Nach nur einem Jahr ist der SC Freiburg zurück in der Bundesliga. Für Trainer Christian Streich ist Vincenzo Grifo dabei zum wichtigsten Baustein geworden.
Vor allem in den Büchern des Karlsruher SC, die in Wochen darauf in die A‑Jugend aufnahmen, und der TSG Hoffenheim. Dorthin wechselte er nach nur einem Jahr in die Herrenabteilung – wurde aber bei nur zwölf Bundesligaspielen in drei Spieljahren nie wirklich glücklich.
Die Freiburger Verantwortlichen bewiesen einen guten Blick, als sie Grifo nach Leihstationen in Dresden und beim FSV Frankfurt für eine Million Euro an den Dreisam lotsten. Die Mannschaft von Trainer Christian Streich war soeben abgestiegen, hatte u.a. die Abgänge von Admir Mehmedi, Vladimir Darida, Roman Bürki und Jonathan Schmid zu beklagen und gleichzeitig hatte Streich die Prämisse ausgegeben: „Wir werden wiederkommen und versuchen so Fußball zu spielen, dass die Leute in Freiburg Freude daran haben.“ Freiburg hatte eine ganze Generation verloren und begann von vorn. Damit konnte sich Grifo identifizieren.
Zwei Freaks im Sondertraining
„Seine gute Schusstechnik war auffällig“, erinnerte sich Sportdirektor Klemens Hartenbach an die erste Beobachtungsphase im Sommer 2015. Ein ausgeprägtes Ballgefühl und brandgefährliche Standards hätten überzeugt. In Karlsruhe hatte Grifo mit Hakan Calhanoglu am ruhenden Ball trainiert. Zwei Freaks während der Sonderschichten.
Vincenzo Grifo nur auf seine Standardstärken zu reduzieren, würde dem vierfachen italienischen U20-Nationalspieler nicht gerecht werden. Im Freiburger System spielt er eine herausragende Rolle. Das Statistikportal whoscored.com schätzt ihn bisher zu den vier stärksten Mittelfeldspielern der Saison ein. Kein anderer Spieler der Bundesliga verteilt mehr Schlüsselpässe, also Zuspiele aus denen direkt eine Torchance entsteht, als Grifo – 3,1 pro Spiel. Und auch wenn ihm direkte Freistöße in dieser Statistik helfen dürften: Mit 3,3 Torschüssen pro Auftritt gehört Grifo ebenso zu den gefährlichsten Spielern der Liga.
Jeder Angriff über Grifo
Naturgemäß versucht der SC Freiburg über schnelle Gegenstöße in Tornähe zu kommen, dabei tendiert Grifo häufig zu einer Außenposition und schlägt dort eine Flanke nach der anderen in den Strafraum. Mehr als jeder andere Bundesligaprofi. Mit Kopfballspieler Maximilian Philipp hat er dazu einen idealen Abnehmer gefunden. Kurzum: Keine Offensivaktion findet ohne Grifo statt.
Als Tabellenneunter mit fünf Siegen steht der Aufsteiger bisher über den eigenen Erwartungen. Christian Streich hat es nach dem Abgang der goldenen Generation innerhalb von nur einem Jahr geschafft, ein neues, junges Gerüst zusammenzustellen. Ein Großteil des Stammes ist nach 1990 geboren. Dazu zählt auch Vincenzo Grifo.Lieblingsklub: Inter Mailand
„Wer sich hier in der Bundesliga durchsetzt, kann sich überall durchsetzen“, sagt er höflich, „jeder Italiener würde gerne in der Serie A spielen. Inter ist für mich die sympathischste Mannschaft.“ Dorthin wechselte Roberto Baggio erst kurz vor seinem Karriereende. Freiburgs Fans hätten sicher nichts dagegen, wenn es Grifo ähnlich handhaben würde.