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Seite 3: Staatsaffäre um Liebrich

Wie auch immer, das Ganze wurde fast eine Staats­af­färe. Der His­to­riker Udo Muras schrieb: In Puskás’ Bio­gra­phie stand zu lesen, Liebrich habe ihn dreimal absicht­lich gefoult. Dagegen ging der kleine Fahrer‘ mit Vollgas vor und pro­zes­sierte gegen den Verlag in London. Im Urteils­spruch vom 21. Februar 1956 wurde zwar ange­zwei­felt, dass Puskás wirk­lich das Ori­gi­nal­ma­nu­skript geschrieben hat‘, Liebrich jedoch mit 1000 Mark durch den Verlag ent­schä­digt.“

Trotzdem galt Liebrich im Aus­land weiter als der Mann, der durch seine Grät­sche oder seinen Tritt Puskas und damit die Ungarn ent­schei­dend schwächte. (Der berühmte eng­li­sche Reporter Brian Glan­ville schrieb: In retro­s­pect, it was the kick that won the World Cup.“) Manche ver­stiegen sich sogar zu der Theorie, dass der deut­sche Stopper den Star­stürmer absicht­lich ver­letzte, weil Hell­seher Her­berger gewusst hätte, dass seine Elf noch ein zweites Mal auf die Ungarn treffen würde.

Gewählt in die Elf des Tur­niers

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Doch wie gesagt: Es war über­haupt keine Grät­sche. Wir haben heute Auf­nahmen, die zeigen, dass sich Puskas im Mit­tel­kreis in der eigenen Hälfte befand, als er steil geschickt wurde. Liebrich deckte ihn recht eng, wurde aber vom schnellen Antritt des Ungarn über­rascht. Etwas hüft­steif ver­suchte der kleine Fahrer“, dem Gegner mit dem linken Fuß den Ball weg­zu­spit­zeln, doch er kam zu spät. Es wäre zwar mög­lich, dass Liebrich dabei den Knö­chel des Ungarn traf, aber es sieht eher aus wie ein banales Bein­stellen. Viel­leicht ver­letzte sich Puskas, wie zum Bei­spiel Helmut Rahn immer sagte, also wirk­lich erst durch den Sturz.

So haben am Ende unter Umständen alle unrecht, selbst Liebrich. Denn eines ist klar: Der Ball war mei­len­weit weg, ein Foul beging der Lau­terer also auf jeden Fall. Doch brutal“ war es kei­nes­falls, ein Attentat“ erst recht nicht. (Solche Begriffe passen eher auf ein anderes Spiel der WM 1954, das Vier­tel­fi­nale zwi­schen Ungarn und Bra­si­lien, das als Schlacht von Bern“ in die Geschichte ein­ging.) Dass Liebrich zwar für die Begriffe jener Zeit sehr hart spielte, aber nicht hin­ter­hältig oder unfair, sieht man viel­leicht am besten an einer unge­wöhn­li­chen Ehrung, die ihm zuteil wurde. Obwohl die DFB-Aus­wahl die WM 1954 gewann, wurde nur ein Deut­scher in die Elf des Tur­niers gewählt: der kleine Fahrer.