Er ist einer der größten Spieler aller Zeiten. Jetzt macht er sich daran, auch als Trainer eine Legende zu werden. Madrid liegt Zidane jetzt schon zu Fußen. Wie macht er das?
Als vor knapp einem Monat Zinédine Zidane auf der Pressekonferenz nach dem gewonnen UEFA-Supercup-Finale gegen Sevilla nüchtern das Spiel analysierte, marschierten plötzlich seine Spieler per Polonaise in den Saal. Vorneweg Frohnatur Marcelo, der sogleich seine Wasserflasche über dem Kopf des Trainer ausleerte. Und Zidane, der große Zizou, lachte nur. Wie ein Vater, der seine Jungs einfach mal machen lässt. Nationalspieler Toni Kroos sagte danach gegenüber der „Welt“: „Der Spaßfaktor hat sich einfach erhöht. Du gibst einfach zwei, drei Prozent mehr, wenn du weißt, da steht einer an der Linie, für den du es gern machst.“
Den alten Rekord hält noch Don Alfredo
Im Januar dieses Jahres wurde Zinédine Zidane Cheftrainer von Real Madrid. Seitdem gewann er die Champions League und den UEFA Super Cup. Von 28 Spielen als Coach hat Zidane 22 gewonnen. Diese Quote, so aussageschwach sie bei relativ wenigen Spielen noch sein mag, übertrifft die aller anderen Real Madrid-Trainer. Gewinnt Zidane an diesem Wochenende, bricht er einen Uralt-Rekord: Anfang der Sechziger hatte Real, damals unter der Führung von Alfredo Di Stéfano, 14 aufeinander folgende Ligaspiele gewonnen. Der Sieg gegen Osasuna am heutigen Samstag wäre der 15. in Serie.
Dieser Vergleich ist nicht willkürlich konstruiert. So wie Di Stéfano die damals beste Klubmannschaft der Welt anführte, tat es Zidane Anfang des Jahrtausends mit den sogenannten „Galaticos“. Zidane, damals mit 73-Millionen-Euro der teuerste Spieler der Welt, war der Anführer einer Weltauswahl. Roberto Carlos, Claude Makélélé, Figo, Raúl, Beckham, Ronaldo. Zidane kam als Weltmeister nach Madrid, wo er mit Real alles gewann, was es der europäische Klubfußball hergibt. Jetzt, als Trainer dürften seine Ansprüche kaum geringer sein. Das bestätigt auch Abwehrspieler Pepé in der spanischen „Marca“: „Zidane will immer gewinnen. Aber er ist nie verbissen, er verbreitet niemals schlechte Stimmung. Deshalb respektieren wir ihn so sehr.“
Für die Spieler ist der Trainer ein Kindheitsheld
Die Ehrerweisung gegenüber Zidane wird noch dadurch verstärkt, dass alle Spieler im Kader Zidane noch in dessen aktiver Zeit erlebt haben. Cristiano Ronaldo war 13, als Zidane die Weltmeisterschaft 1998 mit Frankreich gewann. Marco Asensio, der jüngste im Kader, sah mit zehn Jahren, wie sein heutiger Coach bei der WM 2006 die große Bühne mit einem legendären Kopfstoß verließ. Der Franzose war schon als Spieler eine Vereinslegende. Von Ex-Coach Rafael Benítez wird am ehesten in Erinnerung bleiben, wie er den nicht-spielberechtigten Denis Cheryshev einwechselte und so dafür sorgte, dass Real aus dem nationalen Pokal flog. Zidane sorgt dafür, dass Real Pokale wieder gewinnt.