Vor 120 Jahren kam Ricardo Zamora zur Welt. Der Spanier nahm viel vom modernen Fußball vorweg – er wurde vergöttert, kostete einen Haufen Geld und verstand sich als Stilikone. Nur seine 65 Zigaretten am Tag, die macht ihm heute keiner nach.
Vor einiger Zeit schlug ein geschätzter Kollege bei einer Themensitzung unseres kleinen Familienmagazins einen Beitrag über die Geschichte der Torwarthandschuhe vor. Auch einen Aufhänger – also eine Antwort auf die Frage: Warum sollen wir das gerade jetzt machen? – hatte er parat: Jene Geschichte begann vor ziemlich genau 50 Jahren, nämlich 1970. (Wie gesagt, der Vorschlag wurde schon vor einiger Zeit gemacht.)
Auf den ersten Blick schien das wirklich passend. Die baden-württembergische Firma Uhlsport, heute ein Spezialist für Torwartbedarf, brachte in der Tat 1970 ihren ersten Handschuh auf den Markt. Und die WM 1970 in Mexiko war das erste große Turnier, bei dem zwei Schlussmänner mit speziell angefertigten Handschuhen spielten. Zum einen war das natürlich Sepp Maier, der bei uns in Deutschland mindestens als Pionier, manchmal sogar als Erfinder dieses Accessoires gilt. Zum anderen der Engländer Gordon Banks. Als Banks im Gruppenspiel gegen Brasilien das zeigte, was Briten als „Parade des Jahrhunderts“ bezeichnen, trug er Baumwollhandschuhe, auf die er – ganz ähnlich wie Maier – einen Belag geklebt hatte, wie man ihn von Tischtennisschlägern kennt.
Aber – und damit begann die große redaktionsinterne Was-genau-ist-ein-Handschuh-Debatte, die am Ende dem geplanten Artikel den Garaus machen sollte – die WM 1970 war nicht die erste, bei der Banks Handschuhe trug. Schon im Finale 1966 gegen Westdeutschland hatte Englands Nummer eins (im Gegensatz zu seinem Gegenüber Hans Tilkowski) seine Finger geschützt. Und zwar mit einem Paar handelsüblicher Handschuhe, die er angeblich in einem Laden für Armeebedarf in London gekauft hatte. Und im selben Jahr tat sich der deutsche Torwart Wolfgang Fahrian mit dem oberfränkischen Sportartikelproduzenten Kurt Kränzle zusammen und brachte industriell gefertigte Torwarthandschuhe auf den Markt, also vier Jahre vor Uhlsport.
Und wenn man will, kann man sogar noch viel weiter in der Geschichte zurückgehen. So bekam ein Mann namens William Sykes schon 1885 ein Patent auf besondere Handschuhe für Fußballtorhüter. Sie bestanden aus mit Naturkautschuk beschichtetem Leder und sollten den Aufprall des Balles dämpfen. Oder nehmen wir den berühmten Heiner Stuhlfauth (1896−1966) aus Nürnberg. Von ihm ist der Satz überliefert: „Bei Regen habe ich immer Handschuhe aus grober Wolle getragen. An solchen Handschuhen bleibt ein nasser Ball nämlich kleben. Das habe ich im Leben gelernt – ich wusste, dass man einen Aal nicht mit bloßen Händen festhalten kann, man muss ihn mit einem groben Stück Stoff packen.“