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Manuel Gaber, die BILD schreibt über Unser Fuß­ball‘‘: Neues Ultra-Bündnis macht Druck auf die Ver­bände.‘‘ Ist die Bezeich­nung Ultra-Bündnis tref­fend oder wer ver­birgt sich hinter der Initia­tive?
Wir sind ein sehr breites Bündnis. Unsere Erklä­rung wurde von allen großen bun­des­weiten Fan­or­ga­ni­sa­tionen, bei­spiels­weise von Unsere Kurve‘‘ und Pro­Fans‘‘, sowie von über 1000 Fan­grup­pie­rungen unter­zeichnet. Die Spann­breite geht von kleinen Fan­klubs aus der tiefsten Pro­vinz bis hin zu Ultra­gruppen. Wir wollen zeigen, dass sich die Fans – unab­hängig ihrer Ver­eins­zu­ge­hö­rig­keit und Orga­ni­sa­ti­ons­struktur – bei den von uns vor­ge­tra­genen Themen einig sind und an einem Strang ziehen.

Welche Ziele ver­folgt das Bündnis Unser Fuß­ball‘‘ kon­kret?
Wir haben unsere Erklä­rung in vier Kate­go­rien geglie­dert: Ers­tens geht es um einen fairen Wett­be­werb. Die Schere zwi­schen großen und kleinen Verein wird immer größer, daher for­dern wir eine gleich­wer­tige Ver­tei­lung der TV-Gelder und ein funk­tio­nie­rendes Finan­cial Fair­play auf natio­naler Ebene. Zwei­tens wollen wir, dass sich der Fuß­ball seiner gesell­schaft­li­chen Ver­ant­wor­tung stellt und zum Bei­spiel end­lich glaub­haft gegen die viel­fäl­tigen Aus­prä­gungen von Dis­kri­mi­nie­rung vor­geht. Drit­tens geht es um demo­kra­tisch und wirt­schaft­lich nach­hal­tiges Han­deln. Dazu gehört auch die Stär­kung der Mit­glie­der­rechte inner­halb der Ver­eine. Die Mit­glieder sind dank der 50+1‑Regel die Basis des Ver­eins, aller­dings sind die Vor­gänge man­cher­orts zum Teil intrans­pa­rent oder gar unde­mo­kra­tisch. Der Fuß­ball gehört seinen Fans, darauf bezieht sich auch unser vierter Punkt nochmal: Ein­tritts­karten müssen für jeden erschwing­lich sein und die Anstoß­zeiten sollten von den Bedürf­nissen der Fans statt von denen des Pay-TV-Anbie­ters abhängig gemacht werden.

Wie ent­stand die Idee für ein sol­ches Bündnis? War die Wie­der­auf­nahme des Spiel­be­triebs ohne Zuschauer im Sta­dion der Kata­ly­sator?
Wir Fans stehen den Ent­wick­lungen im Pro­fi­fuß­ball ja schon seit Jahren kri­tisch gegen­über und enga­gieren uns dem­entspre­chend. Die Corona-Krise hat uns aber nochmal nach­drück­lich vor Augen geführt, dass die meisten Klubs nicht nach­haltig wirt­schaften. Selbst einige Ver­eins- und Ver­bands­ver­treter scheinen diese Ein­sicht mitt­ler­weile zu teilen und wollen Reformen anschieben. Das DFL-Prä­si­dium for­derte neue Werte im Fuß­ball, DFB-Prä­si­dent Fritz Keller prä­sen­tierte dies­be­züg­lich sogar einen 5‑Punkte-Plan. Das macht Hoff­nung. Letzt­end­lich müssen diesen Worten aber auch Taten folgen, des­wegen for­dern wir von den Ver­ant­wort­li­chen schnellst­mög­lich einen Grund­satz­be­schluss, der deut­lich macht, dass es im deut­schen Fuß­ball in eine ganz andere Rich­tung gehen soll.

Die not­wen­dige Gesprächs­be­reit­schaft für Reformen ist also auf beiden Seiten vor­handen?
Ein kon­struk­tiver Dialog ist immer wichtig und viele Fans haben diesen Dialog zu den Ver­ant­wort­li­chen schon über Jahre hinweg gesucht. Natür­lich gibt es aber einige Fan­grup­pie­rungen, die schlechte Erfah­rungen gemacht haben und somit einem wei­teren Ver­such des Dia­logs mit Verein und Ver­band kri­tisch gegen­über­stehen. Wir von Unser Fuß­ball‘‘ ver­su­chen auch diese Gruppen mit­zu­nehmen. Wir sehen uns als Sprach­rohr, das die Haupt­an­liegen der Fans in Deutsch­land bün­delt und vor­trägt.

Wel­chen Effekt erhoffen Sie sich vom Finan­cial Fair­play auf natio­naler Ebene?
Finan­cial Fair­play soll auf der einen Seite dazu bei­tragen, dass Ver­eine wirt­schaft­lich nach­haltig auf­ge­stellt sind und ihre Ange­stellten auch in Kri­sen­zeiten wei­terhin ent­lohnen können. Richtig aus­ge­staltet kann es auf der anderen Seite aber auch ein Instru­ment sein, um zu ver­hin­dern, dass sich Ver­eine über externe Gelder Wett­be­werbs­vor­teile ver­schaffen. Ich denke da in der Bun­des­liga an RB Leipzig oder an Man­chester City in der Pre­mier League. Aus unserer Per­spek­tive ist es für den deut­schen Fuß­ball und allen daran Betei­ligten wichtig und wün­schens­wert, dass wir eine span­nende Liga haben und das ist durch die der­zei­tigen mone­tären Dif­fe­renzen in der Spitze nicht mög­lich.

Auch fan­ge­rechte Anstoß­zeiten haben Sie ange­spro­chen…
Die Abschaf­fung der Mon­tags­spiele ist defi­nitiv als ein Erfolg der Fans zu ver­bu­chen. Der Spieltag ist aber noch immer zer­stü­ckelt, das gestaltet die Pla­nung und die Anreise zu Aus­wärts­spielen für die aktiven Fans schwierig. Unter der Woche oder an den Rän­dern des Wochen­endes werden Spiele zwi­schen Ver­einen ange­setzt, deren Sta­dien knapp 1000 Kilo­meter aus­ein­an­der­liegen. Das sind Distanzen, die selbst für die treu­esten Fans kaum machbar sind.

Welche Kon­se­quenzen zöge es nach sich, wenn die gefor­derten Reform­vor­schläge von Ver­eins- und Ver­bands­seite unbe­achtet blieben?
Dar­über können wir als Gruppe der Initia­toren von Unser Fuß­ball‘‘ nichts sagen. Wie die ein­zelnen Fans, die Fan­klubs und Ultras der Ver­eine in diesem Fall han­deln, müssen sie indi­vi­duell ent­scheiden. Sollte das bis­he­rige System wei­terhin Bestand haben, besteht natür­lich die Gefahr, dass sich immer mehr Men­schen vom Fuß­ball abwenden. Den­noch bin ich zuver­sicht­lich, dass der Groß­teil der Ver­eine, die in der DFL die Ent­schei­dungen treffen, unsere Anliegen ernst nimmt.