Sie wuchsen in den Straßen Frankfurts auf und sind ihrer Heimatstadt stets treu geblieben – auch, was den regionalen Fußball angeht. Celo & Abdi über dumme Bemerkungen am Spielfeldrand, besoffene Kollegen und „Captain Tsubasa“.
Celo & Abdi, warum ist Amateurfußball so großartig?
Abdi: Pass auf, in der Kreisliga fallen Tore, die so nie in der Bundesliga passieren würden. Wenn der Tormann zum Beispiel grottenschlecht ist, rotzt manchmal einfach jemand von der Mittellinie rauf – und haut Ball in den Winkel.
Celo: Der Fußball insgesamt ist anders. Profis sind Taktiker. Da wird gewartet, da gibt es irgendwelche Konzepte, das ist fast schon Schach. In der Kreisklasse geht es dagegen direkt rauf. Fünf Leute auf den Ball!
Guckt ihr euch manchmal Spiele in der Kreisliga an?
Abdi: Ich habe mir in letzter Zeit regelmäßig Spiele vom FC Heisenrath, einem Verein aus Frankfurt-Goldstein, der von Jugendlichen gegründet wurde, angeschaut.
Celo: Manche Klubs haben ihre Plätze ja mitten im Block. Da stolperst du aus dem Haus und kannst das gar nicht verfehlen.
Abdi: Es macht ja auch wirklich Bock. Da trifft man Leute, kann quatschen, und: Die Spiele sind sogar ganz gut besucht.
Celo: Du stehst direkt am Rand und kannst dumme Bemerkungen machen – und vom Schiedsrichter bis zum Torwart hören es alle. Man muss nur aufpassen, dass am Ende nicht jemand auf einen losgehen will! Aber auch das ist Kreisliga: Der Geduldsfaden ist ein bisschen kürzer als bei den Profis. Im Profifußball geht es um so viel Kohle, da rastet keiner aus. Sonst ist die Karriere gleich wieder vorbei.
Habt ihr selbst im Verein gespielt?
Abdi: Ja. Ich habe in der F‑Jugend angefangen, direkt bei mir im Viertel, beim SC Goldstein, gegründet 1951!
Celo: Ich war nie aktiv im Verein.
Abdi: Dafür hast du Hockey gespielt.
Celo: Ja, sogar beim FSV und für die Eintracht, bis ich 16 Jahre alt war.
Abdi: Ich bin bis zur C‑Jugend in meinem Verein geblieben, danach ging es weiter zu den Sportfreunden Schwanheim. Und dann sogar noch weiter zu Germania Schwanheim, das war der etwas elitärere Klub. Die waren wie Chelsea – also deren Trainingsanzüge und das Logo. Eigentlich wollte ich vor allem wegen diesen geilen blauen Jogginganzügen von Jako dort spielen. Die trugen damals alle in Schwanheim. Als Jugendspieler bekam die jeder im Verein geschenkt – gesponsert von dem Eigentümer eines Bauelemente-Marktes aus dem Viertel!
Wer waren damals eure Vorbilder?
Celo: Das war die große Zeit der ganzen Zeichentrickserien. Die „Kickers“, „Die tollen Fußballstars“ um „Captain Tsubasa“ und all die anderen. Ich hab mal ein bisschen geforscht: Die Serie „Die tollen Fußballstars“ wurde zur WM 2002 noch mal neu aufgelegt in Japan – und hat dort einen richtigen Fußballboom ausgelöst!
Abdi: Krass. Echt, ja?
Celo: Ja, man. Es gibt dort etliche Nationalspieler, die deswegen mit dem Fußball angefangen haben. Und die jetzt sagen: Ich wollte immer wie „Captain Tsubasa“ sein!
Was war deine Rolle damals in Schwanheim? Eher „Captain Tsubasa“ oder eher Ausputzer?
Abdi: Ich war Stürmer. Oder Bankdrücker (lacht). Aber ich war ein guter Abstauber. Was viel mit meinem Sturmpartner zu tun hatte: Der Kollege wollte immer den gegnerischen Tormann tunneln, hat es aber nie geschafft. Also flog mir der Ball dauernd vor die Füße und ich musste ihn nur noch reinwichsen, stöff!