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Seite 2: Das fehlende Armand

Genauer gesagt, es fehlte ein Arm­band im Wert von 625 Pfund, was damals etwa 5.300 DM ent­sprach. Padilla sagte, sie habe gesehen, wie Moore das Schmuck­stück gestohlen hätte. Bald wim­melte es im Foyer von Hotel­an­ge­stellten, eng­li­schen Natio­nal­spie­lern, gaf­fenden Tou­risten, Pres­se­leuten und Poli­zisten. Sogar Eng­lands Trainer Alf Ramsey kam aus seinem Zimmer geeilt, um zu hören, was es gab.

Zunächst nicht viel. Moore und Charlton bestritten den Dieb­stahl und machten ihre Aus­sagen, dann gingen sie zum Abend­essen. Eng­land schlug Kolum­bien 4:0 und gewann zwei Tage später auch noch gegen Ecuador in Quito. Am 24. Mai flog der Tross von dort zurück nach Mexiko-City – mit einem mehr­stün­digen Zwi­schen­auf­ent­halt in Bogota. 

Dort wurde Moore gebeten, seine Aus­sage auf dem Poli­zei­re­vier noch einmal zu bestä­tigen. Wäh­rend Ramsey auf seinem Zimmer einen Wes­tern schaute, fuhr Moore zur Polizei. Doch auf dem Revier stellte sich die Sache auf einmal erheb­lich ernster dar: Der Spieler wurde stun­den­lang von einem Jus­tiz­be­amten ver­hört. Als das Flug­zeug mit der eng­li­schen Mann­schaft sich in die Lüfte erhob, saß ihr Kapitän noch immer in einem weiß­ge­ka­chelten Raum und ließ durch den Dol­met­scher fragen, was eigent­lich los war.

Moore wird ver­haftet 

Schließ­lich, gegen 22 Uhr, sagte man es ihm. Ein Mann namens Alvaro Suarez hatte die Aus­sage von Clara Padilla bestä­tigt – Moore war ver­haftet. Dank der Inter­ven­tion der eng­li­schen Bot­schaft ver­brachte er die Nacht aber nicht in einer Zelle, son­dern wurde in einer Haci­enda unter Haus­ar­rest gestellt, die dem Prä­si­denten des kolum­bia­ni­schen Fuß­ball­ver­bandes gehörte. 

Die Kunde von der Ver­haf­tung eines der berühm­testen Fuß­baller der Welt ver­brei­tete sich in Win­des­eile. Daheim in Eng­land bela­gerten die Medien das Haus der Moores in sol­chen Massen, dass ein Poli­zei­be­amter in Zivil zu einem Trick griff, wie man ihn nur aus dem Fern­sehen kennt: Er ver­klei­dete sich als Bobbys Frau Tina und lockte die Reporter vom Haus weg, damit die Familie es ver­lassen konnte, ohne ver­folgt zu werden. 

Wäh­rend die Affäre poli­ti­sche Dimen­sionen annahm (die eng­li­schen und kolum­bia­ni­schen Regie­rungen schal­teten sich ein), ord­nete ein Richter in Bogoto an, dass Moore und Clara Padilla ihre Ver­sionen des Vor­gangs am Tatort nach­stellen sollten.

Jacke ohne Tasche 

Diese selt­same Auf­füh­rung fand am 27. Mai statt, drei Tage nach Moores Ver­haf­tung. Padilla zeigte dem Richter, wie Moore eine Vitrine geöffnet haben sollte und das Arm­band in seine linke Jacken­ta­sche gleiten ließ. Moore, der erstaun­lich gelassen und ent­spannt wirkte, wies darauf hin, dass er jene Jacke noch immer trug, da sie zum Aus­geh­anzug der Natio­nalelf gehörte. Auf der linken Seite war über­haupt keine Tasche.

Am fol­genden Tag wurde Moore wegen Man­gels an Beweisen frei­ge­lassen. Als er am 29. Mai ein Flug­zeug nach Mexiko-City bestieg, um end­lich zu seiner Mann­schaft zu reisen, war­teten buch­stäb­lich Tau­sende von Kolum­bia­nern auf ihn. Moores Bio­graph Jeff Powell schrieb: Er durch­schritt die Menge wie eine Mischung aus dem Mes­sias und einem Regie­rungs­chef: Er küsste Babys auf die Stirn, schüt­telte Hände und winkte den Massen.“

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