Zoran Mamic tritt als Trainer und Sportdirektor von Dinamo Zagreb zurück. Das oberste Gericht verturteilte ihn gemeinsam mit seinem Bruder Zdravko zu einer mehrjährigen Haftstrafe. Die Gründe für das Urteil reichen weit in die Vergangenheit zurück. Am System Mamic dürfte das dennoch nichts ändern.
Heute Abend steht Dinamo Zagreb vor der Herausforderung, das 0:2 aus dem Europa-League-Hinspiel gegen Tottenham Hotspur wettzumachen. Dabei wird die Mannschaft des kroatischen Serienmeisters auf die taktischen Anweisungen ihres Trainers Zoran Mamic verzichten müssen. Dieser trat zu Beginn der Woche von seinen Ämtern als Trainer und Sportdirektor zurück. Der Grund: Das oberste Gericht in Kroatien bestätigte eine Haftstrafe aus dem Jahr 2018. Zoran Mamic muss für vier Jahre und acht Monate ins Gefängnis.
„Obwohl ich mich nicht schuldig fühle, nehme ich das rechtskräftige Urteil zur Kenntnis und trete von der Position des Cheftrainers und Sportdirektors von Dinamo Zagreb zurück“, erklärte Mamic in einer Vereinsmitteilung. Doch Zoran Mamic ist nicht der Einzige, der im Rahmen des richterlichen Beschlusses verurteilt wurde.
Das oberste Gericht aus Zagreb verhängte zugleich eine dreijährige Haftstrafe gegen den ehemaligen Dinamo-Direktor Damir Vrbanovic. Die längste Strafe jedoch bekam Zorans Bruder Zdravko Mamic. Er soll für sechseinhalb Jahre in Haft. Hintergrund des Urteils sind Veruntreuungen bei Transfers in Höhe von rund 15 Millionen Euro sowie Steuerhinterziehungen von 1,5 Millionen Euro. Konkret sollen sich die Mamic-Brüder an den Transfers von Luka Modric zu Tottenham Hotspur im Jahr 2008 sowie an Dejan Lovrens Wechsel zu Olympique Lyon im Jahr 2010 bereichert haben.
Zdravko Mamic gilt als Pate im kroatischen Fußballgeschäft. Der 61-jährige war von 2003 bis 2016 Präsident von Dinamo Zagreb. Gemeinsam mit seinem Bruder Zoran saß er im Sommer 2015 für elf Tage in Untersuchungshaft, nachdem die kroatische Polizei die Mamic-Brüder festgenommen hatte. Drei Jahre später verurteilte sie das Oberste Gericht in Kroatien. Die Verurteilten gingen in Berufung und Zdravko Mamic, der auch einen bosnischen Pass besitzt, setzte sich in Mostar, Bosnien-Herzegowina, ab. Dort wähnt er sich in Sicherheit, da das Nachbarland mit Kroatien kein Auslieferungsabkommen hat.
Zoran Mamic ging nach dreijähriger Amtszeit als Trainer von Dinamo Zagreb zwischen 2013 und 2016 in den Nahen Osten. Dort coachte er Mannschaften aus Saudi-Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten. Dass er 2019 wieder zu Dinamo zurückkehren konnte, rechnet man seinem Bruder an, der die Geschicke von Dinamo weiterhin leitet: „Es ist ein offenes Geheimnis, dass er von Bosnien aus nach wie vor die Fäden im Klub zieht. Und das ist der eigentliche Skandal“, sagt Journalist und Fußballexperte Vladimir Novak der Sportschau.
Neben der Bereicherung in Millionenhöhe im Rahmen von Spielertransfers werden Zdravko Mamic noch allerlei weitere Vergehen zur Last gelegt. So soll er vor allem Jugendspieler von Dinamo Zagreb mit Verträgen ausgestattet haben, die dem ehemaligen Präsidenten lebenslänglich Anteile an deren Gehältern zugesichert haben. Doch nicht nur Nachwuchsspieler waren hiervon betroffen. So stand im Vertrag des gebürtigen Brasilianers und ehemaligen kroatischen Nationalspielers, Eduardo da Silva, widerrechtlich festgeschrieben, dass Zdravko Mamic ein wesentlicher Prozentsatz seines Gehalts zusteht. 2009 klagte Eduardo da Silva dagegen und gewann den Prozess fünf Jahre später.