sattawats abgefahrene Schuhsammlung verrät nicht nur manches über ihren Besitzer, sondern auch über jene Kicker, die einst in den Schlappen ihr Geld verdienten: So trägt Tottenhams Gareth Bale im Innern seines rechten Stollenschuhs eine kleine Erhöhung aus Gummi, was auf einen leichten Beckenschiefstand schließen lässt. Englands Nationalspieler Dele Alli (ebenfalls Tottenham) hat zwei unterschiedlich gewachsene Füße, denn sein linker Schuh ist eine halbe Nummer größer als der rechte. Und Ex-Barca-Keeper Claudio Bravo (aktuell Real Betis) leidet offenbar unter Achillessehnen-Problemen: Er schneidet bei seinen Arbeitsschuhen gern das oberste Stück der Fersenkappen ab.
Sattawat kann all diese ergonomischen Besonderheiten auswendig rauf und runter beten. Er kennt auch die Schuhgrößen der Herren Profis sowie ihre Vertragsmarken, die getragenen Modelle und die bevorzugte Bestollung. Ach ja, neben der Jagd auf Matchworn-Memorabilia hat der Popstar und Schauspieler noch einen zweiten Spleen: Er sammelt Dinosaurier-Knochen, natürlich nur echte. Aber das ist eine ganz andere Geschichte.