Immer zwischen Abstiegskampf und Europaträumen. Normalität ist in Mainz nicht möglich, findet Julian Baumgartlinger. Dabei ist gerade der Kapitän unauffällig unnormal.
Den 12. Februar 2016 wird sich Julian Baumgartlinger rot im Kalender markiert haben. Vielleicht jedes Jahr einen persönlichen Feiertag feiern. Oder zumindest zur Ehre seines ersten Bundesligatreffers alljährlich den Ball in die Maschen bolzen. Es war die 79. Spielminute beim Stand von 1:1 gegen den FC Schalke 04, als nach einer kleinen Kombination Mainz‘ Yunus Malli den Ball auf der linken Seite an den Fünfmeterraum chippte. Baumgartlinger stand richtig. Baumgartlinger köpfte ein – 2:1. Das erste Tor des Österreichers nach geschlagenen 112 Spielen.
Gefürchtet von Trainern
Vorgenommen hatte er sich das schon vor Wochen. „Das steht bei mir auf der Prioritätenliste. Nach über 100 Bundesligaspielen wird es allerhöchste Zeit“, meinte der 28-Jährige im Dezember im Interview mit Goal.com. Dort hatte er auch die ambivalente Erwartungshaltung in der Öffentlichkeit moniert. Abstieg oder Europa – ein dazwischen würde es für Mainz 05 nicht geben. Nach seinem Tor gegen Schalke und dem Sieg in München kurz darauf sind die Wegweiser wieder deutlich auf internationales Geschäft ausgerichtet.
Julian Baumgartliner, der Mann im defensiven Mittelfeld, hat großen Anteil daran.
Auf der Doppelsechs, zumeist neben dem spielstarken Danny Latza und manchmal auch Fabian Frei, gibt Baumgartlinger das, was der Sportjournalist in den Neunzigern noch „Staubsauger“ genannt hätte. Vor allem unter Thomas Tuchel und Kasper Hjulmand spielte der 1,83 Meter große Abräumer den horizontalen Part im Mittelfeldgefüge – oft beteiligt im Spielaufbau, doch mit wenigen entscheidenden offensiven Akzenten. Dabei sind er und Latza bei gegnerischen Trainern aufgrund ihrer Ballsicherheit und Ruhe gefürchtet.
Baumgartlinger statt Geis?
„Die Position entspricht meiner Mentalität, und ich finde auch nicht, dass die Aufgabe trocken ist. Im Gegenteil: Ich will immer am Geschehen sein. Also dort sein, wo der Ball gerade ist“, kommentierte er im vergangenen Jahr seine Position im 11FREUNDE-Interview. Da stand neben ihm noch Johannes Geis. Ein Spieler, den Tuchel absichtlich neben Baumgartlinger installierte, um nicht allzu abhängig von einem Akteur zu werden. Geis ging auf Schalke, Baumgartlinger verlängerte im Frühjahr seinen Vertrag.