Mario Götzes Vertrag beim BVB wird nicht mehr verlängert, zum Sommer muss sich der WM-Held 2014 einen neuen Klub suchen. Zeit für ihn endlich der Welt zu zeigen, dass er besser ist als … sein angekratztes Image.
Es entbehrt nicht einer gewissen Tragik, dass Götze die beste Zeit nach seiner Rückkehr zum BVB unter Peter Bosz erlebte. Der Niederländer beweist in Leverkusen, wie weit er Team bringen kann, wenn er den Rückhalt des Vorstands verspürt. Dass sich sein Vertrauen in junge Spieler, in Talente und in Kreativität auszahlt. Doch als der verlorene Sohn gerade wieder an alter Wirkungsstätte zurück in die Spur gekommen schien, zog er sich eine langwierige Sprunggelenksverletzung zu – und als sich Götze wieder fit meldete, hatte der Realist Peter Stöger den Idealisten Bosz ersetzt.
Es gibt unter Fußballern die Redensart, dass das Schicksal Glück und Unglück am Ende gegeneinander aufwiegt. Sollte auch Mario Götze von der diesem Aberglauben beseelt sein, wird er sich in den vergangenen Monaten oft gefragt haben, wann derart viel auf sein Fortuna-Konto gebucht wurde, dass nun seine Pechsträhne einfach nicht abreißen will. Die Nachricht vom BVB jedenfalls traf ihn nicht unerwartet. Bereits Anfang April wurde bekannt, dass Götze sich neuerdings von Reza Fazeli beraten lässt, der zuvor schon für Transfers von Emre Can und Nuri Sahin zu internationalen Klubs verantwortlich zeichnete. Von ihm erhofft sich der gefallene WM-Held offenbar einen positiven Impuls für seine Laufbahn.
Bastian Schweinsteiger ahnte bei seiner Bewertung wohl, dass es Götze ins Ausland ziehen könnte. Gerüchten zufolge sollen sowohl der AS Rom als auch Lazio Rom großes Interesse an dem Deutschen angemeldet haben. Schweini schien es wichtig zu betonen, dass er seinem ehemaligen Nationalelf-Kollegen einen Transfer zu einem Klub raten würde, der „nicht der beste Verein in Europa“ sein müsse, sondern „ein Verein, wo er spielen wird“. Rekordnationalspieler Lothar Matthäus äußerte, dass er sich Götze auch als künftigen Regisseur von Hertha BSC vorstellen könne. Von Investor Lars Windhorst ist bekannt, dass er vom Fußball wenig Ahnung hat, aber sich gern vom Glanz eines Weltmeisters blenden lässt.
Daran schließt sich jedoch die Frage an, ob Götze nach den vielen Rückschlägen der jüngeren Vergangenheit physisch und mental noch in der Lage wäre, die Rolle als Führungsspieler zu übernehmen. Anfang Juni wird er seinen 28. Geburtstag feiern. Der Welpencharme ist bei einem Profis in diesem Alter aufgebraucht. Egal, wohin er jetzt wechselt, er wird knallhart daran gemessen, dass er Verantwortung übernimmt, zu alter Stärke zurückfindet und Erfolge erzielt.
Es ist keineswegs sicher, dass es klappen kann. Aber wer sich mit romantischen Empfindungen an den heißen Sommer 2014 zurückerinnert, an Maracana und an Jogis Flüstern bei der Einwechslung im Finale, der wünscht es Mario Götze am Ende schon, dass seine Achterbahnlaufbahn noch ein Happy End erlebt.
Schließlich muss er heute niemanden mehr beweisen, dass er besser ist als Messi. Es würde schon reichen, wenn Götze nur bewiese, dass er nicht so phlegmatisch ist wie sein Ruf.