Italiens Ex-Nationatrainer Gian Piero Ventura hat nach vier Wochen genug von der Aufgabe bei Chievo Verona und trat zurück. Im Vergleich mit den Kollegen dieser Ahnengalerie war er damit eine halbe Ewigkeit im Amt. Mit dabei: Der Zehn-Minuten-Trainer. Und Paul Breitner.
Michael Skibbe, Zeit im Amt: 52 Tage, Status: nervöse Entlassung
Die Notbremse zog auch Hertha BSC im Februar 2012. Skibbe, der in allen fünf Rückrundenspielen als Mannschaftsleiter ausschließlich an Erfahrung gewann (Tordifferenz 1:12) und Hertha einen beträchtlichen Batzen Bonität entzog, musste die Koffer packen. Obwohl doch nach Markus Babbel alles besser werden sollte. Nur was eigentlich? In 55 Spielen als Seitendirekteur hatte Babbel mit einem Punkteschnitt von 1,87 satte 30 Siege eingefahren.
Lothar Matthäus, Tage im Amt: 46, Status: spektakuläre Kündigung
Am Anfang war es Liebe. Im ersten Saisonspiel läuft das Team von Atlético Paranaense zu Ehren von Matthäus sogar in schwarz-rot-goldenen Trikots auf. Doch nur wenige Wochen später, im März 2006, wird Lothar einem Schiedsrichter gegenüber handgreiflich und verlässt Brasilien bei Nacht und Nebel. Zehn Tage lang sucht ihn der Verein, dann meldet er sich. Um zu kündigen.
Brian Clough, Tage im Amt: 44, Status: verhasste Entlassung
Schon während seiner Antrittsrede bei Leeds United beleidigte der Trainer seine neuen Spieler – und das war noch der harmonische Teil der Beziehung. Clough hasste Leeds so sehr wie Leeds ihn (man stelle sich vor, Christoph Daum würde den FC Bayern übernehmen), und so entwickelte sich im Sommer 1974 ein Kleinkrieg, den der Bestseller »The Damned United« brillant dokumentiert.
Rudolf Kröner, Zeit im Amt: 41 Tage, Status: humorvolle Entlassung
Satte 19 Gegentreffer kassiert der 1.FC Nürnberg während der übersichtlichen Amtszeit von Rudolf Kröner Ende 1983, der seinerzeit selbst vier Jahre für den Club auflief. Um die Negativserie der Fairness halber zu vervollständigen sei erwähnt, dass die 0:7‑Klatsche im zweiten Spiel gegen den VfB Stuttgart gleichbedeutend mit der höchsten Niederlage aller Zeiten des FCN in der Bundesliga ist. Seinen Humor verlor der Schwabe trotzdem nicht: „Heute haben wir vorne zu ‑und hinten aufgemacht,“ hieß es nach einer weiteren Pleite gegen den HSV in der Pressekonferenz.
Jürgen Sundermann, Zeit im Amt: 33 Tage, Status: romantische Entlassung
Wie gewonnen so zerronnen. Als Coach mit Lokomotive Leipzig 1993 der gefeierte Überraschungsaufsteiger, beim zweiten Arrangement im Frühjahr 1994 der gefeuerte Sündermann. Kein Wunder bei einem Sieg aus acht Partien. Trotzdem hieß es, Leipzig sei die schönste Zeit in seiner Trainerlaufbahn gewesen.
Alberto Malesani, Tage im Amt: 20, Status: doppelte Entlassung
Nur drei Spiele nach seiner Verpflichtung feuerte der FC Genua Malesani wieder, im Anschluss an ein 1:4 gegen Siena im April 2012, bei dem erboste Fans das Feld mit Leuchtraketen geradezu pflasterten. Das Rekordverdächtige an der Geschichte ist, dass der Klub Malesani schon zum zweiten Mal in jener Saison entließ – er war bereits zwischen Juni und Dezember Coach des Teams gewesen.
