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Dieses Inter­view erschien erst­mals in unserem Spe­zial Ama­teure!“. Hier im Shop erhält­lich.

Gerd Störzer, bestehen Sie darauf, dass wir Sie »HSV-Killer« nennen?
Nein, bitte nicht. Ich habe diesen Titel nie gerne gehört. Das hat die »Bild« geschrieben. Damals, Oktober 1974 …

… nachdem Sie den HSV mit Ihren zwei Tore aus dem Pokal geschmissen hatten.
Trotzdem finde ich »HSV-Killer« sti­lis­tisch schwach. Ich bin doch kein Killer, dar­unter ver­stehe ich etwas anderes. Angli­zismen gehen mir sowieso auf den Wecker.

Mal ehr­lich: Hatten Sie sich mit dem VfB Eppingen Außen­sei­ter­chancen aus­ge­rechnet?
Die Aus­gangs­lage war klar: Wir spielten in der ersten Ama­teur­liga, zweimal die Woche Trai­ning. Der HSV hatte eine Woche zuvor im Euro­pa­pokal gewonnen und in den ersten sechs Sai­son­spielen nur einen Punkt abge­geben. Er war eine der großen Mann­schaften dieser Zeit: Rudi Kargus im Tor, Willi Rei­mann im Sturm, Manni Kaltz über außen.

Auf alten Fotos wirkt es, als sei ganz Eppingen beim Spiel gewesen.
Wir haben uns schon zwei­ein­halb Stunden vor Spiel­be­ginn in der Kabine getroffen, eine Stunde früher als bei Liga­spielen. Der Andrang war trotzdem schon so groß, dass wir uns zum Platz durch­kämpfen mussten. Bestimmt 15 000 Fans waren in unser Wald­sta­dion gekommen. Weil es geregnet hatte, ver­sanken die Leute direkt neben der Außen­linie tief im Matsch. Es war ein rie­siger Kreis tobender Men­schen rund ums Spiel­feld, in meh­reren Reihen. Wahn­sinn! Erst auf dem Platz sahen wir dann die Stars des HSV.

Deren Trainer Kuno Klötzer hatte vor dem Spiel noch gespottet: »Wo liegt eigent­lich dieses Eppingen?«
Die Ham­burger nahmen uns nicht ganz für voll. Spä­tes­tens zur Halb­zeit sollten sie aber gemerkt haben, dass wir auch Fuß­ball spielen können. In der 53. Minute habe ich mir dann den Ball genommen …

… und zu einem irren Solo ange­setzt.
Das war meine Art, Fuß­ball zu spielen. Ich war ein Zehner, tech­nisch ver­siert. Ich mar­schierte los, umspielte zwei Ver­tei­diger und schoss den Ball mit dem schwa­chen rechten Fuß ins lange Eck. Ein paar Minuten später das­selbe noch mal: An der Mit­tel­linie bekam ich den Ball und drib­belte an den Abwehr­spie­lern vorbei, wieder schoss ich mit rechts. Wir führten 2:0, die Zuschauer waren außer sich.