Man könnte meinen, Borussia Mönchengladbach spiele eine herausragende Champions-League-Saison. Dabei hat die Sache einen schrecklichen Haken.
Die Champions League, das ist die Hölle. Und der Himmel.
Die Hölle, weil sie längst die Superliga ist, die vielleicht bald oder doch niemals kommen soll. Die Hölle, weil in den letzten 20 Jahren mit dem FC Porto (2003÷04) lediglich ein Team gewann, das nicht zum Kreis der üblichen Verdächtigen zählte. Die Hölle, weil die Gruppenphase ein Placebo von Wettbewerb ist, bei dem Kiew, Piräus und Brügge zwar mitspielen dürfen, aber nicht gewinnen können.
Und doch ist diese Champions League auch der Himmel. Weil es nur dort die Duelle gibt, über die man als Fan in Fantastereien gerät. So wie in Mönchengladbach. Dort bibberten sie bei der Auslosung zur diesjährigen Champions-League-Saison und hofften sich alsbald in Gruppe D. Zusammen mit dem FC Liverpool, Ajax Amsterdam und Atalanta Bergamo. Nicht, weil die Chancen auf ein Weiterkommen dann so gut gestanden hätten, sondern der Sehnsucht wegen. Der Sehnsucht nach Reisen in Städte und zu Klubs, die im Ohr und Herzen gleichermaßen klingen. Die eine ruhmreiche Vergangenheit mit der schönsten Gegenwart verbinden.
Niemals gewinnt diese wunderbar talentierte, in guten Moment brillant spielende Gladbacher Mannschaft die Champions League. NIE.MALS. Und wenn es nicht um das Gewinnen geht, dann um das Erleben, um das dabei sein. Leben, um davon zu erzählen. Leben, um gegen Real und Inter zu spielen, in Madrid und Mailand zu sein. Weltklubs aus Weltstädten. Und mittendrin das kleine Mönchengladbach. Und was aber ist das wert, wenn man es nicht leibhaftig bezeugen kann?
„Ich kenne das Leben, ich bin im Kino gewesen“, heißt es bei Fehlfarben. Aber es bleibt eben doch alles anders. Man kann eine Ahnung davon haben, wie die Dinge sind, wie sie wären, wäre man dabei. Fühlen kann man sie nicht. Nachfühlen vielleicht. Doch was nützt die Liebe in Gedanken? Ist sie dann nicht nur eine weitere Fantasterei? Was ist ein Leinwand-Kuss zweier wunderschöner Hollywood-Größen gegen einen eigenen? Was ein Champions-League-Heimspiel gegen Real Madrid ohne Zuschauer?