Robert Körner, Zeit im Amt: 18 Tage, Status: tragische Entlassung
Ein weiterer Mannschaftsleiter des FCN, der in den sechziger Jahren insgesamt acht Trainer verschliss. Die vergänglichste Zeitspanne von allen erwischte Körner, der bereits nach zwei Spielen die Retrospektive einnehmen und auf getane Arbeit zurückblicken konnte (Bilanz: Null Punkte). Gewinnbringend waren die eingeleiteten Rochaden auf dem Trainerstuhl des amtierenden Meisters der Spielzeit 1967/1968 nicht wirklich. Nürnberg stieg ab.
Knut Hahn, Zeit im Amt: 16 Tage, Status: berufsbedingte Kündigung
Hahn war schon der dritte Offenbacher Trainer der Saison (nach Peter Neururer und Dragoslav Stepanovic), als er im Oktober 2010 ans Ruder kam. Er machte seine Sache gut und blieb in vier Spielen ungeschlagen – dann aber musste er wieder in die Schule. Hahn war nämlich Gymnasiallehrer und durfte die Elf nur während der Herbstferien trainieren. Kaum war er weg, verlor der Klub viermal in Folge.
Dettmar Cramer, Zeit im Amt: 9 Tage, Status: logische Kündigung
Der Mann, den sie »Napoleon« nannten, kam 1974 nach Berlin, sah und ging wieder. Noch vor Beginn des Trainingslagers. Vermutlich merkte er, dass Hertha kein Geld für Neuzugänge hatte. Nicht von der Hand zu weisen ist aber auch die Erklärung, die »Der Tagesspiegel« fand: »Zu groß erschien vielen die Kluft zwischen dem ›Intelligenz-Trainer‹ und dem geistigen Standard der meisten Spieler.«
Reinhold Fanz, Zeit im Amt: 8 Tage, Status: aussagekräftige Entlassung
Als er Fanz 2004 in der Winterpause engagierte, übersah der KSC ein Detail: Sieben Jahre vorher hatte der Coach etwas über Utz Claassen gesagt, das wir nach einem Urteil des OLG Celle nicht wiedergeben dürfen. Dieser Claassen war nun Chef des Karlsruher Hauptsponsors, fühlte sich von der Trainerwahl »geradezu brüskiert« und drohte mit Taschengeldentzug. Der KSC kuschte, Fanz musste gehen.
Milivoj Bracun: Zeit im Amt: 7 Tage, Status: unnötige Entlassung
Wenn man zur falschen Zeit am falschen Ort ist, dann ergeht es einem wohl wie Milivoj Bracun im März 2004. Der Coach hatte sich gerade eingelebt, als die Hiobsbotschaft der runderneuerten Chefetage ins Haus flatterte. Bracuns Entlassung war bereits nach einer Woche in Sack und Tüten. Schade Schokroate.
Jörg Berger, Zeit im Amt: 5 Tage, Status: wiederkehrende Entlassung
Unter allen Kandidaten ist Jörg Berger wohl der unangefochtene Rekordhalter im Feld der meisten kürzesten Traineramtszeiten überhaupt. Krönung des Ganzen – Bergers missglückte Klassernerhaltsmission bei Arminia Bielefeld am letzten Spieltag der Saison 2008/2009. Doch der Reihe nach. Die fünf Begegnungen der Spielzeit 86/87 bei Hannover 96 verliefen für Berger alles andere als torlos. Auch er unterlag u.a. dem VfB Stuttgart 0:7. Nach einem 98-tägigen Missverständnis mit dem FC Basel 1997 und zahlreichen weiteren Trainerstationen endete Bergers Trainerkarussell schließlich bei besagter Arminia. Dort war er auserkoren, die ihm von Vorgänger Frontzeck vorgesetzte Tabellensituation (16. Platz nach 33 Spieltagen) zu bereinigen. Artur Wichniarek sicherte mit seinem 2:2‑Ausgleichstreffer in der 90. Minute jedoch lediglich den Abstieg aus der Fußball Bundesliga und außerdem Bergers Karriereende.
