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Der Witz ist: Es war über­haupt keine Grät­sche. Man nimmt ein­fach nur immer an, dass es eine war, weil seine Spe­zia­lität darin bestand, von der Seite in den Mann zu rut­schen und dabei den Ball weg­zu­spielen. Diese Aktion, die man bis dahin vor­nehm­lich von bri­ti­schen Ver­tei­di­gern kannte, brachte ihm sogar einen der besten Spitz­namen der deut­schen Fuß­ball­ge­schichte ein. Daheim in der Pfalz kannte man Werner Liebrich als den kleinen Fahrer“.

Das kam so: Der 1927 gebo­rene Werner hatte einen drei Jahre älteren Bruder namens Ernst, der eben­falls für den 1. FC Kai­sers­lau­tern spielte. Beide Liebrichs waren sehr phy­si­sche Spieler, anders als ihr Freund und Vor­bild, der fili­grane Fritz Walter. Fahr dazwi­schen!“, soll der Fritz erst dem Ernst, später dem Walter zuge­rufen haben, damit sie Pässe abfingen und das Auf­bau­spiel des Gegner störten. So wurde Ernst der große Fahrer“ und sein jün­gerer Bruder der kleine Fahrer“.

Lei­den­schaft und Feu­rig­keit

Außer­halb der Pfalz hieß Werner Liebrich aller­dings meis­tens der Rote“, wegen seiner Haar­farbe. In seinem Buch über die Helden von Bern schreibt Autor Jürgen Bertram, dass Sepp Her­berger einmal sagte: Ich hab’ noch kenn Rote g’sehe, wo net gut Fuß­ball g’spielt hot.“ Auch er meinte damit natür­lich Liebrichs Mähne, schließ­lich schreibt der Volks­mund Rot­haa­rigen gerne eine beson­dere Lei­den­schaft und Feu­rig­keit zu.

Man kann Her­ber­gers Satz aber auch auf eine Art ver­stehen, wie ihn der bekannt kon­ser­va­tive Chef“ sicher nicht gemeint hat. Liebrich stammte näm­lich aus einem links geprägten Arbei­ter­viertel von Kai­sers­lau­tern. Als kleiner Junge bekam er häufig Schlä­ge­reien und sogar Stra­ßen­schlachten zwi­schen Nazis und Kom­mu­nisten mit. Auf wel­cher Seite die Liebrichs in diesem Kampf standen, war nie eine Frage. Wer­ners Vater und sein Onkel waren tiefrot und als DKP-Mit­glieder sogar im Wider­stand aktiv. Beide saßen wäh­rend der Nazi­zeit im Zucht­haus.