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Ver­mut­lich gibt es nicht allzu viele Fuß­baller, die sich so gewis­sen­haft auf ein neues Umfeld vor­be­reiten wie Neven Subotic. Der 19-Jäh­rige scheint fast wis­sen­schaft­liche Stu­dien betrieben zu haben, als sein Wechsel aus Mainz zu Borussia Dort­mund anstand. Er habe »schon mal nach­ge­forscht«, dass viele Ver­tei­diger, die in der Zweiten Liga als Tor­schützen auf­fällig geworden sind, »in der Bun­des­liga keine Tore mehr gemacht haben«, berich­tete Subotic nach dem 1:0‑Sieg der Dort­munder in Cottbus. »Ich wollte keiner sein.« Diese Gefahr besteht nicht mehr. Den ein­zigen Treffer in Cottbus erzielte Neven Subotic.



Mit seinem zweiten Sai­sontor machte er aus dem Erfolg des BVB end­gültig einen Sieg der Innen­ver­tei­di­gung. Als die Cott­buser am Ende auf den Aus­gleich drängten, sicherte Subotic mit dem gleich­alt­rigen Mats Hum­mels den Erfolg. Wie er und sein Kom­pa­gnon sich der Bedro­hung erwehrten, die Gefahren zeitig erkannten, »das haben sie sen­sa­tio­nell gut gemacht«, fand ihr Trainer Jürgen Klopp. Im Grunde hatte es Hum­mels noch ein biss­chen sen­sa­tio­neller gemacht als sein Neben­mann. Subotic erlaubte sich einige Fehler, hier einen Ball­ver­lust in der Vor­wärts­be­we­gung, da einen Stel­lungs­fehler in der Ver­tei­di­gung. Hum­mels hin­gegen besitzt ein instink­tives Gefühl für die moderne Form der Ver­tei­di­gung. Er erobert den Ball im Raum, nicht im Nah­kampf Mann gegen Mann.

Die Innen­ver­tei­di­gung ist eine Art Not­stands­ge­biet,

Abwehr­spieler, die das räum­liche Denken beherr­schen, sind hier­zu­lande immer noch selten. Die Deut­schen haben so lange ihrer Mann­de­cker­tra­di­tion ver­traut, bis ihnen eine kom­plette Gene­ra­tion moderner Vie­rer­ket­ten­ver­tei­diger fehlte. Es ist kein Zufall, dass Hum­mels’ Plan­stelle in der vorigen Saison noch von Chris­tian Wörns, dem letzten Ver­treter der Mann­heimer Vor­stop­per­schule, besetzt war. Genauso wenig ist es ein Zufall, dass die Bun­des­liga allein in diesem Sommer zwölf aus­län­di­sche Innen­ver­tei­diger ver­pflichtet hat.

Die Innen­ver­tei­di­gung ist im deut­schen Fuß­ball eine Art Not­stands­ge­biet, jetzt aber drängen die ersten Ver­treter einer neuen Ver­tei­di­ger­schule in die Bun­des­liga: Serdar Tasci beim VfB Stutt­gart, der Schalker Bene­dikt Höwedes, Marvin Compper aus Hof­fen­heim, und die beiden Dort­munder Hum­mels und Subotic. Ihre Kar­rie­re­aus­sichten sind glän­zend. Wer als deut­scher Innen­ver­tei­diger Stamm­spieler ist, wird man­gels Masse fast auto­ma­tisch ein Kan­didat für die Natio­nal­mann­schaft.

Bei Subotic stellt sich die Sache etwas kom­pli­zierter dar: Er ist gar kein Deut­scher. Subotic ist in Banja Luka geboren, er hat den ame­ri­ka­ni­schen Pass und für die USA schon an der U‑17-WM teil­ge­nommen. Wenn man seine Andeu­tungen aber richtig deutet, hat er eine Art Bewer­bung an den Deut­schen Fuß­ball-Bund abge­schickt. Er könne für viele Länder spielen, berich­tete er, für die USA natür­lich, aber auch den ganzen Balkan. Seine Ent­schei­dung steht noch aus, nur Bos­nien hat er abge­sagt. Das deutet darauf hin, dass sich Subotic von ratio­nalen Erwä­gungen leiten lässt. Die Chance, mit Bos­nien Welt­meister zu werden, muss als eher gering gelten.

»Er ist ein Glo­be­trotter«, sagt Klopp über Subotic. »Da ist es schwierig, ein abso­lutes Hei­mat­ge­fühl zu ent­wi­ckeln.« Beim TSV Schwar­zen­berg in der Nähe von Pforz­heim hat Subotic mit dem Fuß­ball ange­fangen. Später zog seine Familie in die USA, mit 16 kehrte er alleine nach Deutsch­land zurück. Klopp hätte nichts dagegen, würde sich Neven Subotic für den DFB ent­scheiden. »Mir wäre es lieb, er müsste nicht so weit fahren«, sagt er. »Gold-Cup oder so was muss nicht sein.«