Uwe Klimaschefski, Zeit im Amt: 5 Tage, Status: vertretbarer Rücktritt
Am 31. März 1990, einem Samstag, tritt Darmstadts Coach zurück. Am Montag wird Klimaschefski geholt. Am Mittwoch verliert das Team mit 0:2 in Bayreuth. Am Freitag sagt Klimaschefski, dass er »mit dieser Mannschaft nicht an den Klassenerhalt glauben kann« und tritt zurück. Kommentar von Präsident Walter Kröger: »Die Ereignisse dieser Woche sind ganz normale Vorgänge im Profigeschäft.«
Fritz Korbach: Zeit im Amt: 2 Tage, Status: gesundheitsbedingte Kündigung
2003 übernahm Korbach die Federführung bei Sparta Rotterdam. Am zweiten gemeinsamen Mannschaftstrainingstag klagte der Trainer plötzlich über Unwohlsein. Ein Besuch beim Arzt brachte die neuzeitliche Gewissheit. Zukünftig solle sich Korbach Stresssituationen jedweder Art entziehen. Dieser befolgte natürlich den ärztlichen Rat und dankte ab.
Heinz Höher: Zeit im Amt: 1 Tag, Status: Entlassung durch übermäßige Selbstmedikation
Nach acht Jahren ohne Job kam Höhers große Chance am 17. Oktober 1996: Lübeck entließ Michael Lorkowski, und nur Stunden später leitete Höher schon das Training – bis er plötzlich zusammenbrach. Zunächst glaubte man an einen Herzanfall, aber bald gestand Höher, dass er nur zu viele Pillen (»acht Kapseln«) gegen sein »Alkoholbedürfnis« geschluckt hatte, »jeweils auf nüchternen Magen«.
Paul Breitner: Zeit im Amt: 15 Stunden, Status: telefonische Entlassung
Eines Abends im September 1998 ruft DFB-Präsident Egidius Braun den E‑Jugend-Trainer des TSV Brunnthal an (»Papa, ein Herr Braun ist dran!«) und fragt ihn, ob er Teamchef der Nationalelf werden möchte. Der Trainer möchte. Um 22 Uhr ruft Braun noch mal an (»Herr Breitner, Sie ziehen doch nicht zurück?«). Am nächsten Vormittag kommt der dritte Anruf: »Vergessen Sie alles.«
Marius Lacatus: Zeit im Amt: acht Stunden, Status: erzwungene Kündigung
Weil er zuvor den verhassten Militärverein Steaua Bukarest trainiert hatte, protestierten 2004 Anhänger des FC Universitatea Craiova so vehement gegen Neu-Trainer Lazarus, bis dieser einknickte und das Büro acht Stunden nach Berufsantritt wieder räumte.
Zbigniew Boniek: Zeit im Amt: fünf Stunden / Status: Kündigung am Essenstisch
Beim romantischen Dinner zu zweit verdarb nicht der Koch den Brei des frischgebackenen Teamchefs Zbigniew Boniek von Serie B Verein Pisa Calcio. Das unverdauliche Haar in der Suppe sollte die Position des Assistenztrainers darstellen, um das Klubchef und Trainer bei Kerzenschein hitzig diskutierten, bis auch noch der Haussegen in Pisa schief hing. Boniek beendete das Intermezzo nach fünf Stunden und heuerte wenig später beim höherklassigeren FC Bari 1903 an.
Leroy Rosenior: Zeit im Amt: 10 Minuten, Status: interessenbedingte Entlassung
Es wird schwierig sein, den aktuellen Rekordhalter für die kürzeste Amtszeit eines Trainers vom Thron zu stürzen, denn der damals 42-jährige Rosenior verlor am 17. Mai 2007 seinen Job, noch während er der Presse vorgestellt wurde. In jenen Minuten wechselte der englische Fünftligist Torquay den Besitzer, und die neuen Eigentümer hatten einen anderen Mann für den Posten im Auge.