Der eine machte über 200 Profispiele und schoss kein einziges Tor, der andere ließ sich zum Abschied tausende Teddybären schenken. Teil 2 der neuen Mittelmaß-Serie.
Manche Menschen haben einfach keinen leichten Start. Im zarten Alter von fünf Jahren begann der kleine Max seine Karriere beim großen FC Bayern und durchlief dort alle Jugendmannschaften des sympathischen Rekordmeisters. Fast 15 Jahre verbrachte Eberl bei den Bayern, wobei er nur in einem Bundesligaspiel sein Talent unter Beweis stellen durfte. Vornehmlich trat er für die zweite Mannschaft gegen den Ball.
Ja, es waren schwierige Zeiten, aber es konnte ja nur besser werden.
Neuanfang in Bochum
Eberl gelang im Winter 1994 die Flucht von der Säbener Straße, indem er sich im Haar von Alain Sutter versteckte, als dieser das Trainingsgelände verließ. Endlich frei! Endlich weg von dem ganzen Mia-san-Mia-Wahnsinn! Raus in die Welt und was erleben! Nie wieder Weißwurst zum Frühstück!
Schließlich landete er – in Bochum. Na super…
Aber egal, denn in Bochum gab es damals immer Spektakel. Direkt in der ersten Saison der Aufstieg in die Bundesliga, Wahnsinn! Dann in der zweiten Saison der Abstieg in die Zweite Liga, auch Wahnsinn! In der dritten Saison der direkte Wiederaufstieg zurück in Liga eins – das war aber jetzt echt genug Wahnsinn.
Eberl packte erneut seinen Turnbeutel und wechselte zurück in den Süden. Er brauchte Ruhe, Stagnation, Langweile und fand all dies für zwei Jahre auf dem Parkplatz von Nürnberg oder wie die Ortsansässigen es nennen: Fürth.
215 Profispiele, kein Tor
Erst 1999 fand Eberl seine Berufung und große sportliche Liebe bei Borussia Mönchengladbach. Auch dort beackerte Max Eberl bis zu seinem Karriereende 2005 in 137 Spielen den Rasen der ersten und zweiten Bundesliga, wobei er sich der Mittellinie stets nur unter Protest näherte. Ihm gelang in seiner Karriere nämlich das Kunststück, dass ihm kein Kunststück gelang – während seiner ganzen Profilaufbahn machte der Defensivspezialist keine einzige Hütte.
So durchwachsen Eberls Spielerkarriere war, so hervorragend ist seine Arbeit als Sportdirektor der Gladbacher. Seit Eberl die Geschicke der Borussia lenkt, entwickelt sich die Mannschaft zu einer der Topmannschaften der Bundesliga und konnte auch die Abgänge von Leistungsträgern wie Dante, Marco Reus und Marc-André ter Steegen erfolgreich nachbesetzen. Falls sich jetzt jemand von euch fragen sollte, wie man denn eigentlich zum Fußballfunktionär wird, liefert euch Berti Vogts im Video die Antwort:
Und dann ist da noch einer, der in die riesigen Fußstapfen vom „Bomber der Nation“ trat, zumindest spielte auch er – wie einst Gerd Müller – bei den Fort Lauderdale Strikers. Allerdings ist er auch einer von diesen Stürmern, die es in der Zweiten Liga zu ansprechenden Leistungen und Torquoten geschafft haben, aber warum auch immer diese Leistung nicht in der höheren Spielklasse bestätigen konnten.
Seine Vita umfasst fast 450 Spiele in denen er 168 Mal netzte, eine sehr beeindruckende Zahl, allerdings gelangen ihm in der Bundesliga bei 77 Einsätze nur magere sechs Tore.
„Der Himmel soll plüschig sein“
Der Junge aus’m Pott fand über Stationen bei Duisburg, Wattenscheid (die älteren unter uns erinnern sich sicher noch an diesen Zweitligisten), Duisburg, Köln und Aachen im Hohen Norden seine zweite Heimat beim FC. St. Pauli. Über fünf Jahre ließ er hier sein ganzes Können aufblitzen. Seinem ungewöhnlichen Wunsch zum Abschied („Der Himmel soll plüschig sein“) folgten die Fans unter der Totenkopffahne und so regnete es nach seinem letzten Spiel am Millerntor unzählige Teddybären von den Tribünen.
Obwohl er seine Profikarriere an den Nagel hing, ging es für ihn auf dem grünen Rasen noch weiter, kurz kickte er in der Landesliga Hamburg, bevor es Ihn, wie bereits oben erwähnt, in die USA zog. Die frische Brise Hamburgs schien er aber vermisst zu haben, so kehrte er schon nach einem halben Jahr zurück. Aktuell spielt er in der fünften Liga für den SC Victoria Hamburg.
Eben noch Fußballprofi, jetzt schon Beinahe-Rockstar
So weit, so gewöhnlich. Der Stürmer spielte in den vergangenen Monaten aber nicht nur unterklassig Fußball, sondern ging auch außergewöhnliche Wege. So lebte er den Traum eines jeden jungen Mannes: er wurde Rockstar – ohne musisches Talent. Wie das geht? Ganz einfach: Er unterstützte die Hamburger Band „Montreal“ als Roadie. Ein bisschen Gitarren schleppen, Bandbus packen und natürlich – im Amateurfussball professionalisiert – kühle Getränke anreichen. Inzwischen kümmert er sich um die Theke – nein, nicht die einer Kneipe, sondern seines Klamottenladens in Hamburg.
Wahnsinn: Marius Ebbers.
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