Bastian Schweinsteiger macht weiter. Mindestens noch ein Jahr will er für Chicago Fire spielen. Warum das auch für uns eine gute Nachricht ist.
Ob Bastian Schweinsteiger den Sonnenkönig von Rostock kennt, wissen wir leider nicht. Dabei haben die zwei einiges gemeinsam. Also Bastian Schweinsteiger und Thomas Gansauge. Der Mann, der in den Neunziger Jahren 81 Mal in der Bundesliga auflief, zumeist für Hansa Rostock. Der Mann, der selbst im nasskalten Ostsee-Winter stets so aussah, als warte er sekündlich auf den einen Anruf, der sein Leben in Richtung Lebenstraum verändert, da es heißt: Herr Gansauge, wir brauchen sie als Hauptdarsteller in der neuen Verfilmung von Winnetou.
Dass Gansauge aussah wie der fiktive Häuptling der Mescalero-Apachen, lag an seinen langen Haaren und vor allem daran, dass er stets mehr als nur gebräunt war. Was wiederum daran lag, dass er gleich drei Sonnenstudios besaß in und um Rostock. Oder um es mit den Worten seines Ex-Mitspieler Jens Dowe zu sagen: „Braun gebrannt, lange Haare und ein Mords-Typ“.
Gut für den Nachwuchs
Ein Mords-Typ, der irgendwann sein Pferd sattelte und sich aufmachte, auf den langen Weg gen Westen. Inzwischen ist er Trainer bei Schwaben AC, einem deutschen Auswanderer-Verein in, genau, Chicago.
Dort versucht er sich vor allem daran, den Nachwuchs auf die Spur zu bringen. Nicht immer einfach, wie er sagt (Hier nachzulesen »>). Was bekanntlich immer dabei hilft, die Kids nicht nur nebenbei an den Fußball heranzuführen, sind Idole. So wie Bastian Schweinsteiger eines ist.
Geld oder Liebe? Beides!
Insofern ist es also vermutlich auch für Thomas Gansauge eine gute Nachricht, dass „Schweini“ noch ein Jahr dranhängt, noch ein Jahr länger für Chicago Fire in der MLS antritt.
Er selbst habe lange überlegt, so Schweinsteiger, aber der alte Wettkämpfer kann das wettkämpfen nicht lassen. So zumindest ließ er es in einer offiziellen Mitteilung verlauten: „Lasst uns eine Trophäe hochhalten. Ich glaube an den Klub, und ich glaube, dass wir Meister werden können.“
Ein Optimist, könnte man meinen, schließlich endete die unlängst abgelaufene Saison auf dem vorletzten Platz der Eastern Conference. Er kann halt nicht alles allein machen, schon gar nicht mit seinen inzwischen 34 Jahren. 55 Mal ist er bisher für Chicago Fire aufgelaufen. Dabei hat er sieben Mal getroffen und zwölf Tore vorbereitet. Nicht schlecht für einen, der den Laden längst eher hinten zusammenhalten soll, als vorn veredeln.
Aber vielleicht ist die Kampfansage auch mehr PR als innere Überzeugung. Schließlich lässt es sich gut leben in Chicago, erst Recht, wenn man immer noch gute sechs Millionen Euro pro Jahr verdient. Ohne Sponsoren. Aber soll er, der Herr Schweinsteiger, er liefert ja auch, mehr sogar als viele, die mitten in der Blüte ihrer Karriere stehen.
Denn er ist einer dieser seltenen Menschen, auf die sich andere Menschen mehrheitlich einigen können. Ach, der „Schweini“, raunen sich sogar die zu, die den FC Bayern eher für eine Diagnose denn einen Fußballverein halten. Er ist der Günter Jauch seines Sports.
Wie eine Wohlfühldecke
Selbst die zynischsten Fußballkritikaster ertappen sich ja bei Gedanken wie: Ach Mensch, gut sieht er aus, der „Schweini“. Und er und seine Ehefrau, die Ana, was ein schönes Paar!
Schweinsteiger ist wie eine Wohlfühldecke, mit der man gute Jahre verbindet und in die man sich auch deshalb so gern schmiegt, weil man dann weiß, dass es sie noch gibt und damit den Beweis, dass das Leben noch nicht vorbei ist und die gute alte Zeit vielleicht sogar noch anhält.
Häuptling und Indianer
Und so bleibt gar nichts anderes als Freude darüber, dass er noch weiter macht, dieser Bastian Schweinsteiger. Und die Freude auf all das, was da im kommenden Jahr so herüber geschwappt kommt. Ob Siege, Tore oder einfach nur Fotos vom Herrn Schweinsteiger und seiner Frau.
Und vielleicht wissen wir dann ja auch bald, ob er den Sonnenkönig von Rostock kennt.