Goncalo Paciencia könnte für Eintracht Frankfurt zum entscheidenden Mann gegen Benfica Lissabon werden. Seine größte Waffe: Gelassenheit. Die aber auf ein einschneidendes Erlebnis zurückgeht.
Diese Gelassenheit kommt ihm auch auf dem Spielfeld zupass, vergebenen Chancen trauert er nicht nach: „Ich denke nicht nach über Dinge, die ich nicht ändern kann.“ Was auch begründet, wie er es schaffte, seinen Start in Frankfurt zu meistern. Neuer Klub, neues Land, dann riss der Meniskus – drei Monate Pause. Aber auch in der Reha hieß die Devise: Bangemachen gilt nicht. Gemeinsam mit seinem Kumpel und Leidensgenossen Timothy Chandler gestaltete er die Reha-Tage positiv und stand bald schon wieder auf dem Platz. „Timmy und ich haben versucht, jeden Tag so zu gestalten, dass wir auch Spaß und Freude haben“, so Paciencia. Außerdem sah sich Paciencia jedes Spiel seines neuen Klubs im Stadion an – um sich zu pushen. „Ich habe mir all unsere Spiele angeschaut, um Kraft zu tanken. Wenn die Mannschaft gut spielt und die Mehrheit ihrer Spiele gewinnt, gibt dir das für die Reha einen zusätzlichen Motivationsschub.“
Ein Motivationsschub, der Früchte getragen hat. Nach der Genesung wurde der Portugiese zunächst zum Joker Nummer eins hinter dem Eintracht-Triumvirat Jovic-Rebic-Haller. Nach der Verletzung Hallers nun zu einem echten Startelfkandidaten. Vor allem weil er eine Qualität mitbringt, die ihn von den anderen Stürmern unterscheidet: Ein herausragendes Kopfballspiel. Fünf Tore hat Paciencia für die Hessen geschossen, alle fünf per Kopf. Eine Qualität, die Paciencia selbst ein wenig überrascht. „Letztes Jahr habe ich zehn Tore geschossen, aber kaum eines per Kopf“, so Paciencia, was jeder, der ihn bei seinem Treffer zum 1:0 gegen den FC Augsburg am vergangenen Wochenende in bester Schulbuchmanier in der Luft stehen sah, kaum wird glauben können. Er mache schon Witze mit den Mannschaftskameraden darüber, dass er nur noch per Kopf treffe. „Aber ich kann es auch per Fuß, das werde ich in der Zukunft zeigen.“
Auch im Hinspiel gegen Benfica traf Paciencia mit dem Kopf, es war das Tor zum 2:4, das sich für die Eintracht noch extrem viel wert sein könnte. Das sieht auch Paciencia so, der sich sicher ist, dass seine Landsleute trotz des Hinspiel-Sieges noch lange nicht weiter sind. Denn dazu müssen sie erstmal in Frankfurt bestehen. „Die ersten Minuten werden entscheidend sein“, so Paciencia. „Wenn wir in den ersten Minuten treffen, wird Benfica das weh tun.“ Allen bei Benfica, nur seinem Bruder nicht.